Der Oberkircher »Stadtmaler« von Basel
Für drei Monate vertauscht der Oberkircher Künstler Rainer Nepita sein heimatliches Atelier mit einer Klause im mittelalterlichen Kern Basels. Er erhielt das Stipendium der Bartels-Fondation. Bei einem Besuch in der Heimat zeigte er sich begeistert von den neuen Erfahrungen in der alten Stadt.
Die künstlerische Reise war von Anfang an Katalysator für die künstlerische Entwicklung Rainer Nepitas, des aus Schweinfurt stammenden Malers, der seit mehr als 30 Jahren in Oberkirch lebt. Entsprechend seines eher kontemplativen Temperaments zog es ihn meist in asiatische Refugien. Vor allem in Nepal ist er oft und lange gewesen. Die Einflüsse der Fremde fanden Niederschlag in seiner Bildauffassung und der Farbigkeit seiner Arbeiten.
Auch die Schweiz hat Rainer Nepita öfter besucht. Davon zeugt sein »Badberg«-Zyklus, den er vor zehn Jahren begann. Jetzt bekam der Oberkircher Künstler die Chance zu einem intensiven Arbeitsaufenthalt in Basel – mit einem Atelierstipendium der Rainer-Bartels-Fondation.
Künstler-Stipendium
Der aus Pforzheim stammende Unternehmer, der mit einem Reinigungsservice für Kernkraftwerke erfolgreich war, hat seinen Betrieb verkauft und zwei Häuser im mittelalterlichen Kern Basels am Münsterberg erworben – direkt am Rheinufer. Darin befinden sich drei Künstler-Ateliers, die an Stipendiaten vergeben werden.
Nun ist Rainer Nepita für drei Monate bis Ende Oktober dort, nutzt die Zeit für Feldforschungen im Wortsinn und beschäftigt sich intensiv mit der Pflanzenwelt am Rheinufer.
Dabei bewegt er sich auf historischem Gelände. Das ältere der beiden Häuser stammt aus dem 13. Jahrhundert. Der Verbindungsgang zwischen den Bauten führt über eine alte Römerstraße. Nepita steht das »Rheinatelier« zur Verfügung, drei Räume; sein größtes Atelier aber ist der Garten am Rheinufer. Dort findet der Künstler alles, was er für seine Arbeit braucht. »Ich musste noch keine Exkursion unternehmen«, sagt er schmunzelnd.
Flora und Fauna
Nepita hat ein geradezu wissenschaftliches Interesse an Flora und Fauna. Er zeichnet mit Vorliebe Wildkräuter ab, benutzt die Pflanzen für Frottagen und arbeitet diese Formen in sein ästhetisches Programm ein. Daraus entwickelt er seine Kompositionen und den für ihn typischen arabeskenhaft eleganten und ruhigen Zeichenstil.
Paradies im Garten
Eigentlich wäre Basel für diese Vorgehensweise nicht das ideale Pflaster, meint er. Denn der von Johann Peter Hebel stammende Spruch über Nepitas Studienstadt – »Z’Friburg in der Stadt – sufer isch’s un glatt« – gilt ebenso für die nordschweizerische Metropole. Die komplette Altstadt sei versiegelt, »am Stapfelberg habe ich nur drei Kräuter gefunden; ansonsten ist Basel steril und sauber«, moniert der Oberkircher Künstler.
Doch sein Paradies fand er im Atelier-Garten. Dort entdeckte er bereits mehr als vierzig unterschiedliche Pflanzen. »Es gibt auch Pflanzen, die nur in Basel wachsen.« Rainer Nepita wird sich bei seinem Studienaufenthalt ganz auf die Zeichnung konzentrieren. Leinwände hat er gar nicht mitgenommen.
Eine Hausausstellung
Für den zweiten Teil der Stipendiumszeit hat sich der Künstler die Klein-Basler Uferseite vorgenommen. »Die ist etwas wilder bewachsen«, freut er sich. Aber auch sonst hatte Basel in den Sommermonaten einiges zu bieten. Neben der Ruhe in seiner Klause »nur sieben Häuser vom Münsterplatz entfernt« schätzt Nepita das internationale Flair mit zahlreichen Festivals und einem regen kulturellen Leben. Zu Museumsbesuchen ist der Oberkircher noch gar nicht gekommen. Denn zu Hause warten das Mauer-Zümbelkraut und vierzig andere Spezies.
Mit seinem Mäzen Rainer Bartels, der dort ebenfalls eine Wohnung unterhält, pflege er sehr guten Kontakt. Sogar über eine Verlängerung des Stipendiums bis in den November haben die beiden schon gesprochen. Als erste »Ergebnissicherung« ist jedenfalls zu Ende von Nepitas Basler Zeit eine Hausausstellung im Atelier am Rheinknie geplant.