New York

Picassos Theatervorhang «Le Tricorne» ist umgezogen

dpa
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29. Mai 2015
Picassos Vorhang «Le Tricorne» (Ausschnitt) hat einen neuen Platz gefunden.

Picassos Vorhang «Le Tricorne» (Ausschnitt) hat einen neuen Platz gefunden. ©dpa - Glenn Castellano/New York Historical Society

Gerade noch so passt der Picasso an die Wand. Unten stößt der etwa sechs mal sechs Meter große Vorhang fast an die Fußbodenleiste, oben fast an die Decke des Raumes im zweiten Stock der New Yorker Historical Society.

Aber «Le Tricorne» passt und er ist intakt geblieben. Louise Mirrer, der Direktorin des Museums am Central Park, ist die Erleichterung darüber deutlich anzusehen. ««Le Tricorne» ist seit mehr als einem halben Jahrhundert eine New Yorker Ikone und wir sind stolz, das Werk in unserer Sammlung willkommen zu heißen.»

Dutzende Helfer und ein Kran, der den zusammengerollten Vorhang durch ein Fenster hievte, waren notwendig, um den wohl größten Picasso der USA in die Historical Society zu bringen - und so einen erbittert geführten Kunststreit in der Millionenmetropole doch noch zu einem glücklichen Ende zu bringen. Von Freitag an ist der Vorhang, der eine Stierkampfszene zeigt, in dem Museum am Central Park zu sehen.

Zuvor hatte er 55 Jahre lang als Wandteppich im berühmten Seagram-Hochhaus an der schicken Park Avenue - etwa 30 Straßenblöcke südöstlich - gehangen und dort das Nobel-Restaurant «Four Seasons» geschmückt. «Picasso Alley» wurde der Korridor mit dem Vorhang liebevoll genannt, Kunstexperten schwärmten von der Kombination des Picassos und des lichtdurchfluteten Glasgebäudes von Ludwig Mies van der Rohe. Der Ort galt als einer der ganz besonderen in New York.

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Alle schienen zufrieden - bis auf einen: Aby Rosen. Der 1960 in Frankfurt geborene Immobilien-Mogul hatte das Seagram-Gebäude mit seiner Firma RFR Holding 2000 für rund 375 Millionen Dollar gekauft und wollte den Picasso loswerden. «Es ist meine Immobilie», sagte Rosen der Zeitschrift «Vanity Fair». «Es ist ein Kunstwerk in meiner Immobilie. Ich sollte das Recht haben, zu verlangen, dass es entfernt wird, aus welchem Grund auch immer.» Die Wand hinter dem Picasso drohe wegen eines Dampflecks in der Küche des «Four Seasons» dahinter zusammenzubrechen, war Rosens offizielle Begründung für den Rausschmiss. Außerdem sei das Kunstwerk gar nicht so schön und wertvoll, wie viele Experten behaupteten.

Rosen, dessen Firma noch Dutzende weitere Luxus-Immobilien in New York gehören, ist dafür bekannt, dass er nicht ungerne Streit anzettelt - und auch die Picasso-Aktion sorgte für einen Eklat. Zahlreiche Kunstexperten und die New Yorker Denkmalschutz-Kommission sorgten sich öffentlich um die Transportfähigkeit des 1919 vom spanischen Maler Pablo Picasso (1881-1973) für eine Aufführung des Pariser Ensembles Ballets Russes im Auftrag von dessen Gründer Sergei Djagilew bemalten Theatervorhangs - und bedauerten seinen Rausschmiss. «Mein Herz zerbricht», sagte die kanadische Architektin Phyllis Lambert, die den Vorhang Ende der 50er Jahre für das Seagram-Gebäude ausgesucht hatte.

Aber Rosen scheint noch nicht fertig zu sein. Nach dem Picasso will der Immobilien-Mogul nun auch das beliebte Nobel-Restaurant «Four Seasons» im Seagram-Gebäude loswerden - und sorgt damit schon für den nächsten Eklat. «Ich mag die Betreiber sehr gerne, aber ihre Zeit ist vorbei und manchmal müssen auch großartige Dinge wieder verschwinden», sagte Rosen der «New York Times» - die daraufhin titelte: «Das Mittagessen wird nie wieder so sein, wie es einmal war.» Was anstelle des Restaurants - und des Picassos - in das Seagram-Gebäude einziehen soll, hat Rosen noch nicht verraten.

Zumindest für den Picasso gibt es nun aber erstmal ein Happy End. New Yorks Denkmalschutz-Kommission, der das Werk gehörte, schenkte ihn der Historical Society, die ihn auf vorerst unbestimmte Zeit ausstellen will. «So können ihn alle Gäste des «Four Seasons» hier wiedersehen», sagte Kommissionschefin Peg Breen, bei der Vorstellung des Werks in seiner neuen Heimat. «Und auch all diejenigen, die nie in das Restaurant gehen konnten, können ihn hier sehen.»

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