Der Valentinstag ist eine reine Abzocke
Zwei Redakteure, zwei Meinungen: Jeden Samstag stellt die Mittelbadische Presse in der Reihe "Pro & Kontra" zu einem kontroversen Thema zwei Positionen gegenüber. Ausbau der Rheintalbahn oder Nato-Einsätze - diskutiert wird, was polarisiert. An diesem Samstag lesen Sie: Franziska Jäger und Reinhard Reck zum Thema "Valentinstag"
Pro "Scheinheilig, sonst nichts!"
Von Franziska Jäger
Leider tickt der Mensch so verdammt einfach: Ein Valentinstag ohne rote Rosen kann schnell im Beziehungsstreit enden. Vor allem Frauen erwarten, mit den langstieligen Liebesbeweisen »überrascht« zu werden.
Das ist doch alles scheinheilig! Im Grunde ist es ja schön, wenn sich Menschen gegenseitig eine Freude machen. Ob man dazu einen speziellen Tag braucht, ist eine ganz andere Sache. Eigentlich ist das sogar tragisch! Einige Menschen sind an diesem Tag so romantisch wie nie und manch Partner bekommt nicht nur völlig überteuerte Blumen geschenkt, oft wird auch der Liebesbeweis völlig übertrieben – die Gewinner sind meist nur die Geschäfte. Und ganz ehrlich: Über Blumen, die mir mein Partner am Valentinstag kauft und damit allen einfallslosen Männern hinterherrennt, kann ich mich nicht freuen. Eigentlich sollten wir den Menschen, die wir gerne haben, das nicht nur einmal im Jahr zeigen.
Es ist bitter, dass aus der Liebe, ob an Weihnachten oder zu Ostern, seit Jahrzehnten ein Geschäft gemacht wird. Ich bin dafür, das Geld lieber zu spenden. Liebe Männer, zeigt euren Frauen den Überweisungsschein und sagt: »Schau mal, Liebling, das habe ich für dich getan, weil du so eine mitfühlende Frau bist, und das werde ich jetzt jedes Jahr für dich tun.«
Am 14. Februar ist Valentinstag. Das weiß jeder. Am 15. Februar ist Kinderkrebstag. Das weiß kaum jemand.
Kontra:
Zeichen der Zuneigung
Von Reinhard Reck
Mit Liebe und Partnerschaft ist das so eine Sache. Natürlich sollte die innere Flamme immer brennen. Aber seien wir doch mal ehrlich: In der Hektik des Alltags – bei der Arbeit im Haushalt, beim Stress im Beruf oder beim Umgang mit den Kindern – kommt das gemeinschaftliche Leben manchmal zu kurz.
Da ist es hin und wieder gar nicht schlecht, wenn man von außen einen Impuls bekommt, um dem Partner einfach mal seine Zuneigung zu zeigen. Der Valentinstag ist so eine Gelegenheit. Man muss auch nicht kitschige rote Rosen auf den Frühstückstisch stellen, der Fantasie sind schließlich keine Grenzen gesetzt.
Zwar hat die Geschäftswelt den Valentinstag längst als willkommene Einnahmequelle entdeckt – genauso wie Weihnachten, Ostern, die Konfirmation und viele andere Feste. Das ist aber kein Grund, den Brauch zu ignorieren oder zu kritisieren. Der Kauf von Präsenten ist keine Abzocke, sondern eine Geste für den Menschen, mit dem man das Leben teilt.
Natürlich ist der Valentinstag vom Kommerz beeinflusst. Na und? Schenken und beschenkt werden macht immer Freude.
Ich empfehle Ihnen: Nutzen Sie den heutigen Tag, um Ihren Partner mit einer Gabe zu überraschen – und sei sie noch so bescheiden. Sie werden sehen: Er wird sich darüber freuen – trotz aller vermeintlichen Abzocke.
Valentinstag
Der Valentinstag gilt weltweit als Tag der Liebenden. Um seine Ursprünge ranken sich mehrere Legenden. So soll der Tag auf Bischof Valentin von Terni zurückgehen, der angeblich am 14. Februar 269 wegen seines christlichen Glaubens hingerichtet wurde. Zuvor hatte er trotz kaiserlichen Verbots Verliebte getraut und ihnen Blumen gegeben. Im alten Rom gedachte man am 14. Februar der Göttin Juno, die als Beschützerin von Ehe und Familie galt. Schon damals bekamen Frauen Blumen überreicht. Heute überraschen sich Verliebte am Valentinstag mit kleinen Aufmerksamkeiten. So werden in Deutschland an keinem anderen Tag mehr Blumen verschenkt.