Berta Epple in der Reithalle

Jazzig, poppig und mit reichlich Swing

Ursula Groß
Lesezeit 3 Minuten
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22. September 2014

Gewitzt und virtuos: Bobbi Fischer von Berta Epple in der Reithalle. ©Christoph Breithaupt

Mit der Berta-Epple-Band startete der Offenburger Kulturherbst und -winter am Samstag in der Reithalle. Aber es gibt noch einige weitere Highlights, wie Edgard Common vom Kulturbüro zeigte.

Offenburg. Das muss man schon mögen, diese Mischung aus Latin, Jazz-, Weltmusik oder Chanson mit schwäbischen Texten. »Berta Epple« heißt die neue Formation der einstigen Gründungsmitglieder von »Tango Five«. Am Samstag gaben sie den Start zur Offenburger Kultursaison. Doch keine Frage, das virtuose Spiel der Band mit Bobbi Fischer, Gregor Hübner und Veit Hübner riss gleich beim ersten Stück mit. Klavier, Kontrabass und Geige ließen mit einem wirklich wunderschönen Intro ein ebensolches Programm erwarten.
»Töne machen Laune« – da schnippten die ersten der etwa 200 Zuschauer mit den Fingern. Feste Bank im Programm war auf jeden Fall die Musikalität der Männer an wechselnden Instrumenten. Von Rassel bis Banjo oder gar Cola-Flaschen kamen die Töne. Doch ob die Texte wirklich so originell sind? »Joe und Babs tanken bloß noch Raps«, bis zum Hexenschuss und Darmverschluss »alles Bio aus dem Garten« – das waren schon etwas in die Jahre gekommene Klischees. Doch ein schwäbischer Tangogeiger, ein quirliger Pianist und ein großer Könner am Kontrabass, diese Kombination ließ aufhorchen.
Schön auch die Passagen, die a-cappella gesungen wurden. Aber »eigentlich ist es ganz anders«, wagten die Drei gesanglich und instrumental eine nette Parodie auf die Spieler dieser Welt. »Der will doch nur spielen« – der Hund, der Banker, kam es jazzig, poppig und mit Swing. Ob nun das Schwäbische an sich schon witzig ist oder Wortschöpfungen wie »Digitaldemenz«, das sei dahingestellt.
Mit Selbstironie
Jedenfalls gab es zaghafte Lacher und Zwischenbeifall vom Publikum. »No halt net«, ließ man es sich mit Selbstironie recht gut gehen auf der Bühne. Da blitzte das auf, was man im Schwäbischen als schlitzohrig bezeichnet. Bongo und Trommelwirbel, bitterböser Text, auch der von einem missglückten Selbstmord, wenn der Zug auf dem Nebengleis vorbeischießt, zeigte, wie der Schwabe Tragik und Weltschmerz auf einen gewitzten Spruch herunterbrechen kann. »Des muss nit verzwunge sei«. 
Übersetzungshilfe brauchte es keine, »wir sind doch alle Sueben (Schwaben) hier«, lachte Gregor Hübner. »What’s app«, was soll’s. Man hat es vergessen, spätestens als der richtig gute Song vom »Hennabrupfa« tatsächlich so etwas wie Gänsehaut aufkommen ließ. Die Berta-Epple-Geschichte zum Kulturstart jedenfalls war originell, hatte einen ganz eigenen Stil, man muss ihn halt nur mögen.
Zum Start in die Kultursaison hatte man sich einiges einfallen lassen. Edgar Common, Leiter des Kulturbüros, zeigte in einer bildschönen Vorschau die Höhepunkte des Programms, die mit Einspielungen des nächsten Gastes, Andreas Kümmert, musikalisch umrahmt waren. 76 Veranstaltungen beinhaltet die erste Saisonhälfte in den Spielstätten Oberrheinhalle, Reithalle und Salmen. Das Programmheft gab es gratis – und kostenfrei dürfen fünf mal zwei  Personen eine Veranstaltung ihrer Wahl besuchen – wenn sie beim Gewinnspiel gewonnen haben. Auch das ist neu: Schüler zahlen nur einen Euro pro Konzertbesuch.

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