Kultur
Explosion der Sinneseindrücke
Jürgen Haberer
08. Mai 2009
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Die jetzt in Lahr zu sehenden Objekte und Skulpturen von Menno Fahl leben aus dem Spannungsfeld zwischen Form und Farbe, aus einer von der Collage abgeleiteten Arbeitsweise, die unterschiedliche Materialien zusammenbringt.
Lahr. Der Berliner Künstler Menno Fahl bestreitet die einzige Ausstellung der Städtischen Galerie Lahr in der laufenden Saison. Ein Blick in die Biographie des 1967 in Hannover geborenen Künstlers zeigt die beiden Entwicklungslinien auf, die Menno Fahl konsequent zusammengeführt hat.
Am Beginn seines künstlerischen Schaffens stand die Malerei, das Studium bei Peter Nagel in Kiel. 1994 siedelte Fahl nach Berlin über, wo er sich als Meisterschüler von Lothar Fischer ganz der Bildhauerei widmete. In den späten 90er-Jahren reichten sich die beiden Disziplinen die Hände. Menno Fahl entwickelte eine eigene, von Materialbildern und der Collage beeinflusste Ausdrucksform. Er arbeitet figürlich, reizt die freie, abstrakte Form trotzdem bis an ihre Grenzen aus. Er verbindet organische und technische Materialien, Fundstücke und Abfallprodukte mit klassisch bearbeiteten Holzelementen.
Sein Markenzeichen ist jedoch die konsequente Brücke zur Malerei. Hier geht es nicht einfach darum, eine fertige Skulptur zu bemalen. Das Ergebnis seiner Arbeit mit Pinsel und Spachtel begegnet dem Betrachter als autonomer Bestandteil des künstlerischen Ausdrucks. Angesichts der räumlichen Begebenheiten in der Städtischen Galerie Lahr verzichtet Fahl in der aktuellen Ausstellung aber auf die Präsentation reiner Malerei.
Assoziationsketten
Der Schwerpunkt liegt auf Skulpturen und Objekten, größtenteils Originale, die er durch zwei, drei bemalte Bronzegüsse, einige Assemblagen und Collagen ergänzt. Materialmix und Reliefstruktur treffen hier stärker als in Skulpturen auf eine informell ausgerichtete Malerei, die mit Farbräumen und Oberflächenstrukturen spielt. Beim Blick auf die plastischen Objekte erlebt der Betrachter eine Explosion der Sinneseindrücke.
Materialien, Form und Farbe konkurrieren förmlich um die Aufmerksamkeit des Ausstellungsbesuchers, konfrontieren ihn mit einer üppig angelegten Vielfalt. Die Fantasie des Künstlers überträgt sich auf den Betrachter, setzt bei ihm
eigene Assoziationsketten frei. Um bildhauerisch bearbeitete Holzteile ranken sich Abfallstücke, immer wiederkehrende Gitterelemente und andere technische Materialien aus Kunststoff und Metall. Hinzu kommen Papierschnipsel, schwer zuzuordnende Fund- und Bruchstücke. Am Ende steht fast immer eine zumindest angedeutete Figur, eine bunt bemalte Fantasiegestalt.
Fahl lässt es dabei aber keineswegs bewenden. Unvermittelt trifft der Blick auf einen bearbeiteten Stuhl, der sich einer figürlichen Deutung im Sinne menschlicher Umrisse entzieht, auf zwei einander zugewandte Objekte, die sich als Personen im Gespräch, aber auch als bemalte Maßkrüge deuten lassen. Immer wieder sind es auch schlanke, hoch aufgeschossene Gestalten, die deutlich die Nähe zur Stele suchen.