Comedian Olaf Schubert in der Oberrheinhalle

Wortakrobatik mit Hintersinn

Ursula Groß
Lesezeit 3 Minuten
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16. Oktober 2014

Herrlich schräg, absolut ehrlich und dabei unmusikalisch: Olaf Schuberts Gags und Kabinettstückchen trafen den Nerv des Publikums. ©Stephan Hund

Zu wahren Begeisterungsstürmen riss der Comedian Olaf Schubert am Dienstagabend die rund 750 Besucher in der Oberrheinhalle hin.

Der »Vergewaltiger des Bösen«, wie er sich einmal selbst genannt hat, ist ein ganz Schmächtiger im Rauten-Pullunder. »So« heißt das neue Programm von Olaf Schubert, einem der derzeitigen deutschen Top-Comedians. Und schon als er das Wort »So« zum ersten Mal aussprach, klatschten die rund 750 Besucher in der Oberrheinhalle. Denn »So« geht auf Sächsisch nur mit einer lautmalerischen Schleife  – und die blieb im Ohr hängen.

Was wollte der umwerfend komische und unglaublich talentierte Mann den Menschen eigentlich sagen? Eigentlich nur das, wie er sich ernährt, wohin das Kalifat gehört oder wie man seine Kinder erzieht. Anhand seiner »Konflikt-Agenda« arbeitete er die Punkte ab und fragte nach, ob er verstanden wurde. »Anspruch statt Inhalt« sei da drin, ironisierte er. 

Aber nicht doch, eine derartige Wortakrobatik versteckte sich in seinen schier endlos scheinenden Sätzen, dass man sich vor Lachen bog, bevor der Witz kam. Die Erläuterung, wie er sein Frühstücks-Müslis zubereitet, wurde bei Schubert zum Kabinett-Stückchen. Dazu sparsame Gesten, verlegenes Streichen über die Haare – Olaf Schubert ist per se schon ein origineller Typ.

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Trotz der Agenda-Gliederung hieß es für das Publikum aufpassen. Der Knackpunkt kam fast immer im Nachsatz. Und dazu änderte Schubert laufend die inhaltliche Richtung. Vom Müsli zum Kalifat, von der deutschen Armee bis zum Schweizer Konto ging es fließend ineinander über oder durcheinander. Manchmal musste sogar der Begleitmusiker als Gag herhalten, denn der hat »bei der Volkshochschule eine Ausbildung zum Scharia-Polizist gemacht«, könne also jederzeit für Ordnung sorgen.

Der Putin allerdings – und da kam die geografische  Nähe des ehemaligen Ostlers Schubert so richtig dick – »der ist ein richtig harter Rettich«. Der erwürge die Elefanten mit einer Hand, während er mit der anderen Todesurteile unterschreibe. Frauen, insbesondere »unsere Herrscherin«, seien im Osten emanzipierter, behauptete Schubert. Und nur einer aus dem Osten wisse, wie man sie liebe: »Ach Carola, dein Kleid sieht Scheiße aus, aber dir steht es, so geht Liebe.«

Manches hat der Comedian zu »beprangern«, am allermeisten regt ihn nicht die Steuerverschwendung auf, sondern die 700 000 Euro für den Soli-Zuschlag: »Das ist doch unser Geld, das uns vorenthalten wird. Da muss sich der Schäuble doch mal hinstellen.« Zuweilen wagte sich Schubert ans Singen. Das »Ehrlichkeits-Lied« begleitete die Zwei-Mann-Band, Herr Stephan und Jochen Barkas, und er selbst mit Hand-Klavierchen. Im Publikum gab es kaum mehr ein Halten, denn das war herrlich schräg und selbstverständlich höchst unmusikalisch – da ist Schubert ehrlich. Denn Lügen ist in seinem Universum nicht erlaubt, »die haben, siehe Pistorius, ganz kurze Beine«.

Besonders schöne Momente des Programms waren die Schmeicheleien des Comedians für unsere Kanzlerin oder für die Kinderhort-Mandy mit den dicken Armen wie ein rumänischer Gewichtheber. Dazu stellte der Dresdner die verschmitzte Frage: »Sehe ich aus, als ob mir der Hort geschadet hat?«

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