Werke von Arnulf Rainer im Frieder Burda Museum
Die neue Ausstellung im Frieder Burda Museum zeigt in einer großen Retrospektive ab 1949 rund 100 Arbeiten von Arnulf Rainer. Aus gesundheitlichen Gründen konnte der österreichische Künstler, der vor Kurzem seinen 85. Geburtstag feierte, nicht zur Eröffnung kommen.
Die Ausstellung wurde von Helmut Friedel, Intendant des Museums Frieder Burda und langjähriger Kenner des Œuvre, in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler zusammengestellt und bereits in der Albertina in Wien mit großem Erfolg gezeigt. »Wir freuen uns sehr, dass nach dem Erfolg in der Albertina die Ausstellung nun in den besonderen Räumen des Baden-Badener Museums gezeigt werden kann, aus dem Heimspiel nun ein Auswärtsspiel wird. Der 85. Geburtstag des Künstlers ist die beste Gelegenheit, Rainer als herausragenden Künstler unserer Zeit zu würdigen«, sagte Friedel.
Von Anfang an gehörte Arnulf Rainer, 1929 in Baden bei Wien geboren, dessen Werk zu den ebenso zentralen wie einzigartigen Positionen der Kunstgeschichte gehört, zu den wichtigsten Künstlern der Sammlung Frieder Burda: »Mir liegt das Existenzielle und Provokante an Rainers Zeichnungen«, erläutert der Kurator und weist auf ein mit »TTR 51« betiteltes Bild hin, zu dem Arnulf Rainer schrieb: »Die Kritzel wurden bald deutlicher. Ich erkannte ihre Figuren. Es waren stets die gleichen vertikalen Linien, manchmal ausnahmsweise wellige, haarige leichte Striche. Naiv meinte ich das Kürzel für die Kunst überhaupt gefunden zu haben!«
Permanenter Prozess
Obsessiv hat sich Arnulf Rainer stets mit seiner Kunst auseinandergesetzt, jede Phase intensiv durchlebt. Und so gliedert sich die Ausstellung in die verschiedenen Werkgruppen und vermittelt in der Präsentation im Museum Frieder Burda die Parallelität dieser verschiedenen künstlerischen Strategien in seinem Œuvre. Der Besucher sieht sich zuerst mit den bekannten Übermalungen Rainers konfrontiert. Sie sollen eine Auslöschung des ursprünglichen Bildes im permanenten Malprozess vorantreiben, greifen nicht selten das eigene Ich als Thema auf und gehen dabei über in einen performativen Akt.
Die konsequente Selbstbeschäftigung mit dem eigenen Gesicht oder Körper hat aber keinen narzisstischen Ursprung. Im Gegenteil: Die künstlerische Existenz dient als einzige verbleibende Legitimation der Kunst im Zeitalter ihres Endes. So werden diese Bilder auch Ausdruck einer gewissen Sprachlosigkeit: »Es gibt für Rainer nichts mehr mitzuteilen außer der Vergegenwärtigung seiner eigenen Existenz«, erklärt Helmut Friedel. Mit dem Kreuz als immer wiederkehrendes Motiv orientiere sich der Künstler einerseits an der christlichen Symbolik, andererseits fungiere es als zentrales Orientierungssystem des Menschen, als entscheidende Grundkoordinate, so der Kurator. Mit den Masken, speziell den Totenmasken, tritt noch einmal die in den Bildwelten Rainers immer schwelende Affinität zum Thema Schmerz und Tod deutlich ins Bild.
Eine beeindruckende Ausstellung, für die sich der Besucher Zeit nehmen sollte, um zu verstehen. Auf die Frage, was das größte Missverständnis gegenüber seiner Kunst ist, antwortet Arnulf Rainer: »Dass man meine Überarbeitungen als aggressiven Akt gesehen hat. Dabei kann ich nur etwas übermalen, zu dem ich Besuch habe, das ich schätze!«
Die Ausstellung von Arnulf Rainer im Frieder Burda Museum in Baden-Baden ist bis zum 3. Mai zu sehen. Sie ist von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet