Kultur
Unsere Morde sind gutbürgerlich
Jutta Hagedorn
24. Januar 2007
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»Scharzwaldrätsel« heißt der neue Krimi des Autorengespanns Stefan Ummenhofer /Alexander Rieckhoff, und es ist »Hummels fünfter Fall«.
Offenburg/Gutach/Hornberg. Krimis mit Lokalkolorit sind immer recht unterhaltsam – wenn sie neben dem Typischen auch einen guten Stil pflegen und einen ordentlichen Plot aufzuweisen haben, ganz zu schweigen von den Eigentümlichkeiten ihrer Helden. Die Autoren Stefan Ummenhofer und Alexander Rieckhoff haben mit ihrem naseweisen Lehrer Hubertus Hummel und dessen Journalisten-Freund Klaus Riesle zwei Figuren geschaffen, die diesen Anforderungen gerecht werden. Sie wohnen zwar in Villingen-Schwenningen, sind aber recht häufig in der Ortenau unterwegs.
Der Erstling »Dampflokklinik« und der zweite Roman »Stille Nacht« spielten sogar in Offenburg. In seinem »fünften Fall« treibt es Hummel und Riesle zwischen Villingen, Schwenningen, Gutacher Freilichtmuseum und Hornberger Wasserfällen hin und her.
Gelungene Überraschung
Diesmal geht es neben Mord um eine rätselhafte Schnitzeljagd und um 300 000 Euro. Dieses »Schwarzwaldrätsel« aufzuklären, erfordert schon einige Improvisationskunst, zumal weder Hummel noch Riesle (derzeit) über einen Führerschein verfügen und außerdem noch Hummels Tochter heiraten will. Insgesamt geht es recht chaotisch zu, und Hummel schrammt kurz vor einem handfesten Ehekrach vorbei.
Auf der Suche nach dem Mörder sind die beiden Hobbydetektive zwar sehr erfolgreich, die Beute wird ihnen allerdings im letzten Augenblick nach allen Regeln der Kunst vor der Nase weggeschnappt – von wem, das ist die große – und gelungene – Überraschung.
Die Figuren sind köstlich, tappich, etwas naiv und extrem chaotisch – was sie in Situationen führt, bei denen man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll.
»Wir versuchen immer, real existierende Ereignisse mit Fiktion zu vermischen«, sagt Rieckhoff (37), Redakteur beim ZDF in Mainz und wie sein Kollege Stefan Ummenhofer (37), Journalist in Freiburg, gebürtig aus Villingen-Schwenningen. Auch Privates findet seinen Niederschlag.
Aber wie kommt man auf die Idee, Krimis zu schreiben? Der Beruf des Journalisten ist so langweilig doch nun auch wieder nicht. Ummenhofer lacht. Sie seien selber begeisterte Krimileser, und »wir finden es langweilig und albern, wenn Krimis in Metropolen spielen und wir inzwischen jede Straße in Berlin oder München kennen«, sagt Ummenhofer im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse. Man wolle keine Geschichten, in denen – für Ummenhofer eher unglaubwürdig – in einem kleinen Nest »das Schicksal der Welt entschieden« wird. »Unsere Morde sind gut bürgerlich, unsere Geschichten massenkompatibel und sprechen Leser allen Alters an.«
Als Journalist, meint Ummenhofer weiter, beschäftige man sich in der Regel nur kurz mit einem Thema. Beim Buchschreiben könne er seine »Leidenschaft ausleben«. Das gefällt ihm. Für Rieckhoff, den Fernsehmann, ist das Schreiben eine angenehme Abwechslung – »ein anderes Medium«.
Die literaturwissenschaftlichen Theorien des Schreibens stehen den beiden Autoren nicht mehr im Weg: »Wir schreiben für alle und wir scheiben zu zweit«, sagt Ummenhofer. Aber wie funktioniert das, ohne dass Brüche im Stil entstehen? »Das war anfangs unsere größte Sorge«, gibt Ummenhofer zu. Das Problem wurde pragmatisch gelöst: Am Anfang steht eine Ideensammlung, man diskutiert den Plot und den roten Faden, dann beginnt einer mit dem ersten Kapitel und der andere lektoriert. »So vermischt sich das dann irgendwann«, aber es ist immer eine Kontrolle durch den Partner da. »Man muss aber ehrlich und offen miteinander umgehen«, meint Ummenhofer. »Wir haben auch einen ähnlichen Humor«. Das »Schwarzwaldrätsel« liest sich zwar tatsächlich wie aus einem Guss, dennoch muss Ummenhofer zugeben: »Ich erkenne meine Formulierungen«.
Lockerer Sprachstil
Wichtig ist dem Autorenduo ein »lockerer Sprachstil, nicht verkopft, aber auch nicht zu blöd. Die Handlung darf nur in dieser Landschaft spielen können, die Figuren müssen sich entwickeln, sowohl charakterlich als auch privat«, so dass eine kleine Fortsetzungsgeschichte entsteht. So gibt es für den Leser Identifikationsmöglichkeiten, die ihn zum Fan machen. Umgekehrt dürfe »das Landschaftstypische aber nicht so gestaltet sein, dass die Geschichten nur für Einheimische lesenswert« sind.
Das Ende ist bei einem Krimi genauso wichtig wie der Verlauf der Handlung. Hier setzen Rieckhoff und Ummenhofer auf »überraschende aber nachvollziehbare Wendungen«, was ihnen in ihrem jüngsten Werk gelungen ist. Ummenhofer nennt es die »Agatha-Christie-Komponente«.
Offensichtlich ein Erfolgsrezept, denn die Nachfrage sei steigend, »und so steht weiteren Krimis nichts im Wege«, sagt Ummenhofer.
Ω Alexander Rickhoff, Stefan Ummenhofer, »Schwarzwaldrätsel. Hummels fünfter Fall«, Romäus Verlag, 2006, ISBN-Nr. 3-980 9278-4-9, 7,90 Euro. Infos: www.schwarzwald-krimi.de.