Festspielhaus Baden-Baden

Weltstars servierten schöne und leichte Opern-Häppchen

Dietrich Mack
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25. Juli 2016

Die Solisten der »Gala« im Festspielhaus: Bryn Terfel (von links), Ekaterina Gubanova, Anja Harteros und Jonas Kaufmann. ©Andrea Kremper

Leichte Kost für Opernfreunde: Bei der »Gala« im Festspielhaus Baden-Baden sangen Weltstars berühmte Arien. 

Zum Finale herrschte Trubel und Jubel. Das Festspielhaus Baden-Baden glich einer Wagenburg. Mehr als ein Dutzend großer Busse umlagerten das total ausverkaufte Haus. Drinnen Abendgarderobe neben Freizeitkleidung, mächtige Kronleuchter, auf der Vorbühne eine ferngesteuerte Kamera ähnlich einem Rasenroboter, eine geschwungene Treppe für Auftritte und Abgänge, farbige Lichtspiele: Wirkungsvoll hatte das ZDF den eher nüchternen Saal für seine Übertragung zu einer Showbühne aufgepeppt.
In dieser Show sollte man das Beste der Besten erleben. Das ist natürlich Werbedeutsch und nicht wörtlich zu nehmen. In der Saison 2015/16 gab es etwa 110 Aufführungen, große und großartige Aufführungen wie John Neumeiers »Nussknacker« oder Simon Rattles »Tristan«, oder das bewegende letzte Konzert des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden-Freiburg. Und natürlich gab es jede Menge von Stars, die leuchteten oder auch verglühten. 

Elina Garanca schmerzlich vermisst

Zur »Gala« am Freitag und Sonntag waren vier Weltstars angekündigt, drei kamen. Elina Garanca musste absagen. Das war schmerzlich, denn jedes Wiedersehen mit ihr ist reines Glück. Für sie sprang Ekaterina Gubanova sein und schlug sich tapfer. Waleri Gergiev hat sie mehrfach im Festspielhaus präsentiert, zuletzt als Fricka. Sie ist fester in der Stimme geworden und gefiel besonders in den beiden Szenen mit Jonas Kaufmann als Santuzza in »Cavallerina Rusticana« von Pietro Mascagni und als Fürstin von Bouillon in »Adriana Lecouvreur« von Francesco Cilea. Der atemlose Verismo dieser leidenden, von Eifersucht getriebenen Frauen scheint ihr mehr zu liegen als groß ausschwingende Arien. 

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Jonas Kaufmann als Caruso light

Jonas Kaufmann hatte diesmal nicht abgesagt, schonte sich aber hörbar. Ein Heldentenor ist er nicht, eher ein Latin Lover mit einem warmen, geschmeidigen Bariton, mit dem er nuancenreich die Rolle des Turiddu bzw. Maurizio sang. Auch die Cavaradossi-Sternen-arie »E lucevan le stelle« aus »Tosca« klang ebenso verhalten wie schön. Caruso light. 
Die meisten Soloarien hatte Bryn Terfel: dämonisch sein Mephisto in den Faust-Opern von Charles Gounod und Arrigo Boito, würdevoll in Schmerz und Verzicht sein Philipp in Verdis »Don Carlos«, hinreißend witzig seine Zugabe »If I were a rich man« aus »Fiddler on the roof«. Der Waliser ist als Komödiant allen überlegen und als Sänger wie Darsteller ein echter Weltstar. 

Überirdisch schön

Der Beginn der »Gala« wirkte matt. Elisabeths berühmte Hallenarie aus Wagners »Tannhäuser« klang  spröde, kein Glanz, kein Jubel in Erwartung des Geliebten. War das der dritte Weltstar, war das Anja Harteros, die als Desdemona und Marschallin in Baden-Baden so wundervoll geliebt und gelitten hatte? Doch dann sang sie Verdi und Puccini und fegte alle Zweifel weg: Sie war souverän in Schmerz und Freude als Amelie im »Maskenball«, als Tosca  in der Szene mit Scarpia (Terfel) und als Desdemona in der Liebesszene mit Otello (Kaufmann); da waren jede Note, jedes Wort überirdisch schön, zu schön für diese blutige Welt. 
Die Badische Staatskapelle war ein Begleitorchester deluxe und der versierte italienische Dirigent Marco Armiliato wusste, wie man mit dem Orchester und den Stars umgeht.
Was macht eine derartige »Gala« so publikumswirksam? Überall hörte man: berühmte Namen und musikalische Highlights. Leichte Kost von Sterneköchen. Es müssen nicht immer fünf Stunden Oper sein.
Eine Aufzeichnung der  »Gala« ist am Samstag, 13. August, um 20.15 Uhr in TV-Sender 3sat zu sehen. 

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