Museum Frieder Burda

Werke von Arnulf Rainer im Frieder Burda Museum

Regina de Rossi
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
05. März 2015

Sammler Frieder Burda mit Arnulf Rainers Werk »Zentralformation TTR 51« ©Regina de Rossi

Die neue Ausstellung im Frieder Burda Museum zeigt in einer großen Retrospektive ab 1949 rund 100 Arbeiten von Arnulf Rainer. Aus gesundheitlichen Gründen konnte der österreichische Künstler, der vor Kurzem seinen 85. Geburtstag feierte, nicht zur Eröffnung kommen.

Die Ausstellung wurde von Helmut Friedel, Intendant des Museums Frieder Burda und langjähriger Kenner des Œuvre, in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler zusammengestellt und bereits in der Albertina in Wien mit großem Erfolg gezeigt. »Wir freuen uns sehr, dass nach dem Erfolg in der Albertina die Ausstellung nun in den besonderen Räumen des Baden-Badener Museums gezeigt werden kann, aus dem Heimspiel nun ein Auswärtsspiel wird. Der 85. Geburtstag des Künstlers ist die beste Gelegenheit, Rainer als herausragenden Künstler unserer Zeit zu würdigen«, sagte Friedel.

Von Anfang an gehörte Arnulf Rainer, 1929 in Baden bei Wien geboren, dessen Werk  zu den ebenso zentralen wie einzigartigen Positionen der Kunstgeschichte gehört, zu den wichtigsten Künstlern der Sammlung Frieder Burda: »Mir liegt das Existenzielle und Provokante an Rainers Zeichnungen«, erläutert der Kurator und weist auf ein mit »TTR 51« betiteltes Bild hin, zu dem Arnulf Rainer schrieb:  »Die Kritzel wurden bald deutlicher. Ich erkannte ihre Figuren. Es waren stets die gleichen vertikalen Linien, manchmal ausnahmsweise wellige, haarige leichte Striche. Naiv meinte ich das Kürzel für die Kunst überhaupt gefunden zu haben!«

Permanenter Prozess

- Anzeige -

Obsessiv hat sich Arnulf Rainer stets mit seiner Kunst auseinandergesetzt, jede Phase intensiv durchlebt. Und so gliedert sich die Ausstellung in die verschiedenen Werkgruppen und vermittelt in der Präsentation im Museum Frieder Burda die Parallelität dieser verschiedenen künstlerischen Strategien in seinem Œuvre. Der Besucher sieht sich zuerst mit den bekannten Übermalungen Rainers konfrontiert. Sie sollen eine Auslöschung des ursprünglichen Bildes im permanenten Malprozess vorantreiben, greifen nicht selten das eigene Ich als Thema auf und gehen dabei über in einen performativen Akt.

Die konsequente Selbstbeschäftigung mit dem eigenen Gesicht oder Körper hat aber keinen narzisstischen Ursprung. Im Gegenteil: Die künstlerische Existenz dient als einzige verbleibende Legitimation der Kunst im Zeitalter ihres Endes. So werden diese Bilder auch Ausdruck einer gewissen Sprachlosigkeit: »Es gibt für Rainer nichts mehr mitzuteilen außer der Vergegenwärtigung seiner eigenen Existenz«, erklärt Helmut Friedel. Mit dem Kreuz als immer wiederkehrendes Motiv orientiere sich der Künstler einerseits an der christlichen Symbolik, andererseits fungiere es als zentrales Orientierungssystem des Menschen, als entscheidende Grundkoordinate, so der Kurator. Mit den Masken, speziell den Totenmasken, tritt noch einmal die in den Bildwelten Rainers immer schwelende Affinität zum Thema Schmerz und Tod deutlich ins Bild.

