Schottischer Pop im Doppelpack
Seit gut 35 Jahren stehen Sänger Jim Kerr und Gitarrist Charlie Burchill mit der Gruppe Simple Minds auf der Bühne. Der Ruhm ist mittlerweile aber verblasst. Beim Weinfest in Colmar bestritten sie am Mittwochabend das Vorprogramm für die zehn Jahre später ebenfalls in Glasgow gegründete Band Texas.
Die für den einen oder anderen nicht ganz schlüssige Reihenfolge ist für Léonore Betz, die Pressechefin der elsässischen Weinmesse, kein Thema. »In Frankreich ist die Band Texas eindeutig mehr angesagt«, unterstreicht sie lachend. Die 1986 in Glasgow gegründete Band um Frontfrau Sharleen Spiteri (Gesang, Gitarre) und Bassist John McElhone, steht auf der anderen Seite des Rheins hoch im Kurs. Das Konzert im Doppelpack mit Simple Minds sorgt für eine nahezu ausverkaufte Messearena.
Texas ist dabei klar der Headliner. Simple Minds, die in den späten 1970er-Jahren ebenfalls in Glasgow gegründete Gruppe von Jim Kerr (Gesang) und Charlie Burchill (Gitarre), muss sich damit begnügen, die Vorspeise zu servieren. Und das obwohl sie mehr als 60 Millionen Tonträger verkauft hat und zu den erfolgreichsten Bands der 1980er- und 1990er-Jahre zählt. Das Showgeschäft ist an dem Punkt gnadenlos, was zählt ist der aktuelle Marktwert, nicht der Ruhm vergangener Tage.
Burchill und Kerr müssen also kurz vor 20 Uhr auf die Bühne, die Vorgabe lautet 60 Minuten plus Zugabe. Der leicht unterkühlte, mit einem Schuss New Wave gewürzte Sound der Gruppe kommt dabei durchaus an. Er ist nach wie vor knackig genug, um eine gut gefüllte Arena zu rocken. Simple Minds packt eine ganze Reihe Hits aus, steigt mit »Waterfront« ein, serviert „Mandela Day«, »Promised You A Miracle« und »Glittering Price«, »See The Lights« und »Don’t You Forget About Me«.
Die Gruppe schiebt als Zugabe »Alive and Kicking« nach, präsentiert sich als aufgeräumt agierendes Kollektiv, das nach wie vor mit viel Spaß und Herzblut bei der Sache ist. Jim Kerr liebt noch immer das Spiel der theatralischen Gesten. Seine Stimme ist kraftvoll, hier und da schiebt er ein paar dunkle, eher raue Töne ein, überlässt zwischendurch das Feld Sängerin Sarah Brown. Charlie Burchill prägt gemeinsam mit Tastenmann Andy Gillespie den Sound der Gruppe.
Dicht am Publikum
Nach der Umbaupause wird schnell klar, warum Texas die Rolle des Headliners für sich beansprucht. Die musikalisch von Sharleen Spiteri und Gitarrist Tony McGovern geprägte Band segelt vom ersten Augenblick an deutlich dichter am Publikum, packt den Stier lustvoll an den Hörnern. Sharleen ist ständig in Bewegung, ihre Bühnenpräsenz, ihr Gesang reißen mit. Die Performance der Band in ihrem Rücken macht es ihr leicht, sich ganz auf das Publikum zu konzentrieren.
Im Verlaufe des gut 90-minütigen Auftritts macht sich das bezahlt. Das Publikum singt mit, lässt sich immer wieder auf die Band ein. Das Finale mit »Summer son«, »Black Eyed Boy« und »Say What You Want« sorgt für eine prächtige Stimmung in der Messearena. In der Zugabe serviert Texas dann »Conversation«, den Titelsong des aktuellen Albums und als letzten Einheizer den Rockklassiker »River Deep, Mountain High« von Ike und Tina Turner.