Poetry-Slam in Offenburg

Verbale Schlacht der Dichter

Jutta Hagedorn
Lesezeit 3 Minuten
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25. Juni 2016

Freuen sich auf den ersten Open-Air-Poetry-Slam in Offenburg (v.r.) Christian Kessler, Pavati ­Sauer, Linda Kunath-Ünver, Felix Altmann (vorne), Sarah Kunath und Isabelle Krüger. ©Iris Rothe

Zu einem Open-Air-Poetry-Slam-Picknick laden die Offenburger Kreativgruppe VIA und das Kulturbüro Offenburg ein. Das Spektakel geht am Freitag, 8. Juli, vor der Reithalle »über die Bühne«.

Picknick mit Dichterwettstreit: Was für ein Spaß. VIA, die Visionen- und Ideenakademie Offenburg, und das Kulturbüro Offenburg laden zum ersten Open-Air-Poetry-Slam ein. Die Wiese vor der Reithalle hat sich dafür als ideales Gelände entpuppt, sagt Christian Kessler (Kulturbüro) gestern beim Pressegespräch. Zumal man ruckzuck in die Halle umziehen könnte.

Festival-Charakter

VIA gibt es seit April 2015 und die Gruppe hat sich auf die Fahnen geschrieben, neue Ideen für Veranstaltungen zu entwickeln. Ihre Poetry-Slams fanden schon mehrmals in der Region statt, jetzt eben auch in Offenburg, sagten Parvati Sauer und Linda Kunath-Ünver gestern. Auf die Reithalle war man gekommen, weil »der Wunsch da war, dass es größer wird und draußen stattfinden kann«. 

Das Spektakel soll Festival-Charakter haben, versprachen die Veranstalter, weswegen man sich auch allerlei dazu hat einfallen lassen – von »Wohnzimmer«- bis Picknick-Atmosphäre: »Mit Sofas, Decken, Essen, Henna und einem Siebdruckstand. Da kann man sich Taschen und T-Shirts bedrucken lassen«, erklärt Sauer. »Alles ganz entspannt«, sagt Kunath-Ünver. »Alle Sinne sollen angesprochen werden.«
Los geht es um 20 Uhr, Einlass ist aber bereits um 17.30 Uhr – zur Einstimmung. Ab 22.30 Uhr gibt es eine Aftershowparty Mit DJ Herr Mosa. Wer sich nur für die Party interessiert – man könne auch dafür speziell Karten kaufen.

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Wachsende Szene

Die Szene wachse und habe sich inzwischen gut organisiert. Slammen, meint Sauer, sei eine »Lebensaufgabe«. Geld könne man damit nicht verdienen. »Es ist ein idealistischer Ansatz, denn es ist sehr aufwändig und kostspielig.« An den Texten würde oft sehr lange gefeilt. Da das Publikum abstimme, könne es passieren, dass ein Text in einer Stadt sehr gut ankomme, vor einem anderen Publikum aber floppe. Diese »Unberechenbarkeit« sei für die Slammer wie für das Publikum, die Juroren, immer wieder spannend. Etliche der Slammer kämen aus der Kleinkunstszene. 

Musik von Fred McLane

Moderator des Abends ist Slam-Poet Philipp Stroh, der seine persönlichen Favoriten eingeladen hat: Daniel Wagner (Heidelberg), Sylvie le Bonheur (Mannheim), GAX Axel Gundlach und Ole Bechthold (beide Frankfurt/Main) sowie Jonathan Löffelbein (Freiburg) und Marvin Suckut (Konstanz), der Poetry-Slams deutschlandweit organisiert. Dass es »nur« sechs Slammer seien, habe einen Grund: »Es wird sonst zu viel«, sagt Kunath-Ünver. »Und es besteht die Gefahr, dass zu viele ähnliche Beiträge abgeliefert werden.« Mit sechs liege man gut. Denn nach dem zweiten Durchgang – jeder Slammer bekommt eine zweite Juroren-Chance – geht es zum endgültigen Wettkampf zwischen den letzten vier Teilnehmern.

Da die Slammer nicht singen, allenfalls rappen dürfen, gibt es Musik vom Offenburger Singer/Songwriter Fred McLane, beruhigt Sauer. Berührungsängste müsse man nicht haben, das Publikum sei stets bunt gemischt. Für Christian Kessler steht fest, dass man regelmäßiger Slams anbieten möchte, »zwei, drei Mal im Jahr«. 

Stichwort

Poetry-Slam

Bei einem Poetry-Slam (»Dichtung« und »schlagen, zuknallen«) tragen die Poeten selbstgeschriebene Texte vor, die vom Publikum als Juroren mit 1 bis 10 bewertet werden. 
Bei der Bewertung der Vorführung wird Wert darauf gelegt, dass der Vortragende das Ganze auch sehr unterhaltsam gestaltet. Selbstinszenierungen inklusive. Da darf der Poet schon mal schreien, flüstern, jaulen, keuchen oder rhythmisch sprechen – eben alles tun, damit die Juroren beeindruckt sind.
Die Teilnehmer müssen feste Regeln einhalten. So dürfen sie keine Requisiten, Kostüme oder Instrumente nutzen, und sie müssen sich an eine vorgegebene Zeit halten, meist fünf Minuten. Erlaubt sind alle poetischen Formen außer Gesang. 
Erfunden wurde die Vortragsform Poetry-Slam von Marc Kelly Smith 1986 in Chicago. Die Regeln gehen auch auf ihn zurück. Die deutsche Slamszene gilt nach der englischsprachigen als die zweitgrößte der Welt.
 

Info

Termin

Poetry-Slam in Offenburg, Freitag, 8. Juli, 20 Uhr (Einlass 17.30 Uhr);
an der Reithalle Offenburg, Kulturforum.
Karten: Geschäftsstellen der Mittelbadischen Presse, Tel. 0800/911811711, 
Bürgerbüro Offenburg, Tel. 0781/822800, 
www.kulturbuero.offenburg.de.

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