Offenburg

Europäischer Übersetzerpreis in Offenburg verliehen

Jutta Hagedorn
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25. April 2016

Oberbürgermeisterin Edith Schreiner (Mitte) mit den Preisträgern Andreas Ecke und Jaqueline Crevoisier bei der Preisverleihung im Offenburger Salmen. ©Ulrich Marx

Zum sechsten Mal vergaben die Stadt Offenburg und die Burda-Stiftung gestern den Europäischen Übersetzerpreis Offenburg. Andreas Ecke (Hauptpreis) und Jacqueline Crevoisier (Entdeckerpreis) waren »dankbar für die würdevolle Ehrung«.

Offenburg. »Ich bin überwältigt. Dank für die Großzügigkeit und die Freundlichkeit«, sagte Andreas Ecke bei der Verleihung des Europäischen Übersetzerpreises Offenburg gestern im Salmen. Diese Preisverleihung war würdevoll – und glänzte mit großem Unterhaltungswert. Nicht zuletzt wegen der Reden von Monique Ruhe, Botschaftsrätin der Niederlande in Berlin, Friso Wielengas, Professor und Direktor des Zentrums für Niederlande-Studien an der Universität Münster, sowie des Laudators Christoph Buchwald.

OB Edith Schreiner dankte Daniela Schadt, Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck, für die Übernahme der Schirmherrschaft und würdigte Ecke als einen Übersetzer mit Sensibilität für eine Sprache, mit der »wir uns selten auseinandersetzen«. Jacqueline Crevoisier habe es geschafft, einen niederländischen Comic zu übersetzen, von dem der Autor überzeugt war, dass er unübersetzbar sei – vor allem ins Deutsche. 

»Es kommt alles auf die Nuancen an«, sagte Monique Ruhe, und da habe der Übersetzer aus dem Niederländischen einiges zu leisten. Das Niederländische sei »direkt, stimmungsabhängig, lautmalerisch«. Ruhe hatte die Lacher auf ihrer Seite, spickte sie ihre Rede doch mit höchst amüsanten Beispielen für »falsche Freunde«, die gerne zu Verwirrungen führen – wie etwa bei dem Künstler, der sieben »Esel« benötigte. Er wollte – Staffeleien. 
Übersetzer »ist kein einfacher Job«, der zudem selten Anerkennung erhalte. Deswegen sei sie für die öffentliche Anerkennung Eckes dankbar, ohne den »uns eine wichtige Stimme fehlen« würde. 
Nicht weniger amüsant war Wielengas Festrede. Die Niederlande habe zwei große Nachbarn: die Nordsee und Deutschland. Gegen die Nordsee gebe es Deiche, gegen Deutschland helfe nur eine niedrige Schmerzgrenze. Höhen wie Tiefen des deutsch-niederländischen Verhältnisses zeigte er in historischen Abschnitten auf, die er mit Zitaten aus diplomatischen Schriften würzte. In den 1950er-Jahren hieß es von niederländischer Seite: Der Deutsche sei ein labiler Mensch, gefügig und zu Hochmut neigend. Ein deutscher Diplomat meinte: Die Niederländer seien so langsam im Vergessen wie im Denken. Köstlich: die Anekdote zur Hochzeit von Königin Beatrix mit Claus. Sein Name war den Regierungsmitgliedern zu deutsch. Warum nicht »George«?

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»Meister der Register«

Eine Zäsur sei 1969 Gustav Heinemanns Besuch gewesen, dessen »moralische Geste« zur Entspannung führte. Inzwischen sei im Umgang mit der eigenen Geschichte während der Nazizeit die Selbstkritik an die Stelle der Heldenlegende getreten. »Aber die Niederlande sind trotzdem kein 17. Bundesland«, witzelte Wielenga. 
Christoph Buchwald machte deutlich, wie schwierig es in den 1980ern gewesen sei, niederländische Literatur nach Deutschland zu bringen. Er bezeichnete Andreas Ecke als »Meister der Register«, was sich an den Übertragungen von Gerard Bakkers Romanen zeige. »Er ist die deutsche Stimme Bakkers«, der »treffgenau Zeit, Denkmuster und kulturphilosphische Überlegungen« des Autors übertrage. »Eine bewunderungswürdige Leistung«. 

Als »vielseitige Kulturschaffende« lobte Ecke Jacqueline Crevoisier. Ihr skurriler Sprachwitz, ihre Kreativität und wortschöpferischen Freiheiten hätten selbst »Bommel«-Autor Marten Toonder überzeugt. Crevoisier betonte, sie sei keine Übersetzerin, habe vor dem »Beruf großen Respekt«, aber Bommel habe sie bereits vor 40 Jahren fasziniert. »Bei ihm kann ich mich ausleben«. 

Viel Beifall gab es für Sopranistin Lisa Freyhoff mit Ellen Oertel am Klavier sowie dem Saxophonquartett der Musikschule Offenburg. 

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