Valentin Vitanov stellt im Alten Haslacher Kapuzinerkloster aus
Im altehrwürdigen Kapuzinerkloster in Haslach stellt derzeit Valentin Vitanov seine neorealistischen Werke aus. Der Künstler stammt aus Bulgarien und lebt und arbeitet seit 25 Jahren in Fellbach.
Gestern kamen viele Kunstfreunde am Sonntag ins Alte Kapuzinerkloster nach Haslach: Der in Fellbach lebende, aus Bulgarien stammende Künstler Valentin Vitanov eröffnete dort seine Ausstellung neorealistischer Werke. »Aus dem Leben« nennt er die Schau von Bildern, meist Acryl auf Leinwand, die mit ihrem fast bedrückend-fotografischen Realismus bei gleichzeitiger tiefer emotionaler Ausdruckskraft vom ersten Blick an faszinieren und den Betrachter in ihrer Erlebniswelt gefangen halten.
Zahlreiche Künstlerkollegen aus der Region waren angereist, um den Maler kennenzulernen, der vom sozialistischen Realismus her gekommen ist, sich über die Abstraktion befreit und wieder zur Gegenständlichkeit in Gestalt eines weiterentwickelten Neorealismus zurückgefunden hat.
Reibungslos ging der Übergang zum Neorealismus nicht vor sich, wie sich am Bild »Auf der Treppe« aufzeigen lässt. Eine farbige Struktur der Umgebung mit eingebauten abstrakten Elementen steht in krassem Gegensatz zur fotorealistischen Schwarz-Weiß-Darstellung der Figur im Vordergrund: Ein Übergangsbild von der abstrakten Komposition zur Gegenständlichkeit.
Auf eine akademische Laudatio zur Vernissage seiner Ausstellung hatte Valentin Vitanov ausdrücklich verzichtet; der Künstler wollte sich und seine Bilderwelt im Gespräch seinem Publikum selbst präsentieren. So richtete er, gleich nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Kunstvereins Mittleres Kinzigtal, Armin Leicht, selbst an die vielen Kunstfreunde – mit der Bitte um Nachsicht: »Ich spreche auch nach über 20 Jahren in Deutschland noch nicht gut Deutsch.« Denn: Seine eigentliche Sprache sei die Kunst, er spreche vorwiegend mit seinen Bildern und durch sie.
Kunst blüht in Bulgarien
Vitanov berichtete von seinem künstlerischen Werdegang in seiner Heimat Bulgarien, wo er 1949 in der Stadt Kyustendil geboren wurde. »Ich habe den Kommunismus noch erlebt und wünsche ihn niemandem«, erklärte er. Ein würdiges Leben sei dort nicht denkbar. Und doch sei das kleine Land reich an bedeutsamen Künstlern, wie etwa dem Verhüllungskünstler Christo.
Schon als Kind habe er seine Emotionen vorwiegend in Zeichnungen ausgedrückt, erinnerte sich Vitanov. Ein aquarellierender Künstler habe ihn so fasziniert, dass das Aquarell für ihn zur wichtigsten Technik wurde. Zwei Jahre besuchte er das Kunstgymnasium in Sofia – und wurde hinausgeworfen. Seinen Abschluss machte er auf dem Abendgymnasium – und musste zum Militär: »Meine schlimmste Zeit.« Er heiratete, studierte an der Kunsthochschule Sofia und schloss den Meisterkurs »Kunst am Bau« ab.
Eigentlich wollte er ins Lehrfach wechseln, aber seine Bildersprache war zu kritisch, um Kinder zu erziehen. Um als freier Künstler arbeiten zu können, kam er 1990 nach Deutschland – und malte nach dem überstandenen sozialistischen Realismus 15 Jahre lang nur großformatige abstrakte Farbkompositionen. Nach der äußeren Freiheit begann er sich langsam auch innerlich zu befreien und kehrte nach einer Begegnung mit Gerhard Richters Werk zur realistischen Bildsprache zurück.
Ob er als Vorlage seiner realistischen Darstellungen Fotografien verwende, wurde gefragt. Der Künstler hielte es für dumm, die technischen Möglichkeiten nicht zu nutzen: Er stelle fotografierte Szenen oft in einen neuen, emotional aufgeladenen Zusammenhang, wie er an einem Bild mit Kindern und Soldaten im Hintergrund zeigte: Es stelle sich die Frage, ob die Kinder leben dürften oder im Krieg sterben.
- Valentin Vitanovs Ausstellung »Aus dem Leben« im Alten Kapuzinerkloster in Haslach ist bis Sonntag, 21. Juni, zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12.30 und 13.30 bis 17 Uhr.