Eine beeindruckende Ausstellung, für die sich der Besucher Zeit nehmen sollte, um zu verstehen. Auf die Frage, was das größte Missverständnis gegenüber seiner Kunst ist, antwortet Arnulf Rainer: »Dass man meine Überarbeitungen als aggressiven Akt gesehen hat. Dabei kann ich nur etwas übermalen, zu dem ich Besuch habe, das ich schätze!«

Die Ausstellung von Arnulf Rainer im Frieder Burda Museum in Baden-­Baden ist bis zum 3. Mai zu sehen. Sie ist von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kultur

Martina Geist zu Gast im Künstlerkreis Ortenau: "Augenlust".
vor 6 Stunden
Offenburg
Die Galerie im Artforum in Offenburg präsentiert Werke von Martina Geist. Ihre Bilder sind angesiedelt zwischen Druck, Zeichnung und Malerei.
Margret Koell und Stefan Temmingh verfügten bei ihrem Konzert über ein Instrumentarium, das über fünf Oktaven hinauswuchs.
vor 6 Stunden
Achern - Fautenbach
Mit ihren "Sound Stories" präsentierten Stefan Temmingh und Margret Koell in der Alten Kirche Fautenbach Werke aus fünf Jahrhunderten europäischer Musikgeschichte.
Dietrich Mack
vor 6 Stunden
Kulturkolumne
Musik ist nicht nur eine Himmelsmacht, sondern auch eine Macht auf Erden, die vielen Menschen hilft und einigen schadet.
Kam rockig daher: Musiker Alastair Greene beim Blues Caravan.
16.04.2024
Offenburg
Starke Stimmen und epische Gitarrenläufe: Blues Caravan in der Offenburger Reithalle mit Katarina Pejak, Eric Johanson und Alastair Greene.
Beliban zu Stolberg gastiert am Donnerstag bei "Wortspiel" und liest aus "Zweistromland".
16.04.2024
Literaturtage Wortspiel
Um die kurdische Bürgerrechtsbewegung und eine mutige Frau geht es in "Zweistromland" von Beliban zu Stolberg. Sie liest am Donnerstag, 18. April, in Offenburg in der Stadtbibliothek.
Charlotte Gneuß schaffte es mit ihrem Erstling auf die Longlist des Deutschen Buchpreises – heute liest sie in Offenburg.
15.04.2024
Literaturtage Wortspiel
Mit ihrem Romandebüt "Gittersee" hat die Autorin Charlotte Gneuß eine heftige Debatte entfacht. Zugleich erhielt sie mehrere Literaturpreise. Am Dienstagabend liest sie bei "Wortspiel" in Offenburg.
Dirigent Rolf Schilli (von links), Komponist Leonard Küßner und Musikschulleiter Peter Stöhr bei der Übergabe der Partitur von "Zeitenwende".
15.04.2024
Offenburg
Die Partitur ist übergeben: Nun probt die "Philharmonie am Forum" für die Uraufführung des Konzerts für Altsaxofon und Orchester des Komponisten Leonard Küßner am 5. Mai in Offenburg.
José F.A. Oliver.
15.04.2024
Kulturkolumne
So wie „spring“ im Englischen Frühling „m:eint“, lade ich Sie ein, hineinzuspringen – mitten in diesen Kolumnentext! In die Zeilen. Zwischen die Zeilen.
Barbara Ehrmann und Dieter Konsek stellen gemeinsam beim Kunstverein Offenburg/Mittelbaden aus. 
12.04.2024
Kunstverein Offenburg/Mittelbaden
Barbara Ehrmann zieht es ins Wasser, Dieter Konsek in den Wald. Die Bilderwelt der beiden Künstler zeigt eine gemeinsame Ausstellung beim Kunstverein Offenburg/Mittelbaden.
Die schweizerisch-österreichische Malerin Angelika Kauffmann vollendete das Ölgemälde "Klio, Muse der Geschichtsschreibung" um 1775. 
10.04.2024
Ausstellung in Basel
In der Ausstellung „Geniale Künstlerinnen“ zeigt das Kunstmuseum Basel Gemälde und Druckgrafik von Frauen von der Renaissance bis zum 18. Jahrhundert.
Hotel Rimini macht Popmusik, hält die Tür aber in alle Richtungen offen.
09.04.2024
Konzert
Das junge Sextett Hotel Rimini sucht noch nach der unverwechselbaren Handschrift. Das Konzert im Foyer der Offenburger Reithalle hatte trotzdem eine positive Resonanz des Publikums.
Der holländische Gitarrist und Songschreiber Bertolf Lentink bringt seine hochkarätige Tourband mit nach Bühl.
09.04.2024
Bluegrass-Festival
Bei der 20. Ausgabe des Bühler Bluegrass-Festivals am ersten Mai-Wochenende gibt es erstmals eine Matinee. Stargast beim Hauptkonzert ist die John Jorgenson Bluegrass Band.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".