Offenburg

Sascha Grammel in der Baden-Arena

Bettina Kühne
Lesezeit 3 Minuten
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08. September 2014

Schlagabtausch: Puppet-Comedian Sascha Grammel muss sich gegen die Spitzen von Frederic wappnen. ©Ulrich Marx

Sascha Grammel füllte am Freitagabend die Baden-Arena mit seinem Programm »Keine Ahnung«. Der bauchredende Puppenspieler brachte das Publikum und sich selbst zum Lachen – mit originellen Charakteren und einem simplen Lidstrich.
 

Offenburg. Der Lidstrich war der rote Faden: Puppet-Comedian Sascha Grammel hatte seine Augen für den Auftritt mit Kajal betont – so, wie Künstler das nun einmal machen. Das wäre in der heimeligen Kulisse von Grammels Welt mit windschiefen, rosa Häuschen und Burger-Hütten auch keine Sache gewesen, wenn nicht der fiese Geier Frederic in der Baden-Arena vor vollbesetzten Haus darüber gelästert hätte. Der Bauchredner mit der »Meerschweinchen«-Frisur tat, was man in einem solchen Falle tut: peinlich berührt erklären, was los ist.
Also: Lippen zusammenkneifen, Augen drehen, schlucken. Da fliegen dem Spandauer die Herzen des Publikums zu. Denn Tatsache war: Der schräge Vogel mit Adelstitel, der im Trailer seinen Voodoozauber zu Grammel schickte, war ein echter Unsympath. Das Großmaul haut böse auf den Putz, lacht hämisch und freut sich über jeden verbalen Sieg. Doch irgendwann wird der anstrengende Schnösel weggepackt.
Nach dem Sprücheklopfer holte Grammel Josie aus ihrer rosa Hütte. Logisch, dass die Schildkröte sehr langsam sprach. Im Hochzeitskleid war sie unterwegs, und mit Grammel fürchtete das Publikum, dass sie den ruppigen Ferdinand ehelichen würde. Doch nein, sie war mit ihm nur zum Fallschirmspringen verabredet. Doch das Thema war gesetzt. Grammel musste ihr erklären, was Liebe ist. Schmetterlinge im Bauch, nein, das wollte sie nicht. Aber so spontan jemanden zum Heiraten zu finden erwies sich auch als schwierig.
Das Publikum litt mit der 113-jährigen Schildkröte, die sich so ihren eigenen Reim auf die Welt machte. »Ahs« und »Ohs« des Bedauerns waren zu hören.
Ob das blaue Huhn, das das zwei gestrichene Fis trällern kann oder der Außerirdische Schröder mit seiner Ursula: Grammels Figuren werden durch die skurrilen Geschichten, die er für sie erschaffen hat, so richtig lebendig.
Und dass die Zuschauer am Ende nicht mehr so richtig unterscheiden konnten, ob es nun Grammel oder seine Tierchen sind, beweist Prof. Peter Hacke. Er hat verschiedene Zaubertrunke gebraut. Ein Schluck – und Grammel spricht genauso wie seine Figuren.
Keine Ahnung warum, aber in der Pause war das Mini-Dorf mit den Hütten von Grammels Panoptikum ein beliebtes Fotomotiv – und zwar bei den Männern. Sie ließen sich fürs Erinnerungsfoto ablichten, während die jungen Mädchen für ihre »Selfies« selbst den Auslöser am Handy drückten.
Wer spielt mit wem?
Grammel spielt nicht nur mit seinen Figuren, sondern auch mit seinem Publikum. Er lenkt den Blick beharrlich darauf, dass er hier eine Show abzieht. Immer wieder weist er darauf hin, dass er ein »Stäbchen« in den Händen hält – also genau das, womit er die Puppen bespielt. Bereits zu Beginn kokettiert der Profi damit, dass Pannen passieren können. Oder anders: Vielleicht kann er ja wirklich nicht mehr Bauchreden vor Lachen, vielleicht steht es einfach nur im Skript. Wer hat davon schon Ahnung?
Richtig wichtig war Ahnung in der Welt der Puppen dann allerdings nicht. Es reichte, dass man sich gemeinsam vergnügte – und das gelang sogar FSK0. Chapeau!

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