Artefact-Festival: »Alors on danse«
12.000 Menschen nehmen »Alors on danse« beim Wort und tanzen auf dem Straßburger Festival des Artefacts zu Stromaes Hit. Bis auf den letzten Platz ist das Festival im Zénith am Samstag ausverkauft – und zwar schon Wochen im Voraus.
Los geht es am Samstagnachmittag beim diesjährigen Artefact-Festival in Straßburg mit Thomas Azier, der aus den Niederlanden stammt, aber in Berlin lebt. Die Hauptstadt ist vermutlich genau die richtige Inspirationsquelle für seinen elektronischen Synthie-Pop, der entfernt an eine Mischung aus Depeche Mode und Daft-Punk erinnert.
Die sechs Musiker der kanadischen Indie-Rock-Band Walk off the earth wurde durch Youtube international bekannt. Ihre Cover-Version von Gotyes Hit »Somebody I used to know« wurde mehr als 125 Millionen mal geklickt. In Straßburg beeindruckten die Musiker mit der Vielzahl an Instrumenten. Dem Publikum sagt der Rock-, Folk-, Pop- und Reggae-geprägte Sound zu, und die Band holt für den letzten Titel sogar ein gutes Duzend Zuschauer auf die Bühne.
Der Österreicher Parov Stellar gilt als einer der Pioniere im Elektro-Swing, der gerade in Frankreich sehr beliebt ist. Der DJ selbst hält sich aber eher im Hintergrund. Viel präsenter ist seine Band um Sängerin Cleo Panther, die das Publikum von Anfang an ins Schwitzen bringen. Alle Hits sind dabei, von »Catgroove« über »Fleur de Lille« bis »The Mojo Radio Gang« – so swingt der Zénith 75 Minuten lang.
Keine Enttäuschung
Dann kommt Stromae, auf den alle gewartet haben. Die Stimmung ist geladen, die Erwartungen gewaltig. Und der Belgier enttäuscht nicht. Er liefert eine große Show mit beeindruckenden Lichteffekten, Videoleinwand und wechselnder Garderobe. Einige seiner Titel inszeniert er als Schauspiel. So etwa »Formidable«, bei dem er den Verlassenen mit gebrochenem Herzen und viel Alkohol im Blut mimt, oder bei »Quand c’est«, das von Krebs handelt.
Hatten die Veranstalter in den Vorjahren auf ein eher gemischtes Programm gesetzt, ist der Festival-Sonntag dieses Jahr komplett dem Reggae gewidmet. Auf dem Gelände ist viel Deutsch zu hören, deutsch-französisch ist mit Irie Révoltés auch der erste Programmpunkt. Die Band stammt aus Heidelberg, singt aber einen Großteil ihrer Lieder auf Französisch. Sie lassen keinen Zweifel: Es geht nach vorne. Bigga*Ranx setzt dieses Motto konsequent fort und liefert mit seinem Ragga-Stil ein großes Konzert. Der 25-Jährige wird gefeiert.
Mit Alborosie kommt einer der bekanntesten Künstler der modernen Reggae-Szene. Der Italiener liefert ein souveränes Konzert mit all seinen bekannten Stücken und bringt die Zuhörer ordentlich in Fahrt. Etwas ruhiger wird es dann mit Danakil. Für alle, die dem Französischen mächtig sind, bietet der Auftritt einen großen Mitsing-Faktor und spätestens bei »Marley« gehen die Feuerzeuge hoch. Reggae-Legende Tiken Jah Fakoly von der Elfenbeinkünste spielt viele neuere, ruhigere Lieder, die die Missstände in Afrika behandeln. Mehr als 10.500 Zuschauer sehen das gelungene Konzert.
Den Schlusspunkt setzen die Franzosen Dub Inc. Acht Alben hat die Gruppe mittlerweile herausgebracht und ist eine feste Größe im französischen Reggae. Dementsprechend groß ist auch die Fangemeinde an diesem Abend. Gegen Mitternacht ist das Festival zu Ende. Eine Fortsetzung für das nächste Jahr ist bereits in Planung.