Krimifestival bringt Mord und Totschlag an Acher und Rench
Von wegen, an Acher und Rench geht alles friedlich zu. Zumindest in der Fantasie etlicher Autoren gibt es reichlich Mord und Totschlag. Die Rede ist mal wieder von dem spannenden Schreib-Projekt »Achern im Visier«, das sich dem Genre des lokalen Krimis widmet und in diesem Jahr in die zweite Runde gegangen ist. Angestoßen worden sei es einst von Brigitte Glaser, sagt Kulturchef Joachim Lemme im Gespräch mit der MittelBadischen Presse. Doch er gibt auch zu, dass er selber einem guten Krimi nicht abgeneigt ist. Der erste Fall ist morgen, Samstag, 20 Uhr, im Acherner Rathaus zu lösen.
»Achern im Visier« geht in die zweite Runde. Daraus könnte man schließen, dass die Acherner – zumindest die Autoren – Spaß an Mord und Totschlag haben.
Joachim Lemme: »Achern im Visier« war vor drei Jahren ein großer Erfolg, sowohl für den Veranstalter als auch die zahlreich erschienenen Besucher. Mit dem Projekt haben wir ein wichtiges kulturelles Alleinstellungsmerkmal für die hiesige Region errungen. Die Wiederauflage wird also weniger wegen der Autoren, sondern vielmehr wegen der vielseitigen Angebotspalette in der Veranstaltungsreihe »gong Achern« wiederholt.
Wie war denn die Resonanz aus der Bevölkerung allgemein nach der ersten Runde 2015?
Lemme: Durch die Einbeziehung aller Ortsteile und die an außergewöhnlichen Schauplätzen stattfindenden Lesungen wurden die Veranstaltungen zu einem Festival, in das sich alle eingebunden fühlten. Im Schnitt kamen cirka 100 Besucher zu den Lesungen.
Hand aufs Herz – hätten Sie als Initiator mit dem regen Zuspruch auch seitens der Autor/innen gerechnet?
Lemme: Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken. Die Initiative zu »Achern im Visier« ging von der aus Achern-Fautenbach stammenden prominenten Krimiautorin Brigitte Glaser aus. Sie sprach Oberbürgermeister Klaus Muttach bei einem Fest in Fautenbach an. Er war davon so begeistert, dass wir das Projekt in unser Kulturprogramm integrierten. Nach Aussage von Brigitte Glaser wurde die Anfrage zur Mitwirkung am Festival von allen Autoren begeistert aufgenommen.
Was haben die Amateur-Autoren als Grund für ihre Teilnahme angegeben?
Lemme: Die beiden Schreibwettbewerbe für Jugendliche und Erwachsene waren öffentlich. Über die Motivation, sich daran zu beteiligen, kann ich nur vermuten, dass es wohl der Wunsch vieler Krimi-Interessierten sein könnte, mal selbst so etwas zu verfassen. Aber
eine Begründung zur Teilnahme musste niemand angeben.
Grundsätzlich kann man ja wohl sagen, dass die Welt in unserer Region noch in Ordnung ist. Ist vielleicht gerade diese relative Idylle die Triebfeder für blutrünstige und intrigante Gedanken und Geschichten?
Lemme: Es ist einfach spannend, eine »kriminelle« Geschichte mit verwirrenden Wendungen zu hören oder zu lesen. Die »genießt« man, auch wenn die Zustände in unserer Region als geradezu paradiesisch zu bezeichnen sind.
Warum, meinen Sie, sind Krimi-Geschichten so beliebt? Sind die leichter zu schreiben als andere Geschichten?
Lemme: Warum jemand Krimi-Autor wird und was die Motivation ist, sich diesem Genre zu widmen, kann ich nicht beantworten. Wohl aber kann ich sagen, dass es auf diesem Gebiet ein sehr unterschiedliches Niveau gibt. Ich denke, dass ein Krimi inhaltlich schlüssig, sprich: sehr gut recherchiert sein muss. Oftmals finden die »erfundenen« Krimis an Orten statt, die man kennt. Also müssen die örtlichen Fakten stimmen. Außerdem kann der inhaltliche Zeitablauf vor dem Hintergrund realer Vorkommnisse spielen. Auch hier müssen die Zusammenhänge gut recherchiert sein und in den Fakten stimmen. Ob Krimis leichter zu schreiben sind als andere Geschichten, würde ich deshalb mit einem großen Fragezeichen versehen. Über den literarischen Wert eines Krimis muss man von Fall zu Fall urteilen.
Welche Themen bewegten und bewegen die Amateur-Autoren vornehmlich? Sind es in den Kurzgeschichten eher spezifisch lokale Aspekte und Gegebenheiten, die als Grundlage für den Krimi genommen werden?
Lemme: Die Frage lässt sich nur von den Autoren selbst beantworten. Einzige Vorgabe zum Inhalt der Geschichten für die professionellen und Amateurautoren war, dass die Handlung der Kurzkrimis in Achern beziehungsweise den Ortsteilen spielen soll.
Brigitte Glaser begleitet das Projekt wieder. Wer von den Berufs-Autoren ist denn noch mit im Boot?
Lemme: Brigitte Glaser wird in allen Lesungen vor Ort sein und die Abende moderieren. Als Autorin ist sie dieses Mal nicht dabei. Beim ersten Projekt von »Achern im Visier« vor drei Jahren hatten wir ausschließlich Autoren aus Baden eingeladen. Dieses Mal schauen wir über den Tellerrand
hinaus. Es wurden jeweils drei Autoren aus Baden, aus Schwaben und aus der deutschsprachigen Schweiz eingeladen.
Die vorgetragenen Geschichten werden ja wieder gesammelt. Wo und wann kann man sie als Buch bekommen?
Lemme: Wir fassen die neun Geschichten in einem Buch zusammen. Ebenfalls in das Buch aufgenommen werden die Gewinner aus den zwei öffentlich ausgeschriebenen Schreibwettbewerben für Jugendliche und Erwachsene. Das Buch kann man bei den Lesungen erwerben. Anschließend ist es im Acherner Buchhandel zu erhalten.