Raymond E. Waydelich bei Arthus
Die Bilder von Raymond E. Waydelich erinnern bisweilen an eine moderne Form der Höhlenmalerei. Tierdarstellungen und Fabelwesen sind allgegenwärtig, bevölkern einen Bilderkosmos voller Humor. Eine Auswahl seiner Arbeiten ist bis zum 7. November in der Galerie Arthus in Zell a. H. zu sehen.
Auch wenn Raymond E. Waydelich zu den bekanntesten lebenden Künstlern Frankreichs zählt – der 1938 in Straßburg geborene Maler, Bildhauer und Aktionskünstler ist vor allem auch bekennender Elsässer, einer der die Mundart liebt, die heimische Küche und den Fisch. Dieser schwimmt bei ihm über den Golfplatz und durch eine mediterrane Landschaft, hängt golden glänzend im Kühlhaus und lässt dem Wolf das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Raymond E. Waydelichs Auseinandersetzung mit der Welt der Tiere und Fabelwesen geht aber sehr viel weiter. Er porträtiert Katzen und Hühner, auf seinen Bildern und Zeichnungen tummeln sich Elefanten und Krokodile, skurrile Fabelwesen mit Geweihen und markantem Gebiss. Sie sprechen manchmal sogar, zitieren Martin Luther Kings berühmten Satz »I Had A Dream«, obwohl es vordergründig doch nur ums Fressen geht.
In die Bilderwelt des Elsässers einzutauchen heißt, gängige Muster der Wahrnehmung aufzugeben. Bereit zu sein für eine Auseinandersetzung mit subtilem, oft schrägem Humor, einer überbordenden Lust an bunten Bildern und schematischen Darstellungen, die fast unweigerlich an prähistorische Höhlenmalereien erinnern.
Zeichnerisches Werk
Waydelich packt die Tierwelt Namibias in einen Bus und auf ein Schiff, er malt Flugzeuge mit einem Krokodil im Bauch, lässt Engel über einem sinkenden Luxusdampfer kreisen. Seine Hommage an John Wayne reduziert sich auf eine mit Blattgold verzierte Pistole, aus der gerade eine Bleikugel herausspritzt.
Die nun in der Galerie Arthus in Zell a. H. zu sehende Ausstellung konzentriert sich dabei stark auf das zeichnerische Werk des Künstlers, obwohl auf den ersten Blick eine Reihe klassischer Tafelbilder herausstechen. Sie sind Ausdruck von Waydelichs Hang zur Weiterverwertung von Fundstücken, die bei ihm längst nicht nur in Materialbilder einfließen. Er übermalt einfach alte Ölschinken, Lithographien und Buchillustrationen, fügt fertigen Arbeiten neue Elemente hinzu.
"Archäologie der Zukunft"
Eine Landschaft wird so zu einem Golfplatz, den echte Golfbälle zieren. Ein Hirsch mit dem Maul eines Krokodils überdeckt eine impressionistische Küstenlandschaft mit Leuchtturm. Seine Hühner- und Katzenportraits hat er auf Lithographien mit Pflanzendarstellungen gemalt. Eingestreute Satzfragmente geben Denkanstöße, Pfeile markieren Bewegungsrichtungen. Waydelich selbst spricht dabei oft von einer »Archäologie der Zukunft«, einer »Mythologie der Moderne«, in der er durchaus auch politisch Position bezieht.
Im Zentrum steht aber immer ein kaum zu übersehender Hang zu bunten, farbenfrohen Darstellungen und skurrilen Bildkompositionen voller Ironie.
Raymond E. Waydelich, Galerie Arthus in Zell a. H., bis zum 7. November. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 13 bis 17 Uhr und Samstag 11 bis 15 Uhr.
Ausstellung
Raymond E. Waydelich, Galerie Arthus in Zell a. H., bis zum 7. November. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 13 bis 17 Uhr und Samstag 11 bis 15 Uhr.