Kolumne

Gordischer Knoten muss platzen

Jürgen Stark
Lesezeit 2 Minuten
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11. April 2014

Auf der Frankfurter Musikmesse erhielt Ministerpräsident Winfried Kretschmann – in Abwesenheit – eine fragwürdige Auszeichnung: den »Musik-Gordi, der gordische Knoten des Musiklebens«. Dieser Preis wird vom »Musikforum«, der Zeitschrift des Deutschen Musikrates, und der »nmz – neue musikzeitung« seit Jahren für krasse Fehlentscheidungen im Bereich der Kulturpolitik verliehen.
Die Juroren begründen diese öffentliche Attacke auf die baden-württembergische Landesregierung klipp und klar: Kretschmann habe als rot-grüner Landesvater für kulturpolitische Missstände und massive Fehlentscheidungen die Verantwortung zu tragen. Konkret genannt werden die äußerst fragwürdigen Kürzungspläne für die renommierten Musikhochschulen in Baden-Württemberg sowie die geplante Fusion der beiden Klangkörper Radio-Sinfonieorchester Stuttgart und Sinfonieorchester Baden-Baden/Freiburg, was bereits für erhebliche Empörung gesorgt hatte.
Bedenklich, was in diesem Zusammenhang Theo Geißler äußert, Herausgeber der »nmz« und einer der Initiatoren dieser hässlichen Auszeichnung: »Dass der ›Musik-Gordi‹ bereits zum zweiten Mal in Folge nach Baden-Württemberg vergeben wird, macht die Dramatik der Situation im Land deutlich. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die Musikhochschulen sind zwei tragende Säulen des Kulturlebens in Baden-Württemberg. Ich hoffe, dass dieser Kulturraubbau nicht in Übereinstimmung mit Grundsatzpositionen von Bündnis 90/Die Grünen steht.«
Kürzungspläne gibt es auch andernorts. Und nicht nur SPD und Grüne stehen für weitreichende Konzeptlosigkeit und wenig transparente Entscheidungen im kulturellen Förderdschungel. Viel interessanter ist die zur Schau getragene Naivität des »Gordi«-Machers Geißler, den man getrost als eher linken Grüne-Sympathisanten sehen kann. Ihm geht es wie so vielen, die einer völlig falschen Politromantik hinterherlaufen, die stets an den Klippen der Realität zerschellt.
Da man seit den 1968er-Jahren meint, dass Kultur »links« sei, linke Grüne daher zwangsläufig allergrößte Kulturförderer sein müssten, läuft man als Anhänger dieser Auffassung immer wieder gegen die Wand. Schon Joschka Fischer, der sein Image als »Street Fighting Man« so lange kultivierte, bis ihn die Politik zum reichen Mann werden ließ, behandelte als Minister Repräsentanten der Kulturwirtschaft mehr als herablassend. Das ist eben das Elend: Wenn linke Sozialromantik erst einmal auf Chefsesseln hockt, dann sind weiche Themen wie Kultur oder Bildung nur noch »Gedöns«, wie es Altkanzler Gerhard Schröder formulierte. Den Knoten muss man also zum Platzen bringen, möglichst parteiübergreifend.

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