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Fragen zu DVB-T2 HD? Hier gibt’s Antworten!

Florence-Anne Kälble
Lesezeit 5 Minuten
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25. März 2017

Dass man Privatsender kostenlos empfängt, wird laut Experte Michael Gundall in einigen Jahren komplett der Vergangenheit angehören. ©dpa

Der Fernseh-Empfang erreicht am 29. März ein neues Level: Der neue Standard DVB-T2 wird nach und nach bundesweit eingeführt. Auch die Ortenau ist von der Abschaltung des alten DVB-T betroffen (wir berichteten). Michael Gundall, Fernsehexperte der Verbraucherzentrale, erklärt im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse, auf was Verbraucher bei der Umstellung zu achten haben.
 

Herr Gundall, was genau ist DVB-T2?
Michael Gundall: DVB-T2 ist die technische Weiterentwicklung von DVB-T, also dem Fernsehen über Antenne.

Wer ist von der Umstellung nicht betroffen?
Gundall: Verbraucher, die ihr Fernsehprogramm per Satellit, per Kabelfernsehen oder über das Internet (IPTV oder Streamingdienste) empfangen, sind von der Umstellung nicht betroffen.

Welche Vorteile bringt der neue Standard?
Gundall: Zum einen können mehr Programme übertragen werden, je nach Region bis zu 40 Fernsehprogramme, zum anderen werden die Fernsehprogramme nur noch in hochauflösender Qualität (HDTV) übertragen.

Gibt es auch Nachteile?
Gundall: Ja. Es sind neue Empfangsgeräte erforderlich, und die Privatsender wie beispielsweise Pro Sieben, Sat.1 oder RTL sind nur noch als Pay-TV empfangbar.

Empfängt man nach der Umstellung noch freie Programme?
Gundall: Ja. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender strahlen ihre Programme nach wie vor unverschlüsselt aus. In Deutschland sind dies: Das Erste HD, ZDF HD, arte HD, Phoenix HD, 3sat HD, KiKa HD, One HD, Tagesschau24 HD, ZDF neo HD, ZDF Info HD.  In Baden-Württemberg sind zudem noch folgende dritte Fernsehprogramme zu empfangen: SWR HD, BR HD, hr HD und WDR HD. Es gibt zudem auch noch wenige frei empfangbare Privatsender: Bibel TV HD und QVC HD.

Müssen sich die Verbraucher einen neuen Fernseher zulegen?
Gundall: Nein, grundsätzlich kann jeder Fernseher nachgerüstet werden. 

Welche Hardware wird zum Empfang mit dem neuen Standard benötigt?
Gundall: Neuere Fernseher haben bereits ein Empfangsteil für den DVB-T2-Empfang integriert. Für alle anderen Fernseher ist ein DVB-T2-Receiver notwendig, der an den Fernseher angeschlossen wird. Ältere Flachbildfernseher werden mit einem sogenannten HDMI-Kabel mit dem Receiver verbunden. Will man einen Röhrenfernseher nachrüsten, muss man beim Receiverkauf darauf achten, dass der Receiver einen Anschluss für das Scartkabel hat. Generell sollte man bei Röhrenfernsehern überlegen, ob eine Nachrüstung sinnvoll ist, denn zum einen ist der Energieverbrauch dieser Geräte vergleichsweise hoch, und zum anderen kommt man nicht in den Genuss der hochauflösenden Bildqualität von DVB-T2.

Manche Händler behaupten, dass die alte DVB-T-Antenne ausgetauscht werden muss. Stimmt das?
Gundall: Nein, jede Fernsehantenne kann weiterverwendet werden. Selbst die Dachantenne von vor 40 Jahren kann die Signale empfangen, aber auch alte Zimmerantennen funktionieren weiterhin.

Empfängt man mit allen Geräten alle Sender?
Gundall: Nein. Zum einen gibt es noch reine »Free-to-Air«-Receiver, die nur die unverschlüsselten Sender empfangen können und auch nicht für den Empfang der verschlüsselten Privatsender nachgerüstet werden können. Hierbei handelt es sich um ganz billige und einfache Geräte, die es im Handel ab rund 40 Euro zu kaufen gibt. Dann gibt es die sogenannten »Freenet TV«-Receiver, die im Handel ab etwa 55 Euro erhältlich sind. Diese haben das Entschlüsselungssystem bereits integriert und können auch die Privatsender empfangen. Für Fernsehgeräte, die bereits das Empfangsteil für DVB-T2 integriert haben, wird lediglich für den Empfang der Privatsender ein Entschlüsselungsmodul (CI+-Modul) für »Freenet TV« benötigt. Dieses kostet um die 70 Euro. 

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Was hat es mit der »Freenet TV«-Gruppe auf sich?
Gundall: »Freenet TV« ist das Bezahlsystem für die Privatsender.

Muss man für die Umstellung zahlen? Wenn ja, wie viel?
Gundall: Wer nur die unverschlüsselten Sender empfangen möchte, hat nur die Anschaffungskosten für den Receiver. Für die Privatsender von Freenet werden jährlich 69 Euro fällig, allerdings ist beim Kauf eines »Freenet TV«-Receivers oder des CI+-Moduls bereits der Empfang für drei Monate inkludiert.

Welche Sender kosten extra?
Gundall: RTL HD, Pro Sieben HD, Sat.1 HD, VOX HD, RTL II HD, Super RTL HD, n-tv HD, Sixx HD, ProSiebenMAXX HD, Sat.1 Gold HD, RTL nitro HD, Kabel1 HD, DMAX HD, Eurosport 1 HD, Sport 1 HD.

Und warum ist das so?
Gundall: Die Tendenz der großen Privatsender geht schon seit Jahren in Richtung Pay-TV. Mit der Einführung von HDTV begannen die Sender, ihr Programm in HDTV nur noch verschlüsselt zu übertragen. Angefangen hat es 2009 beim Satellitenfernsehen mit HD+, später dann über das Kabelfernsehen, und nun wird auch bei DVB-T2 nur verschlüsselt übertragen.

Man kann die Sender aber auch anders empfangen, zum Beispiel per Streaming, Kabel oder Satellit.
Gundall: Natürlich kann man auch die Empfangsart wechseln. Bei Kabel und Satellit sind die Privatsender noch unverschlüsselt in der schlechteren Standardqualität empfangbar, aber auch damit wird voraussichtlich etwa Ende 2022 Schluss sein. Bei Kabel und IPTV ist noch zu beachten, dass auch hier entsprechende Verträge notwendig sind, bei denen Kosten entstehen können.

Welche Möglichkeiten gibt es für den Empfang über Notebook, PC oder Tablets?
Gundall: Erste USB-Sticks gibt es schon länger im Handel, allerdings sind diese nur für den Empfang der unverschlüsselten Sender geeignet. Ein USB-Stick für den Empfang der Privatsender auf PC, Laptop und Mac kam am 23. März auf den Markt. Empfangssticks für Smartphones und Tablets sind in Planung. Allerdings sollte man beachten, dass die technischen Anforderungen an das Notebook beziehungsweise Tablet oder Smartphone sehr hoch sind. Sprich: Mit älteren Geräten wird ein Fernsehempfang nicht möglich sein.

Kann ich mein DVB-T2-Empfangsgerät schon heute anschließen und ausprobieren, oder funktioniert das dann nicht?
Gundall: Ja, das funktioniert. Alle Geräte können auch noch das »alte« DVB-T darstellen. Aber Vorsicht: Natürlich sind bei den alten DVB-T-Sendern noch die Laufbänder bzw. die Hinweise zur Abschaltung zu sehen! Davon darf man sich nicht irritieren lassen!

Was muss ich am Tag der Umstellung beachten?
Gundall: Hat man schon vorher einen DVB-T2-Receiver erworben, so ist am Tag der Umstellung ein Sendersuchlauf notwendig.

Wird in ganz Deutschland am 29. März umgestellt?
Gundall: Die Umstellung erfolgt regionsweise. Ende März wird zwar in vielen Regionen umgestellt, aber es gibt Regionen, die später folgen. Die komplette Umstellung soll deutschlandweit bis Mitte 2019 abgeschlossen sein.

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