Ein Meister der Wortbasteleien
Mit seinem Programm »Nachlachende Frohstoffe« begeisterte der Kabarettist Willy Astor rund 900 Gäste am Samstag in der Oberrheinhalle.
Offenburg. Da hat die Ehefrau aber etwas verpasst. Nämlich zwei Stunden unbeschwertes Lachen. »Sie ist daheim geblieben und bügelt«, verriet ihr Mann in der ersten Reihe der Oberrheinhalle dem Kabarettisten Willy Astor. Eine Aufwärmgeschichte, als Willy Astor zu Beginn ins Publikum herunterstieg und launig plauderte? Ganz sicher nicht, denn das scheinbar lockere Plaudern ist hier Programm, ein allerdings ganz feines und besonderes.
Willy Astor hebt sich wohltuend von der Schar der Kabarettisten oder Comedians ab. Er braucht keine Lästervorlagen aus Politik oder Gesellschaft, er findet seine Komik in der Umgangssprache. Als groteske Wortspiele im Verwickeln und Verdrehen von sprachlichen Bedeutungen. Da stand also einer auf der Bühne mit seinem Werkzeug »Sprache« und wenigen Requisiten. »Wellkamm, so viele Menschen in der badischen Diaspora?«, schien Astor sich zu wundern, dass rund 900 gekommen waren. Und das in diese »schicke, surrealistische Garage«, gab er der Oberrheinhalle eins drauf.
Das Wellkamm-Lied habe er eigens als Liebeslied für Offenburg geschrieben und der Kamm, den er hochhielt, zeigte, wie seine Wortbasteleien gemeint sind. Willy Astor steht seit fast drei Jahrzehnten auf der Bühne, er ist augenscheinlich ein Profi, der sein Handwerk beherrscht. Besser gesagt, sein Mundwerk. Der Kabarettist, Sänger, Musiker und Komponist entfesselte von Beginn bis Ende wahre Lachstürme im Publikum. Er kann nicht nur Liebeslieder, er kann auch rappen.
Pfiffe und Lacher
Die Methode, wie bei einem »Teekessel-Spiel«, ist eine fließende Aneinanderreihung von Wortendungen zu neuen Wortschöpfungen. Doch, er hat noch etwas mitgebracht. Das Islam-Handy mit der beschnittenen Antenne, dem verschleierten Display und einem Akku, der »bin laden« blinkt. Es gab Pfiffe und Lacher. Ganz toll wurde es beim Poetry-Slammen. »Meine Taube Joachim«, kurz »Jo« genannt, »die gurrt, der gurrt, der Joghurt«.
Manchmal gab es im Saal einen Lach-Stau – zu schnell das Abfeuern von Pointen? Aber schön zum Mitsingen waren die »Hit-Medleys«. »Maschin scho putzt« etwa beschrieb das übereinstimmende Verständnis von Dienstleistung einer Fleischereifachverkäuferin und einer Reeper-Bahn-Dame.
Nur manchmal ging der bayrische Willi ein bisschen unter die Gürtellinie. Die Unterhose »Rüsselsheim« für Opel-Fahrer konnte man am Fan-Stand kaufen. Genauso, wie das Kinderliederbuch oder das »blinde Q-Shirt«. Viele seiner Fans in der Oberrheinhalle schienen diese Artikel zu kennen, aber erst mussten sie warten. Auf die Pause. Und noch vorher mitsingen beim »Bestimmer-Lied«. »Sie können auch einen Spaziergang in die Innenstadt machen«, schlug Astor vor. Nee, nee, man war pünktlich im Saal zurück, der zweite Teil der Show kam wiederum knackig und frech. »Nachlachende Frohstoffe« hat Astor sein Programm betitelt. »Einfach genial, der Astor«, nahmen die Leute ein Lachen mit nach Hause – oder eine schwarze Unterhose.