Kultur

Offenburger Ensemble feiert in diesem Jahr sein 30-Jähriges

Jutta Hagedorn
Lesezeit 4 Minuten
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17. Januar 2017
Wechselnde und ungewöhnliche Besetzungen sind eines der Markenzeichen des Offenburger Ensembles – hier mit August Wiedemann (Gitarre), Ekkehard Weber (Viola) und Dmitri Dichtiar (Barockcello).

Wechselnde und ungewöhnliche Besetzungen sind eines der Markenzeichen des Offenburger Ensembles – hier mit August Wiedemann (Gitarre), Ekkehard Weber (Viola) und Dmitri Dichtiar (Barockcello). ©Peter Heck

Mit einem vielseitigen Programm feiert das Offenburger Ensemble sein 30-jähriges Bestehen. Drei Konzerte sind für das bevorstehende Jubiläumsjahr geplant, eins davon geht am kommenden Sonntag über die Bühne.

Gefühlt ist das 25-Jährige gerade erst gefeiert worden, da steht schon das 30-Jährige an. Und wieder beschenkt das Offenburger Ensemble seine Fans mit spannenden Konzerten – drei in diesem Jahr. Los geht es am Sonntag im Dreivierteltakt – mit der Walzerfolge »Drei wunderschöne Mädchen im Schwarzwald«. Das habe Paul Hindemith 1916 im Urlaub geschrieben, gerade mal 21 Jahre alt – ein sehr originelles Stück, sagt Ensemble-Chef Gerhard Möhringer-Groß im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse. Passend für ein Jubiläum, meint er.

Vom Wald geht es zum »Baum« des Rihm-Schülers Boris Yoffe, ein Stück für Fagott solo, was zum »Splitter« von Xaver Paul Thoma führt, ein Stück für Violine und Klavier. »Das ist eine ganz eigene Musik, still«, sagt Möhringer-Groß zu Yoffe. Thomas »Splitter« könne man wörtlich nehmen: »Sie sind extrem kurz, manche nur wenige Sekunden. Sie wechseln sich ab mit Gedichten von José F. A. Oliver, die ebenso kurz sind, »manche nur zwei Zeilen«, gelesen von Ursula Bengel und Oliver Jacobs. 

Mit Oliver hatte das Ensemble bereits bei der Hommage an Xaver Paul Thoma in Haslach zusammengearbeitet. Überhaupt mag Möhringer-Groß die Kombination von Musik und Wort, wie die Literaturkonzerte bezeugen.
»Höhepunkt am Sonntag dürfte Bela Bartoks fulminate Suite für Klavier op 14 sein«, gespielt von Anna Adamek, die wie die Mezzogsopranistin Viola de Galgoczy zum »Stammpersonal« gehört. Bei Michael Jarrells »Assonance« kommt ein Schlagzeug zum Einsatz. Geza Frieds »Streichtrio« wird das »Offenburger Streichtrio« übernehmen.

Dieses Eröffnungskonzert zeigt, was das Offenburger Ensemble auszeichnet – Vielseitigkeit in wechselnden und teils ungewöhnlichen Besetzungen. »Das ist bei uns Prinzip. Innerhalb des jeweiligen Programms mit immer neuen Klangfarben«. Dazu passt auch Moritz Eggers »Riff« (2002) für zwei E-Gitarren; geschrieben für und gespielt von Frank Wingold und dem Offenburger Ralf Beerkircher. 

Drei Konzerte

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Mit den drei Geburtstagskonzerten habe man sein Jahres-Kontingent erschöpft, sagt Möhringer-Groß. Das »erschöpft« bezieht sich auf die Unterstützung durch die Stadt, die ein Drittel der Ausgaben für maximal drei Konzerte deckt – der Rest über Spenden und einen Mäzen. Das vierte Konzert im Herbst gehe quasi auf »eigene Rechnung« – was durchaus wörtlich zu nehmen sei. 

Das Offenburger Ensemble zeichnet sich auch dadurch aus, dass es – im Gegensatz zu anderen Ensembles – das gesamte 20. Jahrhundert mit einbezieht, »das sind jetzt über 100 Jahre Musik«, sagt der Ensemble-Chef. »Wir wollen nicht spielen, was immer gespielt wird«. Die moderne Musik, der sich das Offenburger Ensemble nun seit 30 Jahren widmet, bezieht also »alte« und brandneue Werke ein, wie am 11. Februar besagtes »Riff« von Moritz Eggert, das vom Ensemble uraufgeführt wird. 

Moderne Musik, sagt Möhringer-Groß, sei faszinierend, sei oft aber »keine Musik zum Nebenbeihören«. Und dennoch: »Die Konzerte – nicht nur bei uns – sind voll«. Wobei die Musik ab den 1990ern weitaus leichter zugänglich sei als die der 1950er bis 1970er, als Schönberg und Webern oder die serielle Musik. 

150 Komponisten

»Mehr als 150 Komponisten haben wir bereits gespielt«, zählt Möhringer-Groß nach. Auch wenn er keine Höhepunkte nennen möchte – »Das wäre wie die Frage, welches Kind man lieber habe«, meint er lachend –, nennt er das Konzert mit den Theresienstädter Komponisten. Das sei schon einzigartig gewesen, war man damals doch eines der ersten Ensembles, das die wiederentdeckten Kompositionen aufgeführt hatte. »Die Zuhörer waren sehr ergriffen.«

Was fehlt ihm noch in seinem Reigen? Er würde gerne Alban Bergs »Adagio« noch einmal spielen und ein Programm drum herum bauen. Was zwangsläufig zu der Frage führt, wie das Offenburger Ensemble organisiert ist. »Wir agieren freundschaftlich«, meint er und fügt schmunzelnd hinzu: »Man überlässt mir die Programmplanung«. Lege ein Musiker bei einem Stück sein Veto ein, würde er es sofort streichen »Wir müssen alle dahinterstehen«. 

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