Ohrwurm machte ihn zum Star
Über seine Karriere, sein neues Album »Die Leichtigkeit des Seins« und sein Konzert auf Deutschlands größter Freilichtbühne in Ötigheim am 27. August plauderte Matthias Reim bei seinem Besuch im Funkhaus Ortenau und vor der Kamera von Mittelbadische Presse TV.
Um Matthias Reim kommt man nicht herum. Sein »Verdammt, ich lieb dich«, mit dem seine Musik-Karriere 1990 steil nach oben ging, gehört zum festen Repertoire jeder Oldienacht, wird in jedem Festzelt voller Inbrunst mitgesungen. Matthias Reim hat mit diesem Lied offensichtlich einen Nerv getroffen, nicht nur bei den Männern seiner Generation.
Beim Texten kann der 57-Jährige aus den Erlebnissen und Erfahrungen eines bewegten Lebens schöpfen. Mit einigen Einschränkungen: »Ich habe viel Fantasie, nicht alles ist autobiografisch«, erzählt er im Interview mit Jörg Schött bei Schwarzwaldradio. Es war auch nicht etwa Liebeskummer, was ihn zu dem Hitsong inspirierte, sondern eine »der schwärzesten Stunden meiner Karriere«. Seine Plattenfirma hatte ihm ein gesamtes Album abgelehnt. Reim war zornig und frustriert und schrieb innerhalb von zwei Stunden das Lied, das sein bislang größter Erfolg wurde. Wesentlich entspannter hat der Sänger mit der markanten rauchigen Stimme an seiner neuesten CD gearbeitet, wenn man dem Titel »Leichtigkeit des Seins« glauben darf. Konnte er auch, denn mit dem Vorgänger-Album »Unendlich« schaffte er es 2013 nach 23 Jahren wieder auf Platz eins der deutschen Charts.
Sympathisch und locker absolvierte der Künstler bei seinem Besuch in Offenburg seinen Interviewmarathon. Nicht nur Jörg Schött, sondern auch Uwe Carsten von Hitradio Ohr und den Redakteuren von Mittelbadische Presse TV stand er bereitwillig Rede und Antwort.
Jugendtraum Jetpilot
Er erzählte auch, wie alles angefangen hatte, wie er zunächst in die Fußstapfen seines Vater treten wollte und fürs Lehramt studierte, obwohl seine Jugendträume sich zwischen Jetpilot und – wenn schon Beamter – Kriminalpolizist bewegt hatten. Als er irgendwann mehr Zeit in seinem kleinen Studio als im Hörsaal verbrachte, war der Weg zur Musik vorgezeichnet. Und dann war er 1990 mit einem Mal ein umschwärmter Schlagerstar. Es folgten Höhen und Tiefen, beruflich wie privat. Der Sänger musste auch schmerzliche Erfahrungen machen. »Ich habe viel dazugelernt«, bekannte Reim freimütig und meint auf die Frage, was den Matthias Reim der 90er-Jahre von dem heutigen unterscheide, dass ein Künstler sich verändern und entwickeln müsse, sein Publikum auch mal überraschen sollte. Auf der neuen CD wollte er seine ganze Bandbreite zeigen mit Songs zum Mitsingen, aber auch mit nachdenklichen Liedern zum Zuhören.
Das Konzert am 27. August in Ötigheim ist für ihn eine Premiere. »Ein besonderer Abend«, freut er sich auf den Auftritt auf Deutschland größter Freilichtbühne, bei dem ihm mehrere Generationen seiner Fans zujubeln werden. Sie werden seine neuen Lieder hören, aber auch einige ältere Hits, ganz bestimmt aber »Verdammt, ich lieb dich«.
Eigentlich ist Ötigheim für Reim wie ein Heimspiel: Denn der gebürtige Hesse, der schon auf den Balearen und in Florida gelebt hat, fühlt sich im Südwesten sehr wohl. In Radolfzell am Bodensee hat der fünffache Vater ein Zuhause gefunden. Bei der Wahl des Domizils spielten auch familiäre Bindungen ein Rolle. Einer seiner drei Brüder wohnt in Konstanz. Außerdem reiste er einst oft in den Ferien zu Oma und Opa nach Überlingen.
Matthias Reim & Band, 27. August, 20 Uhr, Freilichtbühne Ötigheim, Info/Karten: 07222/968790, www.volksschauspiele.de/