Acherner Reisebüros: immer weniger Türkei-Urlauber
Die Türkei war für viele Deutsche das ideale Ziel für einen Badeurlaub. Dieses Blatt hat sich gewendet: Neben der Verängstigung durch Terror-Anschläge hält viele Urlauber auch im Raum Achern die Politik des türkischen Präsidenten Erdogan von einem Flug in die Türkei ab.
Für Stefanie Boos, Leiterin des Acherner Reisebüros der Volksbank in der Ortenau, erschließen sich die rückgängigen Zahlen durch die Verunsicherung der Menschen: »Istanbul wird leider überhaupt nicht mehr nachgefragt«, erklärt sie. Ähnlich verhalte es sich mit den Badeurlauben. »Im letzten Jahr haben wir schon einen Rückgang von 30 bis 40 Prozent verzeichnet. In diesem Jahr, vor allem vor der aktuellen Situation, gehen die Buchungen noch weiter zurück.« Statt in die Türkei, erklärt Boos im ARZ-Gespräch, reisen die Urlauber nun verstärkt nach »Spanien, Griechenland und Italien.« Stefanie Boos wollte im Oktober 2016 an die Türkische Ägäis reisen: »Die Flüge wurden jedoch wegen zu geringer Nachfrage gestrichen.«
Frank Limberger vom Acherner Tui Reise Center nennt Zahlen: Während der Rückgang bei den Istanbul-Buchungen rund 90 Prozent betrage, belaufe er sich bei den Badeurlauben um rund 80 Prozent. In Folge der ausbleibenden Urlauber ergeben sich neuerdings kostenniedrige Türkei-Reiseangebote, die er als »sehr preisweit, deutlich unter dem marktüblichen Preis.« bezeichnet. Limberger war erst vergangenes Jahr in der Türkei. Auf die Frage, wann er wieder hinreisen werde, antwortet er: »Wahrscheinlich ab Mai wieder. Ich vermute, dass sich bis dahin die Situation beruhigt hat.«
»Keine gute Meinung«
Der Laufer Michael Bauer, Angestellter bei der Offenburger Sparkasse, erinnert sich: »Ich war vor vier Jahren in der Türkei, in Alanya, um einen Strandurlaub zu machen.« Unruhen habe er damals keine wahrgenommen. Aufgrund der geographischen Nähe der Türkei zu Deutschland informiere sich Bauer regelmäßig über die dortige Lage und erklärt: »Zu Erdogan habe ich keine gute Meinung aus Gründen, wie er über Deutschland spricht.« Ebenso gehe Bauer nicht konform mit der »Einschränkung der Presse- oder Meinungsfreiheit«. Bauer befürchtet eine Verschärfung der politischen Lage und eine Zunahme der Unruhen.
Eine Reise in die Türkei komme daher für ihn, zumindest zur Zeit, nicht in Frage: »Ich habe mit Freunden schon einmal über das Thema gesprochen und würde zur Zeit privat nicht hinfahren. Beruflich würde ich nur in dieses Land gehen, wenn es wirklich nicht anders ginge.« Bauer bilanziert: »Die Türkei ist ein schönes Land mit einer ausgeprägten Kultur. Ich mag das türkische Essen und war gerne dort im Urlaub. Wenn sich die Lage stabilisiert und die Zeit es zulässt, würde ich wieder in die Türkei reisen.«
Der in Achern aufgewachsene Student für Erziehungswissenschaften Raphael Eckstein berichtet: »Ich selbst war noch nie in der Türkei, hatte aber einen Mitbewohner, der aus der Türkei nach Deutschland kam, um hier zu studieren und dessen Familie nach wie vor in der Türkei lebt. Mit diesem habe mich ab und an über die aktuelle Lage unterhalten.«
Angst vor Anschlag
Auf die Frage, wie es bei dem Studenten mit zukünftigen Reiseplänen in die Türkei aussieht, antwortet er: »Im Moment würde ich vermutlich aus Angst vor einem Anschlag und dem unguten Gefühl in einem Land zu sein, welches mit kritischer Meinungsäußerung nicht gerade tolerant umgeht, eher nicht in die Türkei reisen. Wenn sich die politische Lage wieder beruhigen sollte, würde schon gerne einmal in die Türkei reisen, denn das, was ich von Städten wie Ankara und Istanbul gesehen habe, macht mir schon Lust, einmal die Türkei zu besuchen.«