Neue Ausstellung beim Künstlerkreis Ortenau

»Räuberleitern« für Offenburg

Gertrud Schley
Lesezeit 3 Minuten
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13. September 2014

Installation »Räuberleitern« in der Galerie Artforum. ©Ulrich Marx

Sechs Leitern aus Stahl und einige Ringe aus dem gleichen Material: die Künstlerin Katharina Hohmann hat für ihre Ausstellung beim Künstlerkreis Ortenau die Installation »Räuberleitern« gebaut, zu der sie sich in Offenburg inspirieren ließ. Morgen, Sonntag, 11 Uhr, ist die Vernissage in der Galerie Artforum.

Offenburg. Den Namen Offenburg hat Katharina Hohmann schon oft am Zugfenster vorbeihuschen sehen. Ausgestiegen ist die Künstlerin mit Wohnsitzen in Berlin und Genf und mit zeitweiligen Lehrauftrag an der Bauhaus-Universität in Weimar bei ihren Reisen in der Ortenaumetropole noch nie. Bis sie die Gelegenheit erhielt, beim Künstlerkreis Ortenau auszustellen. Das war für die gebürtige Schweizerin, Jahrgang 1964, Anlass, sich in der Stadt umzusehen – und zwar gründlich. Denn sie wollte Offenburg ein sehr persönliches Kunstwerk widmen.
In der Galerie Artforum wird nun bis 12. Oktober die Rauminstallation »Räuberleitern« zu sehen sein. Insgesamt sechs Leitern aus Stahlrohr lehnen an der über sechs Meter hohen, frisch in Weiß gestrichen Wand des Ausstellungsraums. Die Künstlerin hat die einzelnen Teile zusammengesteckt und die Stufen mit den Seitenteilen verschweißt. Ergänzt wird das betont schlichte Arrangement in der Galerie durch Anordnungen von Stahlreifen, die ebenso wie die Leiter in verschiedenen matten Industriefarben bemalt wurden.
Die Professorin an einer Genfer Designerschule habe sich bei ihrer Installation, die sie ganz individuell auf den Ausstellungsraum abstimmte, von der Geschichte und der Gegenwart Offenburgs inspirieren lassen, berichtete  Manfred Schlindwein, Vorsitzender des Künstlerkreises, bei der Vorbesichtigung am Donnerstag.
Stichwort Eiermann
Hohmanns Stichworte sind Eiermann, Burda und Stahlbau Müller. Egon Eiermann (1904-1970), der an der Technischen Hochschule Karlsruhe lehrte, gilt  als einer der bedeutendsten deutschen Architekten der Nachkriegsmoderne. In den 50er-Jahren entwarf er auch Bürogebäude für Burda Moden sowie Stahlbau Müller, ein Unternehmen das Metallkonstruktionen herstellte. 1958 hat Eiermann Deutschland auf der Expo in Brüssel vertreten. Bei ihren Recherchen in Offenburg hat Katharina Hohmann auch einen von Eiermann konzipierten hohen Raum entdeckt, bei dem eine Treppe auf eine Empore führt – ähnlich wie im Artforum.
Ein für die Ausstellung konzipiertes Taschenbuch mit Texten und Fotografien soll »das Ensemble zum Sprechen bringen«, wünscht sich Hohmann. Es lässt den Besucher teilhaben an den gedanklichen Verknüpfungen und Assoziationen der Künstlerin. Gezeigt werden Eiermann-Bauten in Offenburg und Bilder von der Expo 1958. Aber auch Tankstellen, wie sie von Stahlbau Müller  gebaut wurden. Hohmann hat sogar das Wandgemälde von Oskar Schlemmer entdeckt, das der Bauhaus-Künstler für die einstige Maschinenfabrik Witzig & Frank geschaffen hat. Die Bilder, die auf der Empore im Artforum hängen, lassen den Betrachter auf Reisen gehen: von Offenburg nach Brüssel, von Berlin nach St. Petersburg, von Straßburg nach Marseille.
Wer sich überfordert fühlen sollte, dem weist die Künstlerin einen eleganten Ausweg: »Man kann sich ja davonstehlen – mittels der Räuberleiter«.
Katharina Hohmann: »Räuberleitern«, Künstlerkreis Ortenau, Galerie Artforum, Offenburg, Okenstraße 57, Haupteingang Tullastraße, Eröffnung morgen, Sonntag, 11 Uhr, bis 12. Oktober, Öffnungszeiten
Freitag 17-20 Uhr
Samstag und Sonntag 14-17 Uhr

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