Pervez Mody spielt Alexander Scrjabins Klavierwerk ein
Im Sommer 2010 hat der in Lahr lebende Pianist Pervez Mody damit begonnen, das Klavierwerk des russischen Komponisten Alexander Scrjabin (1872-1915) einzuspielen. Mittlerweile ist die fünfte CD der Reihe erschienen.
Zu Beginn des Projekts ist Pervez Mody etwas über das Ziel hinaus geschossen. Er hat die Klaviermusik von Alexander Scrjabin nicht einfach nur aus seinem eigenen Musikverständnis heraus interpretiert und wunderbar zum Klingen gebracht. Er hat das Album, auf dem unter anderem die »Sonate Nr. 4«, der »Poème tragique« und die an Chopin angelehnten »24 Préludes« zu hören sind, durch eine zweite CD ergänzt. Auf der Suche nach einer ganz besonderen Aura hat er die selben Werke, noch einmal mit kon-trastierenden Klangphantasien und Alltagsgeräuschen unterlegt. Die Spielerei im Studio des Südwestrundfunks in Baden-Baden hat letztendlich aber eher den Blick auf das Wesentliche versperrt.
Tonsprache erneuert
Alexander Scrjabin, ein Studienkollege von Sergej Rachmaninow, hat ganz gezielt an der Erweiterung und Erneuerung der Tonsprache seiner Zeit gearbeitet. Charakteristisch für seine Musik ist ein fast mystischer Zauber voller Empfindsamkeit und Intensität. Eine Klangsprache, die zwischen Träumerei und ekstatischen Ausbrüchen, Harmonie und Dissonanz hin und her schwingt. Sie stellt Interpret und Zuhörer immer wieder neu vor eine Herausforderung.
Ab der zweiten CD, die 2011 ebenfalls in der Klassikreihe »Bella Musica« bei Thorofon erschienen ist, konzen-
trierte sich Pervez Mody ganz auf die bereits während seiner Studienzeit in Moskau begonnenen Auseinandersetzung mit der Musik Scrjabins. Der im indischen Mumbai, dem früheren Bombay, geborene Pianist ging dabei nicht chronologisch vor. Er kreierte Album für Album einen neuen Spannungsbogen.
Die dritte CD ließ bis 2013 auf sich warten, die vierte erschien 2015 zum 100. Todesjahr des Komponisten. Das Album, das mit der »Sonate Nr. 3« und der »Sonate Nr. 10«, mit einer Reihe Préludes, Impromtus und Poèmes aufwartet, wurde für den deutschen Schallplattenpreis nominiert.
Zwischendurch gab Pervez Mody auch immer wieder Konzerte. Mit der Geigerin Isabelle Steinbach trat er als »Duo
Appassionata« auf und spielte eine Konzertreihe mit den zehn Klaviersonaten von Beethoven.
Ohne Notenblätter
Mody geht erst ins Studio, wenn die jeweilige Interpretation ausgereift ist und im Konzert aufgeführt wurde. Die grundsätzlich ohne Notenblätter eingespielten Aufnahmen wirken klar und präzise, strahlen Sinnlichkeit und Leidenschaft, eine große musikalische Intensität aus. Das Projekt lässt Pervez Mody endgültig zu einem der führenden Scrjabin-Interpreten reifen.
Das wird nicht zuletzt beim Hören des Ende Mai vorgelegten Albums »Pervez Mody plays Scriabin – Vol. 5« deutlich. Bereits der Einstieg, die »Sonate Nr. 5«, führt dunkle, schroffe Akkorde und temperamentvolle Klangkapriolen zusammen. Es folgen Miniaturen, Prèludes und Etüden, zwei Tänze, darunter der in einem dunklen Feuer lodernde Klavierpoem »Flames sombres«, auf den ein lebhaftes Scherzo folgt. Das Finale des knapp 70-minütigen Tonträgers markiert Alexander
Scrjabins »Fantasie in h-moll«, die der Komponist aufgrund ihres Schwierigkeitsgrades nie selbst gespielt hat.