Achern

47-Jährige kassiert zu viel Wohngeld: Bewährungsstrafe

Edgar Gleiss
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
17. Februar 2017

©Archivfoto: Mittelbadische Presse

Bezieher von Wohngeld haben die Pflicht zur Information, wenn sich finanzielle Veränderungen ergeben. Das musste eine 47-Jährige Achernerin mehr als deutlich am Amtsgericht Achern erfahren. Richter Michael Tröndle verhängte wegen Betrugs eine Freiheitsstrafe von zweieinhalb Monaten, ausgesetzt auf drei Jahre zur Bewährung.

In der Anklageschrift warf Staatsanwältin Dinkelacker der Angeklagten aus Achern vor, bereits 2014 Wohngeld in einer Höhe erhalten zu haben, die nicht ihrem Einkommen entsprach. So habe sie mit falschen oder fehlerhaften Angaben die Mitarbeiter in der Wohngeldstelle getäuscht. Einmal habe die 47-Jährige nicht mitgeteilt, dass sie die monatlichen Darlehensüberweisungen nicht mehr tätigen müsse, zum anderen habe sie ein kleineres Einkommen aus einer Beschäftigung verschwiegen. Deshalb müsse sie sich für Betrug in zwei Fällen verantworten.

Die ohne Verteidiger erschienene Angeklagte gab bereitwillig Auskunft. Beruflich sei sie als Coach für Menschen in Lebenskrisen tätig und verdiene damit gerade so viel, dass es ihr zum Leben reiche. Für ihr jüngstes Kind erhalte sie Unterhalt, die anderen seien erwachsen und unabhängig.

»Einfach verpennt«

Das Einstellen der Zahlungen für ein Darlehen bei der Landeskreditbank habe mit großen Differenzen in der Familie zusammengehangen. Sie habe sich letztlich zu sehr in den familiären Alltag und die sich daraus ergebenden Probleme verstrickt, so dass sie nicht mehr an die Mitteilungspflicht an die städtische Wohngeldstelle gedacht hätte. »Ich habe es einfach verpennt«, meinte sie lakonisch, »es war einfach viel, das mich bewegte«. Dass sie deshalb 1334 Euro zu viel erhielt, wurde ihr beim Weiterbewilligungsantrag gesagt. Deshalb habe man ihr danach das Wohngeld auch um einen Rückerstattungsbetrag gekürzt. 

Verschwiegen hatte sie in der Folge aber auch ein geringfügiges Gehalt. Der als Zeuge erschienene Verwaltungsbeamte der Stadt legte dar, dass alle drei bis vier Monate ein Datenabgleich erfolge, ob die Bedingungen für das Wohngeld noch zutreffen. Schreiben an die Wohngeldbeziehrein und die Beschäftigungsstelle seien nicht beantwortet worden. Man habe letztlich in einem Gespräch alles auf den Prüfstand gestellt, um das Wirrwarr zu entflechten.

- Anzeige -

Eine Weiterbewilligung wurde positiv beschieden, allerdings unter Teilabzug der 991 Euro in Ratenform, die noch offen waren. Letztlich war der Antrag dann form- und sachgerecht.

Amtsrichter Michael Tröndle erklärte, wie man der Angeklagten kurz vor der neuen Antragstellung im Sommer 2014 aufgrund einer Versicherung von ihrer Seite in der ersten Hauptverhandlung entgegen gekommen sei und das Verfahren eingestellt hatte.

Laut der Anklage gebe es keinen Zweifel, dass die Angeklagte in zwei Fällen wegen Betrugs schuldig sei und der Sachverhalt jenem des Strafbefehls entspreche. Sie wäre vorher belehrt und über den Missbrauch informiert worden. Dennoch habe dies kein Gehör gefunden. Eine Geldstrafe wäre unangemessen. Die Staatsanwältin forderte deshalb eine Freiheitsstrafe von drei Monaten mit einer dreijährigen Bewährungszeit. Ebenso habe sie die Kosten des Verfahrens zu tragen und sei einem Bewährungshelfer zu unterstellen.

Die 47-jährige Angeklagte stellte noch einmal heraus, dass sie nicht böswillig schuldhaft gehandelt habe.

