Offenburg

»The Railsplitters« räumen ab

Jürgen Haberer
Lesezeit 3 Minuten
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30. November 2015

Banjospieler Richie Stearns und Rosie Newton eröffneten das siebte »Bluegrass Jamboree«. ©Jürgen Haberer

Seit sieben Jahren tingelt Rainer Zeller im Spätherbst mit »Bluegrass Jamboree« durch die Lande. Der Impresario aus Tübingen gilt als Kenner des Genres, sein Festivalformat stellt immer wieder Formationen vor, die nach neuen Impulsen für den in den 1940er-Jahren entstandenen Musikstil suchen.

Offenburg. In den Appalachen, dem amerikanischen Kernland des Bluegrass, hat Rainer Zeller eher wenig zu lachen. Für die Gralshüter der reinen Lehre wandelt der Mann aus »good old Germany« viel zu sehr auf den verschlungenen Seitenpfaden einer ruchlosen Erneuerung. In seiner Heimat aber punktet er genau damit. Wenn Zeller auf die Bühne geht, um die von ihm auf seinen Reisen durch die USA entdeckten Bands anzusagen, spart er nicht mit neckischen Seitenhiebe Richtung »Bluegrass Polizei«. Wenn er dann auch noch von Auftrittsverboten auf den großen Festivals spricht, gilt das beim deutschen Publikum längst auch als Synonym für innovative Ansätze und musikalische Qualität.
Zeller zaubert erfrischend auftrumpfende Nachwuchsbands und erfahrene Grenzgänger aus dem Hut, die sich nur wenig um die im Grunde engen Grenzen des Genres scheren. Er serviert »American Folk« der im Idealfall mit Gitarre, Geige und Mandoline, mit Banjo und Kontrabass daherkommt, ansonsten aber wenig nach der exakten Zuordnung fragt. Bei seinen Acts klingen auch Country, Gospel und Blues an, hin und wieder ein Hauch Jazz oder Popmusik. Die diesjährige Festivalausgabe, die am Samstagabend fast 200 Zuhörer in den Salmen lockte, setzte tolle Duftmarken, die das Offenburger Publikum begeisterten.
Der Einstieg in den Abend gehörte dem erfahrenen Banjospieler Richie Stearns und seiner jungen Partnerin Rosie Newton (Geige, Gesang). Einem Duo, das mit Spielfreude und tollem Songmaterial mächtig auftrumpfte. In ihrem halbstündigen Set servierten die beiden stampfende und ratternde Eisenbahnsongs, schräge Gangsterballaden und Folksongs, die vom einfachen Leben in den Wäldern der Appalachen erzählten.
Die zweite Band des Abends, das Trio »The Howlin‘ Brothers« hat Zeller ausgerechnet in Nashville, in dem in der Hauptstadt des Country eher verrufenen Viertel am Ost­ufer des Cumberland River entdeckt. Mit Kontrabass, Gitarre und Mundharmonika, Banjo oder Fidel mixen die drei Brüder im Geiste nahezu alles, was ihnen in die Finger kommt. Ihr Auftritt im Salmen näherte sich am Stärksten an die reine Lehre des Bluegrass an, obwohl das Trio mit viel Schwung sogar bei Dixieland und Rock ’n’ Roll wilderte.
Glanzlicht des Abends war die fünfköpfige Formation »The Railsplitters« aus Boulder, Colorado. Wie ein frischer Wind aus den Rocky Mountains fegten Frontfrau Lauren Stovall (Gitarre, Gesang),
Bassistin Leslie Ziegler, Christine King (Geige), Peter Sharpe (Mandoline) und Dusty Rider (Banjo) durch den Salmen. Von der Besetzung her klassisch aufgestellt, servierte das Quintett eine brodelnde Melange voller Überraschungen.
Bunt schillernder Set
Satte Grooves und feine Zwischentöne mischten sich in einen Vortrag, der das musikalische Feld beinahe mit jedem Song erweiterte. Pulsierende, überschäumende Klanggebilde mit mehrstimmigen Vokalharmonien, rockige Klänge und kleine A-cappella-Einlagen, dazu ein Hauch Irish Folk und Swing, die perlenden Läufe der Mandoline, die herausragende Soloarbeit des Banjos und schnellte Rhythmuswechsel. »The Railsplitters« sorgten für Furore, servierten einen bunt schillernden Set, den auch die gemeinsame Session aller Akteure nicht mehr toppen konnte.

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