Ausstellung »Archäologie des Heils« zeigt Christusbilder
In der Ausstellung »Archäologie des Heils« präsentiert das Kunstmuseum Basel Christusbilder aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
Die erste Druckausgabe des Neuen Testaments in griechischer Sprache samt Neuübersetzung ins Lateinische erschien 1516 am Oberrhein, nämlich in Basel. Erasmus von Rotterdams Publikation fiel in eine Zeit intensiver Rückbesinnung auf die Überlieferung und erlebte noch im selben Jahr seine dritte Auflage. Der Bestseller aus der Frühzeit des Buchdrucks war ein Meilenstein auf dem Weg zu einer historisch-kritischen Bibelexegese. Den 500. Jahrestag der epochalen Edition feierte und feiert die Stadt Basel mit einer Reihe von Ausstellungen, Vorträgen und Exkursionen.
Das Kunstmuseum Basel steuert die Ausstellung »Archäologie des Heils« dazu bei. Thema der Schau sind das für Erasmus und seine Zeit prägende Christusbild und die Wandlungen dieses Bildes in der Folgezeit. Eine Darstellung des Christusbilds im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit – ein ehrgeiziges Vorhaben, für das das Kunstmuseum aus seinem reichen Fundus schöpfen konnte. Hochkarätige Leihgaben aus Privatbesitz und Museen in Deutschland oder den Niederlanden schließen die vorhandenen Lücken – etwa mit verschiedenen Darstellungen der heiligen Sippe und der apokryphen Großfamilie Christi.
Unter der Überschrift »Mysterium der Menschwerdung« ist zu Beginn eine Reihe spätmittelalterlicher Verkündigungsszenen zu sehen wie Jost Hallers im Perspektivischen noch etwas ungelenke »Verkündigung an Maria« aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Dazu Darstellungen der heiligen Sippe, etwa Michael Wolgemuts und Wilhelm Pleydenwurffs Holzschnittillustrationen in der Schedelschen Weltchronik von 1493. Der Holzschnitt von Lucas Cranachs d. Ä. zeigt in einer lebendigen, intimen Szene Mitglieder der heiligen Sippe in einem Raum versammelt. Zentrum der Darstellung ist die kleine Gruppe Anna selbdritt – ein Sujet, das in verschiedenen Gemälden der Schau wiederkehrt.
Knabe auf dem Arm
Bei einem Schwäbischen Meister hält die heilige Anna den Jesusknaben auf dem Arm. Die neben ihr stehende, deutlich kleiner dargestellte Tochter Maria ist gewissermaßen zur Adoleszentin geschrumpft. In einer Federzeichnung von Urs Graf hält Anna das Jesuskind und gleichzeitig die erwachsene, aber klein dargestellte Maria auf dem Arm. In Hans Baldung Griens Holzschnitt greift der nackte Christusknabe nach einer Haarsträhne Mariens, während Anna dem Kind wie gedankenverloren an den Pimpf fasst. Beliebte Sujets im 15. wie im 16. Jahrhundert sind die Geburt Christi, die Anbetung der Könige und die stillende Gottesmutter. Eine der schönsten Geburtsszenen ist das um 1420 entstandene, von großer Innigkeit getragene Gemälde eines süddeutschen Meisters. Der flämische Maler Petrus Christus siedelt die Geburt des Erlösers in einer mitteleuropäischen Landschaft an. Die wunderbare »Anbetung der Könige« aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert wurde früher nicht umsonst Dürer zugeschrieben.
Hochkarätige Passionsbilder
Mittelpunkt der Schau ist eine hochkarätige Reihe von Passionsbildern. Sie reicht von dem wunderbaren Gemälde »Christus am Ölberg« (um 1450) des Meisters von Schloss Lichtenstein über Passionsszenen bis zu »Kopf des dornengekrönten Christus« von Lucas Cranach d. Ä. Heraus ragen Glanzstücke des Kunstmuseums wie Holbeins toter Christus oder Matthias Grünewalds bis in die Gewandfalten der Figuren hinein meisterhafte »Kreuzigung«. Hans Springinklees Hell-Dunkel-Zeichnung »Christus als gekrönter Schmerzensmann« (um 1514) nimmt die siegreiche Passion vorweg, die in Albrecht Altdorfers »Auferstehung Christi« und einem Gemälde mit selbigem Motiv von Lukas Cranach d. Ä. eine glanzvolle Darstellung findet.
»Archäologie des Heils«, Kunstmuseum Basel, St. Alban-Graben. Bis 8. Januar 2017, Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr, Infos im Internet: www. kunstmuseumbasel.ch