Konzert collegium musicum

Ein echtes Erlebnis für alle

Kurt Bayer
Lesezeit 3 Minuten
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13. Mai 2015
Sopranistin Franziska Stürzel mit dem collegium musicum.

Sopranistin Franziska Stürzel mit dem collegium musicum. ©Roman Vallendor

Dirigent Andreas Winnen hatte für das Frühjahrskonzert des collegium musicum am Sonntag in Nußbach ein sehr ansprechendes, inhaltsreiches Programm aufgelegt.

Oberkirch-Nußbach. Musikwerke von Bach, Mozart und Saint-Saëns standen auf dem Programm, die Solisten Thomas Strauß, Orgel, und Franziska Stürzel, Sopran, interpretierten gemeinsam mit dem collegium musicum mit tief empfundener Musikalität und großem technischem Können. Der Kirchenraum, die Klangschönheit und die Wucht der Klangfülle erfassten das Publikum am Sonntag in der Pfarrkirche St. Sebastian und nahmen es mit in eine kunstvoll gestaltete, faszinierende Tonwelt.
Orgelmusik eröffnete das Konzert. Thomas Strauß spielte die große Fantasie und Fuge g-Moll von J. S. Bach als freies Klangstück. Das Werk ist 400 Jahre alt und hat bis heute kein bisschen Staub angesetzt. Die Musik wirkte stellenweise geradezu modern, das Laufwerk und die harmonische Struktur setzten verwegene Klanggebilde frei. Die fünfstimmige Fuge rauschte mit unbändiger Kraft und Kühnheit durch den Raum. Eine ungeheuer kunstvolle Form-Architektonik und Klangfantasie prägten das musikalische Geschehen.
Der Organist braucht eine ausgereifte Spieltechnik, um dieses Werk wiedergeben zu können. Strauß stand über den technischen Niederungen und gab der Musik eine überwältigende Präsenz. Dieser Konzertbeginn wies schon auf das Ende hin, denn auch die Orgelsinfonie von Saint-Saëns hat eine Werksstruktur, die bis zu exzentrisch anmutenden Klangbildern das Tonmaterial ausreizt. Auf die Orgelmusik folgte Mozarts »Exultate jubilate«. Man glaubte in einer anderen Welt zu sein.
Liebliche Streicherstimmen und »süße« Melodien umschwärmten das Ohr. Die Kompositionsform der Wiener Klassik stellt die eingängige Melodie in den Vordergrund. Das »Exultate«, ein frühes Werk Mozarts, sprach sogleich ins Gemüt. Das Orchester spielte frisch und einfühlsam, den besonderen Glanz erhielt die Musik aber durch die Sopranistin Franziska Stürzel.
Ihre Stimme war in hohen Lagen strahlend, ohne hart zu sein, die tiefen Töne hatten noch tragende Fülle. Sie konnte lange Töne leicht vibratolos ansetzen und dann richtig zum Aufblühen bringen. Die Verzierungen klangen fein und präzise. Große Begeisterung, die sich im Applaus Bahn brach. Stürzel bedankte sich mit Mozarts Laudate Dominum, das ebenfalls einen großen Stimm­umfang verlangt.
Duftiges Werkchen
Für Orgel hat Mozart wenig geschrieben. Das Andante in F KV 616 »Für eine kleine Walze in eine kleine Orgel« klingt wie eine spielerische Anekdote. Strauß spielte dieses duftige Werkchen mit heiterer Gelassenheit – ein Farbtupfer, der durch schwerelose Eleganz bestach. Camille Saint-Saëns »Orgelsinfonie« c-Moll forderte alle Kräfte: Es hat einen riesigen zeitlichen Umfang, Melodienreichtum, harmonische Klang-Akrobatik, komplizierte Satzstrukturen und einen enormen dynamischen Spannungsbogen.
Winnen wagte sich hier mit dem collegium an eine Aufgabe, die bis an die Belastungsgrenzen und technischen Möglichkeiten ging. Der Mut hat sich gelohnt. Die Nußbacher Pfarrkirche erlebte eine Musik, die ihr bisher unbekannt war. Ihre Gedankenvielfalt und zauberhafte Ausdruckskraft durchströmte den Kirchenraum, der mit Besuchern ganz gefüllt war. Die klanglichen Prozesse zogen das Publikum in ihren Bann. Schon als im 1. Satz die Orgel zart sich in den Orchesterklang einmischte, entstand ein beeindruckendes Klangfundament. Im 2. Satz ging der Dialog zwischen Orgel und Orchester in eine intensivere Runde. Jetzt häufte sich die Klangfülle zu einer Wucht, die körperlich wirkte. Alles schien zu beben – ein Riesen-Erlebnis für alle.

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