Philharmonie am Forum spielte zum Muttertag
In der vollbesetzten Reithalle beeindruckte die Philharmonie am Forum mit ihrem Muttertagskonzert und einer spätromantischen Musik-Auswahl.
Der Ruhm lässt manchmal auf sich warten: Kein Glück hatte der englische Komponist Edward Elgar (1875-1934) zunächst mit seinem Cellokonzert op. 85. Zum einen geriet die Urauführung zum Debakel – das damalige London Symphonie Orchestra hatte sich ungenügend darauf vorbereitet. Zum anderen war die Entstehungsgeschichte auch nicht gerade erfreulich.
Die Idee soll Elgar nach tagelangen Schmerzen aufgrund einer Mandeloperation gehabt haben. Nach dem Tod seiner Frau blieb es seine letzte Komposition.
Martin Merker und die Philharmoniker
Unter glücklicheren Umständen verlief die Aufführung von Elgars Cello-Werk beim jüngsten Konzert der Philharmonie am Forum am Sonntag in der vollbesetzten Offenburger Reithalle. Unter dem Dirigat von Rolf Schilli hatte der Cellist Martin Merker ausgiebig Gelegenheit, sein kraftvolles Spiel mit genussvoll ausgeführten Kantilenen zu garnieren. Merker trat immer wieder mit dem Orchester in einen tiefsinnigen Dialog – einfühlsam die Streicher und Holzblasinstrumente. Wie Moderatorin Ines Pasz verriet, genüge ein einfaches Heben der Augenbraue des Solisten, um dem Dirigenten seine Absichten mitzuteilen – »man kennt sich!«
Schlicht grandios geriet die Ausführung des kraftvollen Adagios, das im Piano verklingt. Überraschend rund und virtuos der zweite Satz im Lento mit seinem kadenzartigen melancholischen Charakter – leicht wie eine Feder das Allegro. Merkers fesselnde Interpretation und feinsinnige Eleganz rief den begeisterten Beifall der Zuhörer hervor.
Stimmung eines Sommerabends
Nach dem spätromantischen Gefühlsüberschwang sollte der warme Klang des Cellos noch nicht verstummen. In einer Bearbeitung von Rolf Schilli erklang als Zugabe das katalanische Weihnachtslied »El Cant del Ocells« (Der Gesang der Vögel), mit dem der weltberühmte Cellist Pablo Casals stets seine Konzerte abzuschließen pflegte.
Den Konzertauftakt hatte zuvor Antonin Dvoráks (1841-1904) Konzertouvertüre op. 91 »In der Natur« gemacht. 1891 hatte der leidenschaftliche Spaziergänger Dvorák beschlossen, eine Trilogie von symphonischen Ouvertüren über die ewigen Themen Natur, Leben und Liebe zu
schreiben. Das Werk sollte die Stimmung eines Sommerabends herbeizaubern.
Die Philharmoniker agierten mit einer weit sich spannenden Dynamik und trefflich gesetzten Akzenten. Fagott und Bratschen hoben im lyrischen Hauptthema das gemäßigte Allegro im F-Dur-Klang an, Naturzitate wie Vogelrufe werden zwischendurch von tänzerischen Tönen begleitet – eine melancholische Stimmung macht sich breit.
Viel Feingefühl
Die zweite Konzerthälfte beginnt mit vertrauten Melodien aus der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg (1843-1907). Nach der Vorlage norwegischer Märchen schrieb Henrik Ibsen das dramatische Gedicht über den Bauernjungen Peer Gynt, dem wegen seines großen Erfolgs eine Bühnenfassung folgte, die von Grieg vertont wurde; daraus entstanden zwei Orchestersuiten. Die Streicher stachen bei der »Morgenstimmung« mit sauberer Intonation hervor, die bei »Ases Tod« durch homogenen Klang und Feinfühligkeit überzeugten. Herrlich verspielt folgte im Mazurka-Tempo »Anitras Tanz«.
Beglückend endete der Abend mit den bekannten Haydn-Variationen op. 56a von Johannes Brahms (1833-1897), einem seiner schönsten Werke. In ausgewogener Klanggebung ließ die Philharmonie am Forum die von Kontrast und Nähe geprägten Variationen erklingen. Mit dem rasanten »Ungarischen Tanz« Nr. 5 von Brahms endete ein wunderbarer Konzertabend, für den es minutenlang Beifall gab.