Interview

Walter Bischoff sieht viel Mittelmaß in der Kunst

Jutta Hagedorn
Lesezeit 4 Minuten
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19. Mai 2016
Von Picasso bis Armin Göhringer: 160 Werke international bekannter Künstler werden in der Villa Haiss unter den Hammer kommen.

(Bild 1/2) Von Picasso bis Armin Göhringer: 160 Werke international bekannter Künstler werden in der Villa Haiss unter den Hammer kommen. ©Jürgen Haberer

Walter Bischoff hat in seiner Villa Haiss immer wieder für spannende Ausstellungen gesorgt und bereits mehrmals Auktionen zugunsten wohltätiger Zwecke veranstaltet. Am kommenden Sonntag, dem internationalen Museumstag, versteigert er wertvolle Werke für »Ärzte ohne Grenzen«. Warum er das tut und was ihm Kunst bedeutet, erzählt Bischoff im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse.

 

Für Sonntag laden Sie wieder zur Auktion ein.160 Arbeiten sollen unter den Hammer kommen – eine stolze Zahl. Woher stammen die Arbeiten?
Walter Bischoff: Zum großen Teil stammen sie aus meiner Sammlung, aber auch von den Künstlern mit sehr reduzierten Preisen und von Spendern.
 
»Ärzte ohne Grenzen« ist derzeit sicherlich ein würdiger und sinnvoller Nutznießer. Trotzdem die Frage. Warum ausgerechnet diese Organisation? Gibt es einen Bezug zu Zell a. H.? 
Bischoff: Es gibt keinen Bezug. Nach zwei Auktionen zugunsten des Lions Clubs habe ich zu »Ärzte ohne Grenzen« gewechselt, da ich die Arbeit sehr schätze und sie für unterstützenswert halte. Meine Frau und ich haben in der Vergangenheit immer mal kleinere Beträge gespendet.

Für diejenigen, die noch nicht an einer Auktion teilgenommen haben: Der Preis, der auf der Liste steht, ist doch sicherlich nicht der Originalpreis?
Bischoff: Der Preis auf der Liste ist der Aufrufpreis. Dieser bewegt ich zwischen 20 und 50 Prozent des offiziellen Verkaufspreises. Wir haben viele Einladungen verschickt und auch ein Plakat drucken lassen. Die Versteigerung werde ich selbst vornehmen.

Profitieren denn die Künstler auch ein wenig?
Bischoff: Die Künstler haben teilweise den Aufrufpreis selber vorgegeben und erhalten diesen nach der Versteigerung ausbezahlt.

Welche Motivation steckt noch hinter der Auktion – außer Geld zu sammeln für »Ärzte ohne Grenzen«? Wen möchten Sie erreichen oder ansprechen?
Bischoff: Natürlich ist die Auktion auch mit Werbung für das Museum Villa Haiss verbunden. Ich möchte viele Menschen erreichen und so auch ins Museum bringen.

Können Sie etwas zur Natur der Werke sagen?
Bischoff: Es sind fast alles Werke von international bekannten oder international agierenden Künstlern. Dabei sehr bekannte Künstler wie Heinz Mack, Uecker, Piene, Ruff, Christo, Cera, Stöhrer, Fischer, Göhringer, Prokorny. Bodwolf, Geiger, Koshlyakov, Warhol/ZOA und Danner. Versteigert werden Bilder, Zeichnungen, Lithografien, Skulpturen und Fotografien.

Sie sind Sammler und Händler – was sind Sie in erster Linie?
Bischoff: Ich bin mehr Galerist als Kunsthändler. Sammler bin ich in dem Umfang, wie es meine Finanzen erlauben.

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Was bedeutet Ihnen ganz persönlich Kunst und damit auch das Museum Villa Haiss?
Bischoff: Kunst und das Museum sind neben meiner Familie zum Lebensinhalt geworden. Die Kunst ist eine Wohlfühlbereicherung – und dies seit ich 1983 meine erste Galerie in Chicago eröffnet habe. 

Was sollte Kunst auf keinen Fall sein?
Bischoff: Schlecht. Ich empfinde 95 Prozent der heute produzierten Kunst nicht gut, oder es ist für mich nur Mittelmaß – und das ist nicht genug.

Haben Sie einen Lieblingskünstler oder ein Werk, das Ihnen besonders ans Herz gewachsen ist?
Bischoff: Ja, ein großes Bild vom japanischen documenta-Teilnehmer Tadashi Kawamata.

Wie beurteilen Sie den künstlerischen Nachwuchs?
Bischoff: Es ist gut, wenn viele junge Leute kreativ sind, das ist lobenswert. Aber deshalb ist nicht jeder gleich ein Künstler. Es gibt gute Nachwuchskünstler, aber nur wenige sind wirklich gut.

Kulturgutschutzgesetz  – was für ein herrlich deutsches Wort. Man hört gar nichts mehr. Haben sich die Gemüter beruhigt?
Bischoff: Das Kulturgutschutzgesetz berührt meine Tätigkeit wenig, ich habe trotzdem dagegengehalten, da es ungerecht ist und Benachteiligungen mit sich bringt.

Zeller Kunstwege: eine Erfolgsgeschichte und ein Selbstläufer? Oder wird es langsam schwierig, Künstler zu bekommen und die Menschen zu motivieren?
Bischoff: Es ist nicht sehr schwierig, Künstler für die Zeller Kunstwege zu gewinnen. Die Qualität ist dabei das Wichtigste. Die Menschen kann man nur mit guter Kunst motivieren. Die nächsten Zeller Kunstwege sollen übrigens 2017 stattfinden. 
 

Im Museum Villa Haiss in Zell a. H. versteigert Walter Bischoff am Sonntag, 22. Mai, ab 15 Uhr 160 Kunstwerke. Vorbesichtigungen sind bis Samstag, 21. Mai, jeweils 13 bis 18 Uhr, möglich. Infos im Internet unter www.artbischoff.com

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