Das musikalische Amerika
Das Ton:arten-Festival in Sasbachwalden präsentierte am Freitag den »Klang der Neuen Welt« mit fünf hervorragenden Künstlern. Das Konzert im Kurpark war sehr gut besucht.
Sasbachwalden. Im sehr gut besuchten Kurpark-Halbrund unterhielten am Freitagabend Carine Séchaye (Mezzosopran) und der Bariton Douglas Yates mit amerikanischen Melodien. Brillant begleiteten Fabian Dobler (Klavier), Michael Kern (Klarinette), Tino Steffen (Kontrabass) die Ton:gala des Sasbachwaldener Festivals. Das Konzert mit dem Motto »Klang der Neuen Welt« gab Eindrücke vom Unterschied amerikanischer Musik zum »Klang der Alten Welt«. Das gewählte Beispiel war zu Beginn die »Rhapsody in blue« von Gershwin, dem »amerikanischen Chopin«: Jenseits der Salon-Romantik schlägt der Klavier-Part Wege ein, die weit weg von Beethoven direkt zum Broadway führen.
Fabian Dobler (Klavier) brachte neben virtuoser technischer Brillanz die rechte Lockerheit auf die Bühne, um mit dem Klarinettisten Michael Kern und Tino Steffen (Kontrabass) jene vitale Beschwingtheit hören zu lassen, die an Jazz und Swing erinnert. Gelang es, Musical-Atmosphäre im Kurpark auszubreiten? Die Musikalität von Sänger und Sängerin, beide auf internationalem Niveau, hatten gewiss das Talent, die zugleich harte und sentimentale Story von Romeo und Julia auf amerikanisch, sprich à la West Side Story von Bernstein, wiederzugeben: Und mit »One hand, one heart« oder »Somewhere« lockten die beiden sicht- und hörbar ihr Publikum aus der Reserve.
Swingender Rhythmus
Aber mit nur drei Instrumenten und ohne Schlagzeug dachte man manchmal eher an zahnlose Löwen als an Musical mit Biss – aus Amerika, dem Schmelztiegel elementarer Rhythmen....
Nach der Pause war der Amerika-Klang schon intensiver zu spüren, vielleicht auch weil der Kontrabassist in »Summertime« mit Schlägen auf sein Griffbrett schwingenden Slow-Rhythmus erzeugte. Vor allem aber erntete Douglas Yates viel Beifall mit Spirituals, zu denen der Texaner auf Deutsch (er leitet in Fürth eine Gesangsakademie) aufschlussreiche Erklärungen gab.
Mal leidend-empfindsam wie in »Deep River«, mal vitale Energie ausstrahlend, machte er mehr als einmal deutlich, welch umfangreiches Gesangs-Repertoire er stilsicher und lässig-souverän vorzutragen weiß. Da passte auch ein Schuss rauh-kehliger Männlichkeit zur Tonlage. Carine Séchaye, in der Eleganz ihrer Erscheinung jeder Gala würdig, kam gestenreich und mit erfreulichem stimmlichen Können in Songs von Cole Porter mit der Rolle der Partnerin gut zurecht. Den Song »Night and Day« und in gefühligem Walzertakt »Wunderbar« belohnten die Zuhörer mit lautstarkem Applaus. Im wiederholten Spiritual »My lord, what a morning« als Zugabe nach zweistündiger Gala beeindruckte noch einmal der Bariton Douglas Yates mit seiner fantastischen Atemtechnik.