Höllenotter und Widderbock
Hallo Robby, wir würden Dich gerne bei der Bestimmung von zwei Tieren um Rat fragen. Bei der Schlange vermuten wir eine Höllenotter. Wir haben sie in der Nähe des Lotharpfades an der Schwarzwaldhochstraße gesehen. Auf der Flucht hat sie mit lautem Zischen gedroht. Und der Käfer hatte sich bei uns ins Haus verirrt. Er war vielleicht so groß wie ein Daumennagel eines Erwachsenen. Vielen Dank im Voraus.
Viele Grüße Michael Männle aus Durbach
Das sind zwei tolle Funde! Bei der Schlange handelt es sich tatsächlich um eine Höllenotter. Das ist allerdings keine eigene Art, sondern vielmehr ein geläufiger Name für schwarze Kreuzottern, die zum Beispiel im Bereich Ruhestein-Schliffkopf immer wieder gesichtet werden: Kreuzottern können nämlich verschieden gefärbt sein, oftmals haben sie ein dunkles Zickzack-Band auf hellerem Untergrund. In höher gelegenen, kühleren Schwarzwaldlagen ist jedoch eine dunkle Färbung von Vorteil: Weil sich nämlich schwarze Körper bei Sonneneinstrahlung besser aufheizen als hellere, werden Höllenottern besonders schnell aktiv. Sie können daher mehr Zeit mit der Nahrungssuche verbringen als heller gefärbte Artgenossen.
Die Kreuzotter ist übrigens eine von fünf Schlangenarten, die in Baden-Württemberg heimisch sind. Sie gehört zu den Vipern, was man daran erkennen kann, dass ihre Pupillen wie ein senkrechter Schlitz aussehen. Im Ortenaukreis kommen Kreuzottern nur im Schwarzwald vor.
Das zweite Foto zeigt ein Exemplar des Gemeinen Widderbocks. Das Wort »gemein« kann übrigens mehrere Bedeutungen haben: Hier meint es nicht etwa, dass dieses Insekt hinterlistig oder bösartig ist. Vielmehr soll in diesem Fall zum Ausdruck gebracht werden, dass es sich um die häufigste von mehreren Widderbock-Arten handelt, die es bei uns gibt. Ein Erkennungsmerkmal des Gemeinen Widderbocks ist übrigens, dass seine Fühler zum Ende hin dunkler werden – was man auf dem Bild gut sieht.
Widderböcke gehören – wie es der Name schon andeutet - zu den Bockkäfern. Die heißen so, weil ihre meist langen Fühler nach hinten gebogen sind und daher Ähnlichkeiten mit den Hörnern eines Steinbocks haben. Weltweit sind zirka 26000 Bockkäfer-Arten bekannt, rund 160 wurden bislang in Baden-Württemberg nachgewiesen. Erwachsene Bockkäfer sieht man oftmals auf Blüten, ihre Larven entwickeln sich hingegen in Pflanzen –meistens in Holz.
Das gilt auch für den Gemeinen Widderbock, der etwa sieben bis 14 Millimeter groß wird und mit wissenschaftlichem Namen »Clytus arietis« heißt: Im Frühjahr und Sommer besuchen die Käfer gerne Blüten, vor allem von Doldenpflanzen wie zum Beispiel Wiesenkerbel, Engelwurz und Bärenklau. Sie werden nur wenige Wochen alt, ernähren sich von Pollen und fliegen bei Störungen meist rasch weg. Die dazugehörigen Larven leben im Holz etlicher Laubbaum-Arten, für ihre Entwicklung benötigen sie etwa zwei Jahre.
Auffallend ist die schwarz-gelbe Zeichnung der Widderböcke, die an Wespen erinnert. Diese Ähnlichkeit ist indes nicht zufällig: Wie auch andere, ähnlich aussehende Bockkäfer, tarnen sich Widderböcke sozusagen als Wespen und werde daher von etlichen Fressfeinden verschont. So etwas – also die Nachahmung eines gefährlichen Tieres durch harmlose Arten zur Täuschung von Feinden – wird in der Biologie übrigens als Mimikry bezeichnet.
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