Oppenau: Festwoche klassiche Musik

Bach-Chor singt "Latin Jazz Mass" zum Auftakt

Michael Karle
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28. September 2015
Der Bach-Chor Ortenau unter Leitung von Thomas Strauß und Saxofonist Christian Leitherer.

Der Bach-Chor Ortenau unter Leitung von Thomas Strauß und Saxofonist Christian Leitherer. ©Michael Karle

Der von Thomas Strauß geleitete Bach-Chor Ortenau faszinierte in Achern und zur Eröffnung der Oppenauer »Festwoche klassischer Musik« mit Martin Völlingers »The Latin Jazz Mass« und einem »Alleluja« des amerikanischen Komponisten und Dirigenten Eric Whitacre.

Dass die Ortenau im Bach-Chor über ein herausragendes Ensemble verfügt, verdeutlichte er am Samstag in Achern und am Sonntag zur Eröffnung der Festwoche klassische Musik in Oppenau schon beim eröffnenden »Alleluja«. Feinste und von höchstem Engagement getragene Musikalität war zu Beginn des Konzerts im genussvoll zu hörenden a-cappella- Gesang mit teilweise sehr filigranen Klangbildern gut zu erleben.

Umstimmung auf rhythmusdominierte Musikalität des 20. Jahrhunderts brachten Daniel Schay (Drums) und Bassist Klaus Lauer mit dem »Opening« zur »Latin Jazz Mass« ebenso wie Saxophonist Christian Leitherer und Chorleiter Thomas Strauß, der seine Dirigentenaufgabe fortan mit der eines Jazzpianisten aufzuteilen oder zu ergänzen hatte.

Brillanter Gesang

Beides, so darf vorweggenommen werden, gelang dem Oppenauer Kantor herausragend. Chor wie Jazzensemble und die nicht weniger brillierenden Gesangssolisten Ilona Braunstein (Sopran) und Reinhard Danner (Tenor) brachten das von Martin Völlinger komponierte Werk auf eine Weise zu Gehör, die permanent Gänsehautalarm auslöste. Ob die höchst schwungvoll gegebenen Kyrie-Rufe, das von einem majestätisch gehaltenen Laudamus-Chor unterbrochene »Gloria« oder der »Psalm mit Halleluja« – ein ums andere Mal begeisterten Chor wie Combo im mitreißend funktionierenden Miteinander.

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Soulige Stimmgebung

Größe und eine geheimnisvoll soulige Stimmgebung legte Ilona Braunstein beim an den heiligen Franziskus erinnernden »Laudato Si, mi Signore«. Gemeinsam gab das Solistenpaar Braunstein und Danner mit Chor und Combo dem Ruf zum »Geheimnis des Glaubens« innigen Klang. Viel Aufmerksamkeit erreichte der Bach-Chor, dessen Namenspate wohl auch an diesem für den Chor sicherlich nicht gewöhnlichen Auftritt viel Spaß und eine sehr lebendige innere Freude verspürt hätte, mit einem spannenden Einsatz zum »Ave Maria«. Beteten die Männer in gesprochener Sprache und im Wechsel das bekannte Gebet zur Gottesmutter »Gegrüßet seist du Maria«, so brachten die Frauenstimmen ein helles »Ave Maria« dazu. Auch hier erzielte der Chor höchst reizvolle Kontraste und Klangwirkungen, ehe Ilona Braunstein und Reinhard Danner bei »Peace, I Give To You« tiefgründig ankamen.

Welch hohen Anteil an der inneren Verbindung zur Botschaft der jeweiligen Messteile dem Rhythmus gehört, verdeutlichte Daniel Schay. Ob Samba oder Rumba, jazzbetonte oder afroamerikanische Rhythmen, die Lebendigkeit des Musizierten lebte stark vom Gründer der Sambaschule »Ritmo Brasil«. Bassist Klaus Lauer und Saxophonist Christian Leitherer hatten nicht weniger Anteil an der so kaum erlebten Faszination einer lateinischen Messe.

Franziskanische Anklänge vermittelten Chor wie Orchester nochmals zum Schluss mit dem programmatischen Satz »Singt das Lied der Freude über Gott«. Der Reaktion des begeisterten Publikums entsprechend, das sich gar zwei Zugaben erklatschte, sollte dieses künftig noch öfter in der Sprache des Jazzes und voller lebendiger Rhythmen erklingen.

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