Saison-Abschluss mit Klezmer-Band
Zum Abschluss der städtischen Konzertreihe 2014 besorgte das sechsköpfige Ensemble Yxalag aus Lübeck mit ihrer erfrischenden Klezmermusik die Zuhörer in der voll besetzten Stadthalle.
Die jungen Musiker mit Nele Schaumburg an der Geige als einziger Frau faszinierten durch Rasanz und Brillanz, Humor und Melancholie. Yxalag spielte bekannte Melodien des Klezmer, die ursprüngliche Musik der osteuropäischen Juden, vor allem aber moderne Kompositionen mit Elementen des Swing und Tango oder melancholische russische Weisen.
Jakob Lakner glänzte nicht nur als leidenschaftlicher Klarinettenvirtuose, sondern bereicherte das Programm durch gewitzte Eigenkompositionen. Darüber hinaus erwies er sich als mitreißender Moderator und authentisch wirkender Sänger der jiddischen Liedtexte. Nele Schaumburg ließ ihre Violine nicht nur herzzerreißend singen und weinen, mit ihren goldenen Schuhen tanzte und stampfte sie auch quirlig belebend zu jagenden Rhythmen. Der Ruhepol in der Sechsertruppe war trotz seiner stringenten Rhythmusführung Ulrich Zeller am Kontrabass.
Zusammen mit Wolfhard Lippke am Akkordeon sorgte er für die eher kontemplativ melancholischen Tonfolgen. Die internationale Ausrichtung erhält das Ensemble durch Lukas Stankovic an der Posaune. Der gebürtige Belgrader kann seinem Instrument dumpf wimmernde Klagetöne entlocken oder auch für das vorwärtstreibende Tempo sorgen. In einem dem Romeo-und-Julia-Motiv nachempfundenen Liebesdrama aus Mazedonien zeigt das Ensemble die ganze Bandbreite seiner Möglichkeiten.
Während der Berliner Nicolas Kücken traurig seine Gitarre rinnen lässt, die Geige schluchzt und die Klarinette schmachtet, lassen sich sogar Tonzitate aus Lale Andersens »Ein Schiff wird kommen« ausmachen. Vorübergehend wird die Truppe zum Vokalensemble, bevor Stankovic seine Posaune dunkel raunen und die Geige zum Finale nur mehr den Hauch eines Klangs verströmen lässt.
Nele Schaumburg windet sich schier um ihr Instrument, Klarinette und Posaune wetteifern mit leidenschaftlicher Musikalität. Die Szenerie einer tanzenden und fröhlichen Hochzeitsgesellschaft gestaltet das erste Stück nach der Pause. Ein Trompetensolo lässt das glückselige Paar in dem bekannten Stück vorbeischweben, amüsiertes Lachen aus dem Saal, wenn die Posaune die zierliche Geigerin vibrierend röhrend anbrummt.Langer Beifall belohnt das mit Überraschungsmomenten gespickte Beispiel ungeheurer Musikalität.
Den unterschwelligen Humor zeigt die Entstehungsgeschichte von »Türkis«, eine Verbalhornung von Türkisch und ebenfalls eine Komposition Lakners. Nur die Klarinette vermittelt türkisches Musikkolorit, Lakner wollte ursprünglich ein Stück mit eher türkischen Klängen gestalten – es klang aber doch eher spanisch. Ein letzter humoristischer Treffer zum Ende. Alles wartet auf den ultimativen Schlussakkord. Aber der bleibt einfach aus. Erst nach zwei Zugaben verlassen die sechs singend und summend die Bühne.