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Orientalische Mörtelwespe: Das Insekt baut Lehmtöpfchen

Andreas Braun
Lesezeit 3 Minuten
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19. April 2017

Die orientalische Mörtelwespe ©Fritz Geller-Grimm / Museum in Wiesbaden

Hallo Robby, beim Fensterputzen bin ich auf eine gehörige Anzahl von Kokons einer Mörtelwespe gestoßen. Kann es sein, dass ein einziges Insekt so viele Kokons anlegt? Töpfert das Insekt diese Kokons wie wir beim Töpfern in Wulsttechnik? Um welche Wespe handelt es sich genau? Kann das dein Experte anhand der Gestaltung der Kokons sagen? Übrigens habe ich die Kokons zu meinem Bienenhotel gebracht, sie auf Sand gelegt und mit Holzspänen abgedeckt. So können die Nachkommen bei zunehmender Temperatur ausschlüpfen. Vielen Dank für Deine Expertise, dein fleißiger Leser  Wolfgang Ott aus Niederwasser.

Das sind Brutzellen einer Grabwespe, nämlich der Orientalischen Mörtelwespe (Sceliphron curvatum). Die stammt aus Asien, kommt seit einigen Jahren aber auch bei uns vor. Für ihren Nachwuchs bauen die Weibchen besondere Lehmtöpfchen – etwa wie hier in Fensterrahmen oder an anderen Stellen in Häusern.

Fremdes Material

Die Bezeichnung »Kokon« trifft, streng genommen, übrigens nicht zu: Als Kokons werden nämlich nur solche Gebilde zum Schutz von Eiern und Jugendstadien bezeichnet, die mithilfe körpereigener Sekrete (zum Beispiel aus Spinndrüsen) hergestellt werden. Die Orientalische Mörtelwespe benutzt dazu jedoch feuchten Lehm, also fremdes Material. Der neutrale Begriff »Brutzellen« passt deshalb wohl besser.

Brutzellen bauen

Im Sommer fliegen die Weibchen mit ihrem Baustoff, den sie sich zum Beispiel an Pfützen holen, durch offene Fenster und Türen in Häuser ein. Darüber, wie sie anschließend ihre Brutzellen bauen, hat vor einigen Jahren ein Zoologe aus Österreich geforscht und seine Erkenntnisse publiziert. Demnach beginnt die Konstruktion zunächst mit einem ersten, flach am Untergrund angedrückten Haftklumpen, der anschließend durch weitere, ringförmig angelegte Lehmwülste überlagert wird.

Die tägliche »Arbeitszeit« erstreckt sich von Sonnenaufgang bis etwa eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang, wobei natürlich auch Pausen eingelegt werden. Die Arbeitsgeschwindigkeit hängt von den jeweiligen Umständen ab: Unter günstigen Bedingungen (gutes Wetter, kurzer Anflugweg) kann die Wespe wohl mehrere – vermutlich bis zu drei – Lehmtöpfchen an einem Tag schaffen. Muss sie ihre Arbeit jedoch mehrfach unterbrechen, benötigt sie hingegen um die zwei Tage, bis sie einen einzelnen »Rohbau« fertiggestellt hat. Mehrere – mitunter über 30 oder 40 – solcher Brutzellen werden dann in Reihe hintereinander angelegt.

Ein Ei pro Töpfchen

Später legt die Wespe in jedes Töpfchen ein Ei hinein und gibt, bevor sie diese verschließt, noch ein paar Spinnen hinzu, die das Muttertier zuvor gefangen und gelähmt hat – sozusagen als »Proviant« für die heranwachsenden Larven. Nach erfolgter Verpuppung stoßen die Jungwespen von innen den Deckel ihrer Brutzelle auf und verlassen diese – meist im nächsten Frühjahr, mitunter auch schon etwas früher.

Die erwachsenen Wespen sind anderthalb bis zwei Zentimeter lang und haben einen schwarzgelb bis schwarz-rot-braun gefärbten Hinterleib, der auf einem langen Stiel sitzt. Angst braucht man vor ihnen keine zu haben (wenngleich sie heftig brummen können), da ihr Stachel nicht durch die Haut dringen kann.

Vor etwa 2000 Jahren

Und noch etwas: Man geht davon aus, dass manche Arten der Gattung »Sceliphron« schon vor etwa 2000 Jahren ihre Brutzellen in menschlichen Behausungen angelegt haben. Der Grund war damals wohl der gleiche wie heute: In Häusern regnet es nicht.

Werden die Lehmtöpfchen nämlich nass, zerfallen sie wieder in ihre einzelnen Bestandteile, da sie nicht wasserfest sind. Aus diesem Grund sollte man solche Brutzellen, falls man sie nicht bei sich in der Wohnung haben möchte, möglichst an andere überdachte, einigermaßen warme und regengeschützte Stellen bringen – etwa in eine Autogarage oder Scheune.

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Mittelbadische Presse
Robbys Kinder-Nachrichten
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