Konzert

Piano.vocal: Es begann bei einem Karaoke-Abend

Jutta Hagedorn
Lesezeit 5 Minuten
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20. Mai 2016
Piano.Vocal: Pianist Hannes Schmidt (links) und Sänger Ralf Brandstetter sind seit 15 Jahren musikalisch ein unzertrennliches Paar.

Piano.Vocal: Pianist Hannes Schmidt (links) und Sänger Ralf Brandstetter sind seit 15 Jahren musikalisch ein unzertrennliches Paar. ©Ulrich Marx

Piano.Vocal – eine regionale Erfolgsgeschichte. Am 9. Oktober feiert das Oberkircher Duo Hannes Schmidt und Ralf Brandstetter sein 15-jähriges Bestehen mit einem großen Konzert in Offenburg. Im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse erzählen sie, was die Musik für sie bedeutet.

Mit den Jungs von Piano.Vocal kann man gut und ausgiebig lachen. Was vielleicht auch daran liegt, dass sie gut lachen haben. Denn auf die Frage »Wie geht’s denn so?« kommt ein promptes zweistimmiges »Wir sind sehr gut auf Kurs.« Das anschließende Gespräch verläuft dann ausgesprochen fröhlich.

Zum Lachen ist auch, wie sich der Pianist Hannes Schmidt und der Sänger Ralf Brandstetter vor 15 Jahren gefunden haben: über einen gemeinsamen Musikpartner – wie kann es auch anders sein. »Wir kannten ihn beide, aber wir kannten uns nicht«, sagt Brandstetter. »Er war ein großer Karaoke-Fan, wir beide nicht. Wir haben immer abgelehnt mitzugehen – bis auf dieses eine Mal. Da haben wir uns getroffen – und es war Liebe auf den ersten Blick«, sagt Brandstetter mit Blick zu seinem Partner. Der grinst augenzwinkernd zurück und kichert. 

Schon einen Tag später hätten sie miteinander telefoniert, erinnert sich Schmidt und lacht immer noch. Seitdem sind sie unzertrennlich. Musikalisch, versteht sich. Schmunzelnd erinnern sich die beiden Künstler dann auch an ihr erstes Interview mit der Mittelbadischen Presse – in einem Café in der Offenburger Innenstadt vor 15 Jahren. 

Auftritte haben sie rund zwei Mal die Woche, inzwischen könnten sie sogar davon leben, meint Schmidt.  Doch ob sie das wollten, sei eine andere Frage. Eine Frage, die auch immer mal wieder gestellt würde. Man habe sich das schon überlegt. Doch nur Musik zu machen befördere unter Umständen auch andere Erwartungshaltungen seitens des Publikums, denen man genügen müsse. Und die Gefahr, sich zu übernehmen und »alles auf eine Karte zu setzen«, sei doch recht groß. 

»Wir haben durchaus versucht, den großen Sprung zu machen, national«, rekapitulieren sie – Fernsehauftritte, Konzerte. Doch letztendlich »wollten wir die Zügel nicht aus der Hand geben«. Stattdessen könnten sie sich aussuchen, wo, wann und ob sie auftreten. »Wir sind unabhängig«, sagt Schmidt. »Wir machen Musik, weil es Spaß macht. Das ist der Motor«, sagt Brandstetter dazu. »Wir haben alles. Wir dürfen spielen.« Und Schmidt ergänzt: »Wenn ich auf der Bühne stehe, bin ich happy – egal wo.« Das Wo ist ein Radius von etwa 150 Kilometern, schätzen die Musiker. »Man kennt uns – das passt«. 

»Dass wir spielen dürfen, dass wir in einer so entspannten Lage sind, ist ein Geschenk«, sagt Brandstetter. Und so spielten sie eben auch nur noch was sie wollten. Was durchaus auch Angriffsfläche geboten habe. »Doch es ist besser, nur das zu spielen, was wir können. Wir fühlen uns gut, wir bringen das, was wir vertreten können.« Wie bei ihrem neuen Album.

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»Das geht doch nicht«

Das war auch mal anders – und wieder lachen die Musiker herzhaft. Das erste Album, 2004, war eine deutsch-englische Mischung. »Das geht doch nicht, hieß es da«, sagt Brandstetter. Also war Album Nummer zwei 2008 nur Englisch. »Und wieder hieß es, das geht doch nicht«, amüsieren sich die beiden noch heute. »So war das Album 2012 wieder deutsch.« Und jetzt eben ein Album, das nur nach ihrem Geschmack entstanden ist.

Auch wenn sie sich dafür entschieden haben, die Musik nur »nebenher« zu machen: »Wir sind Profis«, sagen sie. Künstlerisch sowieso, aber auch was die Qualität der Auftritte betreffe, des Benehmens. Allüren? Nein, danke! »Ich sehe die Dienstleister-Komponente«, formuliert es Brandstetter. 

Die »fehlenden Allüren« hätten übrigens dazu geführt, dass bei einem Auftritt einmal eine leere Garderobe auf sie wartete. »Nicht mal ein Stuhl stand da«, erinnert sich Schmidt. Sie hatten schlichtweg vergessen anzugeben, was sie für ihr Wohlbefinden benötigten. Und? »Wir haben unseren Auftritt absolviert und das war’s. Wir brauchen keinen Kaviar«, sagt Schmidt.

Wenn sie heute von ihren Konzerten und Auftritten leben könnten, so war das anfangs nicht gleich so. Auch der Aufwand war ungleich höher. Mehr als 50 Prozent der Zeit sei für die »Rahmenaspekte« draufgegangen: Management, Marketing, Technik, Aufbau. Inzwischen gibt es längst einen Technikstab, der sich um das Drumherum kümmert. »Man wächst«, sagt Brandstetter lapidar. Was man auch einigen Ortenauer Sponsoren zu verdanken habe, die sie einmal im Jahr bei Großproduktionen unterstützten. Aber auch solche Projekte rechneten sich nur, wenn man auf Tour gehe. 

Zum Abschied haben sie dann noch eine weitere Anekdote. Einer ihrer beiden Flügel gehörte Richard Clayderman. Wie bitte? Ja, der habe ihn nach seiner Europa-Tour 2014 verkaufen wollen – »und da haben wir zugegriffen«. Seitdem ist »Ballade pour Adeline« im Repertoire …

Trotz des großen Konzertes im Oktober, »auf das wir uns seit Dezember vorbereiten«, wird es im Juli und August eine weitere gemeinsame Produktion mit Carsten Dittrich geben: die Wiederaufnahme von Romeo und Julia. 

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