Die zehnjährige Clara Shen war der Star des Abends
Die zehnjährige Clara Shen war der Star der diesjährigen Kammermusik-Akademie in Gengenbach. Das Galakonzert am Sonntagabend dokumentierte eindrucksvoll die musikalische Reife der zwei Dutzend Teilnehmer aus zehn Nationen.
Im Mai dieses Jahres hat sie zum ersten Mal mit ihrem Bruder zusammen einen 1. Preis beim Bundeswettbewerb von »Jugend musiziert« abgeräumt. Am Sonntagabend durfte die zehnjährige Clara Shen aus Puchheim bei München den Schlusspunkt unter das Galakonzert zum Abschluss der achten Kammermusik-Akademie in Gengenbach setzen.
Dem Publikum in der gut besuchten Stadthalle präsentierte sich dabei ein bemerkenswertes Talent, das mit kindlichen Charme und einer unbekümmerten Frische einen Satz aus Max Bruchs Violinkonzert servierte. Ihr Beitrag verzückte, stellte dabei aber keineswegs den Ansatz des neuntägigen Meisterkurses mit den Musikprofessoren Felix Gottlieb (Klavier), Laurent Albrech Breuninger (Violine) und Laszlo Fenyö (Violoncello) in Frage.
Die 2007 aus der Taufe gehobene Sommerakademie richtet sich vor allem an Musikstudenten, denen in Gengenbach die Möglichkeit geboten wird, in der intensiven Arbeitsatmosphäre des Meisterkurses an ihrem musikalischen Profil zu feilen. Aus einer wahren Flut von Anfragen wurden in diesem Jahr 24 Teilnehmer aus Deutschland, Belgien, Kroatien, Portugal, Spanien, Russland, Italien, Ungarn, Taiwan und Südkorea ausgewählt. Acht von ihnen präsentierten sich bei dem Galakonzert am Sonntagabend, unter ihnen eben auch Clara Shen, die mit Abstand jüngste Teilnehmerin des diesjährigen Meisterkurses.
Große Reife
Die meisten von ihnen beeindruckten dabei mit einem freien Vortrag ohne Notenblatt und einer großen technischen Reife, einer expressiven Spielweise, die vor allem auch ein ausgeprägtes Verständnis für die vorgetragenen Werke offenbarte. Gleich zum Auftakt die junge Russin Maryana Osipova, die mit der zweiten Violinsonate des 1931 verstorbenen Belgiers Eugene Ysaye eine ausdrucksstarke Duftmarke setzte. Virtuos, furios und doch auch wunderbar beseelt in den folkloristisch anmutenden Zwischentönen des Werkes, servierte sie einen Konzertauftakt voller Intensität.
Ganz ähnlich die Deutsche Xenia Geugelin aus Freiburg, die sich mit der dritten Sonate des Belgiers auseinandersetzte. Auch bei ihr überzeugte die Virtuosität des Spiels, die Bravour, mit der sie das Tempo in den wilden, fast explosiven Passagen forcierte.
Nicht weniger beeindruckend der romantisch geprägte Klaviervortrag der Koreanerin Clara Hyerim Byum, der musikalische Dialog zwischen dem in Moskau geboren Portugiesen Vladimir Tolpygo (Violine) und Klavierbegleiterin Karen Tanaka. Dunkle, bisweilen fast schroffe Töne prägten die Beiträge der Cellisten Katharina Büstgens und Johannes Banken.
Während die aus Freiburg stammende Katharina Büstgens mit einer der atmosphärisch wunderbar strukturierten Sonaten von Paul Hindemith aufwartete, glänzte der 21-jährige Johannes Banken mit einem Satz aus der Cellosonate des Ungarn Zoltan Kodaly, einem Weggefährten von Béla Bartók. Auch er überzeugte mit einer hoch virtuosen Herangehensweise, einer kontrastreichen Klarheit im musikalischen Ausdruck.