600 Lenderschüler machen mit bei Mathematik-Wettbewerb
Die Faszination für Mathematik als Königin der Wissenschaft ist an der Heimschule Lender, am Gymnasium Achern und an vielen Schulen in Deutschland ungebrochen. An dem Bolyai-Wettbewerb 2017 nahmen 5000 Schüler aus allen Bundesländern teil, allein 750 von den hiesigen Gymnasien.
»Die Aufgaben sind nicht einfach, aber wir kriegen das hin.« Die Motivation von Kevin Prado und seinen Knobel-Freunden der Klasse 5 e war deutlich zu spüren, als sie in einem Klassenzimmer der Heimschule Lender beim internationalen Mathematik-Wettbewerb Bolyai frühmorgens ihre Gehirnwindungen auf Touren brachten. Um das Finale in Budapest zu erreichen, mussten sie knifflige Aufgaben lösen.
So wurde der Bleistift gespitzt bei Aufgaben wie: »Ein Forscher möchte eine Wüste durchqueren. Der Weg dauert genau sechs Tage. Er selbst kann Nahrung und Wasser für vier Tage mitnehmen. Daher muss er Lastträger einstellen. Diese können ebenso Nahrung und Wasser für nur vier Tage tragen. Mindestens wie viele Lastträger benötigt der Forscher?« Auch die Lastträger müssen täglich dieselbe Menge Wasser und Nahrung wie der Forscher erhalten. Lösung: mindestens zwei Träger.
Beliebtheit gestiegen
5000 Schüler aus ganz Deutschland knobeln über solchen Aufgaben. Im vergangenen Jahr waren es »nur« 2400 Teilnehmer aus acht Bundesländern. 2015 war der Wettbewerb noch begrenzt auf Baden-Württemberg, bei der Proberunde 2014 starteten 400 Schüler.
Dass sich der in Ungarn initiierte Wettbewerb einer steigenden Beliebtheit erfreut, ist der Qualität der Aufgaben für alle Jahrgangsstufen zu verdanken, aber auch Rita Feser, die den Wettbewerb mit nach Deutschland brachte und ihn mit Unterstützung ihrer Mathe-Kollegen und der Heimschule Lender deutschlandweit publik machte.
Aus dem Ungarischen
So übersetzt Attila Furdek die Aufgaben aus dem Ungarischen, Matthias Benkeser ist für das Lektorat zuständig und Rita Feser organisiert den Wettbewerb an der Lender und ist im Organisationsteam der Finalrunde in Budapest. Diesmal nehmen Schüler aus Ungarn, Serbien, Slowenien, Rumänien, Deutschland und der Slowakei teil, allein in Ungarn sind es 80 000 Knobler. Gegen diese internationale Konkurrenz müssen sich die Vierer-Teams aus Sasbach (600 Teilnehmer) und Achern (150 Teilnehmer) behaupten, wollen sie eine Fahrkarte nach Budapest ergattern.
»Bei den Aufgaben geht es darum, wer geschickter knobelt und wer anders denkt«, sagt Rita Feser. Die soziale Komponente sei aber auch wichtig. Die Teilnehmer müssen im Team-Work arbeiten und sich gemeinsam auf die Suche nach Lösungen machen. Die Aufgaben werden von Klassenstufe zu Klassenstufe immer happiger, wie etwa diese Aufgabe für Achtklässler durchaus belegt: »Das Produkt von acht Zahlen ist nicht Null. Außerdem gilt: Wenn alle acht Zahlen um 1 verringert werden, bleibt das Produkt unverändert. Wie viele unterschiedliche Beispiele gibt es für acht solche Zahlen?«
Zufall stand Pate
Zufall ist eigentlich kein mathematischer Lösungsweg, doch bei der Verbreitung des 2004 gestarteten Bolyai-Wettbewerbs half der Zufall kräftig mit. Auslöser war eine Studienfahrt der Mathematik-Lehrerin Rita Furdek mit Lenderschülern nach Budapest. Kurz zuvor hatte sie mit ihrem ehemaligen Studienkollegen András Nagy-Baló Kontakt, den sie 20 Jahre seit dem Studium in Klausenburg/Rumänien nicht mehr gesehen hatte. Beim Treffen in Budapest berichtete der Kollege von seiner Stiftung und dem Mathematik-Wettbewerb.
2014 kam es zur ersten Teilnahme von Schülern aus Sasbach und Achern, zumal hinter den Denkaufgaben auch ein Vision für das gute Miteinander steht. So steht auf jedem Aufgabenblatt ein Zitat von Professor Tamás Freund: »Als Gehirnforscher wünsche ich allen Menschen, dass wir trotz stark wachsender Informationsflüsse die Fähigkeit bewahren, auf unsere innere Stimme zu hören. Nur so können wir durch Kreativität und den Geist der Zusammenarbeit unsere Wünsche verwirklichen und dem Gemeinwohl dienen.«sp