Das grafische Werk Joan Miros
Die Kunsthalle Messmer zeigt in ihrer aktuellen Ausstellung rund 120 Arbeiten des spanischen Malerpoeten Joan Miró (1893 - 1983). Zu sehen ist eine kraftvolle, von surrealen Motiven geprägte Manifestation der Linien und Farben, die vor allem auf das grafische Werk des Künstlers zurückgreift.
Kunstmäzen Jürgen Messmer hat sich bei seiner jüngsten Ausstellung überwiegend auf das grafische Werk von Joan Miró konzentriert, das allein mehr als 3000 Arbeiten umfasst. Ein Großteil der Arbeiten stammt dabei aus dem Fundus eines befreundeten Sammlers und Kenners der Materie.
Plakat gegen Franco
Zu sehen sind unter anderem die erste Lithografie und die erste Radierung Mirós, daneben das erste Buch, das er illustriert hat und zahlreiche Unikate. Darunter findet sich auch je eine Zeichnung auf Packpapier und Schleifpapier, das 1937 für die Weltausstellung in Paris entworfene Plakat »Aidez l’Espagne« (Helft Spanien), mit dem der Künstler den Kampf gegen die Faschisten um General Franco unterstützte. Die auf über zwölf Räume verteilte Ausstellung wandert von den verträumten Positionen des Surrealismus in den 1930er-Jahren bis zum Spätwerk des 1983 verstorbenen Katalanen.
Als durchgängige Konstante kristallisieren sich dabei längst nicht nur die grafische Poesie und Leidenschaft eines Künstlers heraus, der von sich behauptet hat, Farben und Linien einzusetzen wie Worte, die Gedichte formen.
Durchgängig ist auch die wiederkehrende Mischung aus kindlicher Naivität und einer manchmal kargen, manchmal aber auch üppig aufblühenden Farb- und Formensprache, in der die Phantasie des Künstlers förmlich zu explodieren scheint.
Kindliche Seele
Joan Miró hat mit einer schlichten, aber beeindruckenden Symbolik gearbeitet, mit an Collagen erinnernden Kompositionsformen, die die kindliche Seele des Betrachters ansprechen, genauso oft aber auch mit den gängigen Konventionen der Kunst brechen. Miró hat eine fast gänzlich eigenständige Bildersprache mit weitgehend schwebenden Raumsituationen entwickelt, die den Kubismus und den Surrealismus als frühe Durchgangsstationen einschließen. Stark stilisierte, zeichenhafte Formen und Figurationen schweben frei vor einem meist monochromen Hintergrund.
Die Gesetze von Perspektive und Proportion sind außer Kraft gesetzt, Tiefenwirkung wird konsequent vermieden. In beeindruckender Weise manifestiert sich auch Joan Mirós Umgang mit der Farbe. Er verzichtete oft fast gänzlich auf Zwischentöne und Übergänge. Besonders deutlich tritt das in den gezeigten Pochoirs zu Tage, bei denen die Farbe mittels Schablonen aufgetragen wird.
Das in Riegel gezeigte Oeuvre umfasst aber auch monochrome Grafiken und nachträglich kolorierte Drucke sowie eine Handvoll seltener Fotodokumente, die fast durchgängig in seinem 1956 bezogenen Atelier auf Mallorca entstanden sind.
Termine
»Joan Miró – der leidenschaftliche Malerpoet«, Kunsthalle Messmer in Riegel;
bis zum 27. November 2016.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr.