Oberrheinkonzerte Offenburg: Grieg-Trio

Musik als kostbares Gewebe

Gottfried Wiedemer
Lesezeit 3 Minuten
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24. März 2015

Mit Fußgetrappel bedankte sich das Publikum bei den Musikern. ©Christoph Breithaupt

1987 haben Ellen Margarete Flesjø (Cello), Sølve Sigerland (Violine) und Vebjørn Anvik (Klavier) ein Trio gegründet und nach ihrem Nationalhelden Grieg benannt. Ihre inzwischen erreichte Meisterschaft ist vom ersten Ton an zu spüren.

»Con brio« begann das norwegische Grieg-Trio am Samstag in der Oberrheinhalle Beethovens »Geistertrio«, dramatisch die dynamisch abgesetzten Motive, die Beethoven voller Spannung nach wenigen Takten von D-Dur nach d-Moll hinübergleiten lässt. Danach setzte sich aber die Allegro-Heiterkeit durch, vielfach variiert in Tempo und Dynamik, mal schmelzend hingegeben, dann in übermütiger Jagd und in kleinste Figuren aufgelöst.

Im Largo espressivo spielten sich die Streicher die Melodien zu, so fein wie Spinnweben in der Sonne, an denen die Tautropfen glitzern. Das sei »geisterhaft schauerlich«, meinte Carl Czerny, und seither hat die Komposition  den Namen »Geistertrio«. Aber nur das Klavier grummelte »unterweltlich«, die feinen Melodien der Violine und die sehr zurückhaltenden Girlanden des Cello ließ einen beileibe nicht gruseln. Fast durchgehend hätte man sich von der Cellistin etwas kräftigere Konturen gewünscht.

Im abschließenden Presto verfiel niemand in Hektik, das Zusammenspiel blieb äußerst genau, legte auch leise Ruhephasen ein, bis das Klavier crescendo die Coda anzog. Der Schluss kam ohne Ausrufezeichen, überraschend allerdings die hohen Pizzicati der Cellistin. Vor der Pause gab es noch einen Ausflug in die Moderne.

Barocker Schluss

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Der Schweizer Frank Martin hat sich 1925 von  irischen Volksliedern zu einem Trio anregen lassen, in das er viele rhythmische Überraschungen und Zwölfton-Musik eingebaut hat. Dagegen ist die barocke Grundform der »Gigue« am Schluss fast zu traditionell und bieder geraten. Die ostinaten Bass-Pizzicati lassen einen fragen, ob  wohl noch was Neues kommt.

Und ob! Die Violine schwang sich zu hohen Juchzern auf, hüpfte in Synkopen und leitete einen spektakulären Schluss ein.

Mendelssohns Trio op. 66 begann »con fuoco« – mit Feuer, und das Klavier stürmte leidenschaftlich drauflos. Die Violine fiel staccato, temperamentvoll spitz in das energische Allegro ein. Im Tempo stand das Cello den Partnern nicht nach, sein Klang war wunderschön, aber wie in Watte gepackt. Dabei brachte der Dialog mit der Violine herrliche Kantilenen, die perfekt phrasiert auf einen Höhepunkt zuliefen. Nach Ruhephasen folgte ein feuriger Galopp und ein entschiedener Schluss.

Das Andante wurde vom melancholischen Cello bestimmt, das Vibrato des ersten Geigers erklomm neue Höhen. Das Scherzo war »quasi presto«, aber wie Elfentanz so fein. Erdenschwer, langsamer und bedeutender  kam das Finale daher, die Leidenschaftlichkeit des Kopfsatzes kehrte zurück. Bald intonierte das Klavier den Bach-Choral »Vor Deinen Thron tret ich hiermit«, Violine und Cello folgten, begleiteten sich gegenseitig, bis sie sich zum starken Schluss vereinten.

Langanhaltender Beifall, in den sich kurz freundschaftliches Getrampel mischte. Die Drei bedankten sich mit einem »Noctune« von Ernest Bloch, der 1916 aus Genf in die USA ausgewandert war. Sie spielten dieses Stück in gewohnter Feinheit als eine sehr sanfte Abschiedsweise.

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