Interview der Mittelbadischen Presse

»Die Freude ist jedes Mal riesig«

Cornelia Wystrichowski
Lesezeit 4 Minuten
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29. Mai 2015

Friederike Kempter.

Sie gehört seit der ersten Stunde zum Kult-Ermittlerteam des Münster-»Tatorts«: Als Assistentin Nadeshda Krusenstern spielt Friederike Kempter die zuverlässige Helferin von Kommissar Thiel und Professor Boerne, verkörpert von Axel Prahl und Jan Josef Liefers. In der neuen Folge »Erkläre Chimäre« (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) gibt es jetzt endlich die fällige Beförderung: Nadeshda wird zur Kommissarin ernannt – und landet gleich mal nach einer Verfolgungsjagd verletzt im
Krankenhaus.

Glückwunsch zur Beförderung: Die von Ihnen gespielte Nadeshda Krusenstern wird im neuen Münster-»Tatort« endlich zur Kommissarin ernannt …
Kempter: Danke, aber ehrlich gesagt verstehe ich den Wirbel um diese Sache gar nicht. Meine Figur wird zwar befördert und hat jetzt einen schönen Titel, aber für mich als Schauspielerin bleibt alles beim Alten.
Sind Sie denn zufrieden mit der Entwicklung der Figur, die Sie schon seit dem ersten Münster-»Tatort« 2002 verkörpern?
Kempter: Ja, ich mag die Figur und habe in jeder Folge etwas Feines zu spielen. Nadeshda hat in den vergangenen drei, vier Jahren einen festen, größeren Platz bekommen, und das gefällt mir.
Sie waren bei Drehbeginn damals erst 22 Jahre alt. Wie sind Sie überhaupt zu der Rolle gekommen?
Kempter: Ich bin zu der Rolle gekommen wie die Jungfrau zum Kind, es ging alles ganz schnell. Ich habe an einem Freitag einen Anruf bekommen, weil jemand anderes von der Rolle abgesprungen war, am Dienstag war aber schon Drehbeginn. Ich hatte drei Stunden Zeit, mir das zu überlegen, und dann habe ich Ja gesagt. Damals war der »Tatort«-Hype noch nicht so groß wie jetzt, und ich hätte nie gedacht, was mal daraus wird.
Was bedeutet der Wirbel um den »Tatort« und besonders die Riesenquoten für die Münster-Folgen für Sie persönlich?
Kempter: Es passiert natürlich schon, dass mich Leute erkennen und dass mir eine Gruppe älterer Herrschaften auf der Straße »Nadeshda« hinterherruft. Aber insgesamt sehe ich für mich keine großen Auswirkungen. Klar ist es schön, dabei zu sein, aber ich laufe jetzt nicht mit stolzgeschwellter Brust rum. Und ich bekomme definitiv nicht mehr Rollenangebote oder werde allein wegen des »Tatorts« besetzt.
Welche Rollen würden Sie sich denn wünschen?
Kempter: Ich freue mich über alle Rollen, in denen ich keine Ermittlerin spiele (lacht). Ich habe ja in der ARD-Vorabendserie »Hauptstadtrevier« ebenfalls eine Polizistin gespielt, und nach all den Krimis mit vielen Toten habe ich jetzt Lust auf andere Genres. 
Wie lange möchten Sie im Münster-»Tatort« noch mitspielen? 27 Folgen gibt es ja bereits ... 
Kempter: Ich weiß zwar nicht, ob es noch einmal 27 werden, aber zurzeit mache ich es noch gerne. Die Freude, mit Axel Prahl und Jan Josef
Liefers spielen zu dürfen, ist jedes Mal immer noch riesig. Das ganze Team mit Vater Thiel, Kommissar Thiel, Boerne,
Alberich, Staatsanwältin Klemm und mir ist von Anfang an zusammen. Es ist schön, sich zweimal im Jahr zu
begegnen. Das mag ich sehr daran.
Wo liegt nach so vielen Fällen noch die Herausforderung?
Kempter: In einer langen Szene zu sein und dann nur zwei Sätze zu haben, das ist eine Herausforderung. Es ist einfacher, wenn man viel zu spielen hat, Szenen mit Action, Drama oder Komik. Schwieriger ist es, wenn man in einer Szene dabei ist, in der Professor Boerne etwas erklärt und man selber bis auf einen kleinen Satz nichts zu sagen hat. Da muss man aufpassen, um die Präsenz nicht zu verlieren.
Wer ist bei den Dreharbeiten der Chef? Ist es der Herr Prahl oder der Herr Liefers?
Kempter: Niemand. Natürlich wissen Jan Josef und Axel genau, wie sie ihre Rollen zu spielen haben, und wir Schauspieler besprechen Szenen auch mal untereinander, weil wir uns schon so lange kennen. Aber am Ende hat immer der Regisseur das Sagen.
Sind die Dreharbeiten zu den humorvollen Münster-»Tatorten« lustig – oder vielleicht im Gegenteil besonders ernst, wegen der großen Verantwortung, die aus den hohen Einschaltquoten resultiert?
Kempter: Es ist sehr lustig, wir lachen viel. Wir denken bei den Dreharbeiten ehrlich gesagt gar nicht daran, wie viele Leute am Ende zuschauen,
sondern versuchen einfach, den besten Film zu machen. Es ist ja nicht wie im Theater, wo man die Reaktion des Publikums direkt bekommt,
sondern es ist alles völlig abstrakt – die vielen Millionen Zuschauer spürt man zu keinem Zeitpunkt. Das beeinflusst unsere Arbeit null. Eher ist es entspannend, zu wissen, wie beliebt die Krimis sind und dass die Leute das mögen, sodass man ganz in Ruhe versuchen kann, wieder einen schönen Film zu machen.
Es gibt sehr komische Münster-»Tatorte« und dann wieder Folgen, die weniger überdreht sind. Welche sind Ihnen die liebsten?
Kempter: Ich fand »Wolfsstunde« und »Tempelräuber« am besten. Also eher die Folgen, wo es ein bisschen ernster wird. Ich finde, das können unsere Krimis auch vertragen. Sie sind so leicht und komisch, gerade deshalb funktioniert es ganz gut, wenn man auch mal in die Tiefe geht.

Zur Person

Die Schauspielerin Friederike Kempter

Friederike Kempter kam 1979 in Stuttgart zur Welt und übernahm schon kurz nach dem Abitur erste TV-Rollen. Nach ihrer Schauspielausbildung an einer Privatschule in Berlin war sie unter anderem in Anke Engelkes Sketchformat »Ladykracher« zu sehen, die Rolle im populären »Tatort“» aus Münster machte sie einem breiten Publikum bekannt. Auch als Kinoschauspielerin ist die 35-Jährige sehr gefragt, so war die Schwäbin unter anderem in dem preisgekrönten Leinwanddrama »Oh Boy«, in Til Schweigers »Kokowääh« oder in Matthias Schweighöfers »What a Man« zu sehen. Kempter wohnt mit ihrem Lebensgefährten in Berlin.  ski

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