Gleiche Argumente

Amtsrichter Tröndle verhängte eine zweieinhalbmonatige Freiheitsstrafe und betonte in seiner Urteilsverkündung, dass nur zwei Monate nach der ersten Hauptverhandlung zum gleichen Tatbestand erneut ein Betrug zu verzeichnen sei. Die Erklärungen seien ebenfalls gleich geblieben. Aufgrund der desolaten finanziellen Grundlage wäre eine Geldstrafe wenig sinnvoll. Ein Bewährungshelfer soll nun unterstützen, die Kosten des Verfahrens müssten beglichen werde. Dazu kommen 50 Stunden gemeinnützige Arbeit, die binnen drei Monaten unentgeltlich abzuleisten sind.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Keine leichte Arbeit hatte die Jury beim Auswerten des Rheinauer Mal- und Zeichenwettbewerbs.
vor 31 Minuten
Jury bestimmt die Sieger
Das Spiel und das Spielen stehen beim Mal- und Zeichenwettbewerb der Stadt Rheinau unter dem Motto „Rheinau – alles ein Spiel“ facettenreich im Vordergrund. Jetzt ist die Jury am Zug.
Die Bushaltestelle "Schlatten" in Bottenau wurde vom Kreis priorisiert umgebaut.
vor 7 Stunden
Oberkirch
Die Kommunen wollen den barrierefreien Umbau von Bushaltestellen genau prüfen. Denn abseits der finanziellen Herausforderungen, ergibt ein Umbau nicht an jeder Haltestelle Sinn. So sehen es zumindest die Verantwortlichen.
Bereits barrierefrei umgestaltete Bushaltehaltestellen, wie hier in Lautenbach-Winterbach, sind optisch leicht an den Aufmerksamkeitsfeldern und Leitstreifen zu erkennen.
vor 7 Stunden
Situation im Renchtal
Der barrierefreie Umbau von Bushaltestellen schreitet voran. Allerdings deutlich langsamer, als der Gesetzgeber das ursprünglich vorgesehen hat. Das Renchtal bildet da keine Ausnahme.
Anja Bauer (62), Leiterin der Abteilung für Schule und Bildung im Regierungspräsidium Karlsruhe, wohnt in Achern und wurde nun auch zur Vorsitzenden des Hochschulrats der PH Karlsruhe gewählt.
vor 9 Stunden
Anja Bauer beschreibt Problematiken und Chancen
Anja Bauer aus Achern ist die neue Vorsitzende des Hochschulrats der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Die Schulexpertin leitet auch die Abteilung für Schule und Bildung im RP Karlsruhe.
Im Rathaus Stadelhofen wurde über die neue Hauptsatzung diskutiert.
vor 10 Stunden
Neue Hauptsatzung
Die Ortschaftsräte möchten der Oberkircher Verwaltungsspitze die Möglichkeit geben, Bürokratie abzubauen. Dennoch gibt es große Bedenken wegen der neuen Hauptsatzung.
Wie kaum ein anderer Journalist erlebte Kai Diekmann die Mächtigen der Welt hautnah, mit Putin fuhr er Jetski im Schwarzen Meer. Kai Diekmann wurde im Josefshaus von Julius Geier (rechts) interviewt. 
vor 11 Stunden
Achern
Der frühere "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann stellt im Josefshaus bei der Jungen Union seine Memoiren vor. Er gibt Einblicke in die Welt der Mächtigen.
Oberbürgermeister Gregor Bühler (rechts) und Fachbereichsleiter Mathias Benz (links) begrüßten die Heimattage-Organisatorin Gabriele Schindler.
vor 15 Stunden
Planungen für Großevent werden forciert
Die Heimattage Baden-Württemberg 2026 in Oberkirch nehmen an Fahrt auf: Mit der Besetzung der Geschäftsstelle der Heimattage durch Diplom-Kulturwirtin Gabriele Schindler fällt der Startschuss für die Planungsphase des Eventjahrs.
Die Franz Rapp Schule Oppenau trauert um ihren langjährigen Kollegen Axel Pfundstein. 
vor 19 Stunden
Franz-Rapp-Schule
In den Osterferien ist ein Lehrer der Franz-Rapp-Schule in Oppenau völlig überraschend verstorben. Er war seit 2002 an der Schule tätig.
Beim Wasserverkauf für 2022 gibt es ein Defizit.
vor 22 Stunden
Investitionen in die Wasserversorgung
Bad Peterstal-Griesbach steht vor einer Erhöhung der Wassergebühren. Im Gemeinderat ging es am Montag zunächst um das erhöhte Defizit im Jahresabschluss 2022, das ausgeglichen werden muss.
Im Vortrag „Sax, Wind & Funk“ entfalteten die Saxophone ihre volle Power. 
18.04.2024
Seebach
Der Musikverein Seebach zeigt seine Vielfalt beim Jahreskonzert in der Mummelseehalle. Auch der Musikernachwuchs überzeugt.
Ausgezeichnetes Ehrenamt in Helmlingen (von links): Ortsvorsteherin Stefanie Zervas, Ortschaftsrat Thomas Walther, Friedrich Gärtner, Rosemarie und Walter Fien sowie Bürgermeister Oliver Rastetter.
18.04.2024
Stadtteil bilanziert 2023
Eine mögliche Feuerwehrkooperation mit Lichtenau und das Hochwasserschutzprojekt Untere Rench sind zentrale Themen in der Einwohnerversammlung. In der Fragestunde kommt ein weiteres großes hinzu.
Dieser alternative Standort in Rheinbischofsheim vor dem ehemaligen Polizeigebäude an der L75 soll für eine mögliche Mobilitätsstation geprüft werden.
18.04.2024
Vororttermin soll Fragen klären
Der Rheinbischofsheimer Rat befürwortet die Pläne für die Mobilitätsstation, nicht aber den vorgeschlagenen Platz. Jetzt soll ein Vororttermin zur weiteren Klärung beitragen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".