Mehr als nur ein Lese-Festival
Noch ziemlich genau vier Wochen, dann startet der Hausacher Leselenz. Wobei: Teilweise hat er bereits begonnen. Unter anderem ist Kommissaren Isabella Bahler im Schwarzwaldkrimi schon fleißig beim Ermitteln.
Vorfreude ist bekanntlich die beste Freude – sagt jedenfalls der Volksmund. Und so können sich Literaturfreunde auf den 22. respektive den 24. Juni freuen, wenn es wieder heißt »Hausacher Leselenz«. Der Blick ins Archiv macht gelinde gesagt erstaunen, erinnert er doch daran, dass der Leselenz inzwischen das Kinder- und Jugendalter verlassen hat.
1998 ging es los unter dem Motto »Bücher bitten zu Tisch«. Da ging es um »Kulinarisches: Literarisches«. Seitdem stellt José F. A. Oliver, Initiator und Kopf und Motor des Literaturfestes, jedem Fest ein Motto voran, das Literatur mit anderen Bereichen des Lebens und der Kultur in Bezug setzt: Erotik, Musik, Film und Theater, oder es fragte 2001: »hoffnungs-los Europa?«; 2004 war der Leselenz »nachbarnah«. Und im 19. Jahr heißt es nun also »ur:sprünge. Literatur, Körper und Bewegung«.
Neuer Schwarzwald-Krimi
Die neuen Stipendiaten der Gisela-Scherer-Stiftung werden am kommenden Wochenende gekürt, wenn die Jury tagt und die eingegangenen Bewerbungen sichtet. Kommissarin Isabella »Bellaballa« Bahler und ihr Hund Einstein haben ihre Ermittlungen im »Schwarzwaldkrimi« bereits aufgenommen: Es gab eine Leiche im Schwimmbad. Bei dieser gemeinsamen Aktion des Offenburger Tageblatts und des Leselenz ist der Autor Christoph W. Bauer verantwortlich für den Plot, dessen Episoden von den Leserinnen und Lesern geschrieben werden. Bauer war 2010 selber Scherer-Stipendiat und ist dem Leselenz treu geblieben. Die Illustrationen stammen von Stefan Dinter. Wer an diesem Fortsetzungskrimi mitschreiben möchte, findet Informationen unter www.bo.de/dossiers/schwarwaldkrimi und sollte die Feder spitzen, denn die Abschlussveranstaltung ist am 22. Juni.
Junge Leselenz-Reporter
Ebenfalls schon fleißig ist die »Leselenz-Redaktion« der Schreibwerkstatt »Journalismus«. In Zusammenarbeit mit der Journalismus-AG des Offeburger Tageblatts steht sie unter der Leitung des Journalisten Tilman Rau und des Fotografen Yves Noir. Gemeinsam gehen sie auf die Suche nach Geschichten, die zum Thema des Leselenz passen. Die jungen Reporter werden im Juni eine Seite für das Offenburger Tageblatt gestalten, ihre Texte erscheinen außerdem in der Leselenz-Zeitschrift »wort:werk«.
Der Leselenz ist über das alljährliche einwöchige Lese-ereignis hinaus zu einer Marke für Literatur geworden.
Das alles will finanziert werden. Weswegen 2011 ein Förderverein gegründet wurde. Dieser Verein ist neben der Stadt Hausach und der Neumayer-Stiftung Hauptfinanzierer des Festivals, hinzu kommen Sponsoren. Rund 130 000 Euro kostet das Festival im Jahresverlauf, 17 500 Euro seien im Hausacher Haushalt fest verankert, hieß es Anfang Mai in der Mitgliederversammlung.
Europäische Literaturfest-Kooperation
Trotz des großen Erfolges – namhafte Autoren aus aller Welt geben sich in Hausach ein Stelldichein – ruhen sich Oliver und seine Stellvertreterin Ulrike Wörner nicht auf den Lorbeeren aus. Jüngst war Oliver in Slowenien, denn der Leselenz ist eine Kooperation mit 14 europäischen Literaturfestivals eingegangen, wie Oliver im Gespräch mit dem Offenburger Tageblatt sagte. Das EU-Projet heißt »Versopolis« – Stadt der Verse. Für Oliver nicht nur in literarischer Hinsicht eine Auszeichnung, sondern auch ein finanzieller Erfolg, da der Leselenz über diese Kooperation Gelder von der EU erhält, wie Oliver sagte.
Das Thema »ur:sprünge« lässt viele Assoziationen zu. Eine wäre angesichts der Flüchtlings- und Migrationsströme das Synonym »Herkunft« oder »Abstammung«. Und in der Tat sind Autoren zu Gast, die einen Bezug zum Thema haben. Im Interview mit der Mittelbadischen Presse nennt Oliver Abas Khider, Luna Al Mousli, aber auch Ishamel Beah, einen ehemaligen Kindersoldaten.
Seit vergangenem Jahr gibt es eine zusätzliche Lesung in Gebärdensprache – »mitsprache – wortsprochen«. Oliver begründet das so: »Auch hier sollen Grenzen und Grenzerfahrungen aufgebrochen werden. Weitere ur:sprünge, die gewagt werden.«
Termine
Der Hausacher Leselenz beginnt am 22. Juni mit der Vorstellung des Schwarzwaldkrimis, am 23. Juni werden die Stipendiaten begrüßt. Vom 24. bis 27. Juni stellen sich die Autoren vor.