Applaus so laut wie Trommeln
Die neuen Veranstaltungsformate des »gong Achern«, dem Kulturprogramm der Stadt, kommen gut an. So hat das Projekt Paukenschlag am Donnerstag bereits zum zweiten Mal großen Anklang gefunden.
Unter Leitung von Peter Heidler, der einst auch die Idee zum Projekt Paukenschlag hatte, fand ein zweitägiger Workshop statt, zu dem zwei bekannte Drummer, Holger Noll und Hakim Ludin, geladen waren. Dessen Ergebnis wurde nun am Donnerstag im Gymnasium präsentiert. Auch Kulturamtsleiter Joachim Lemme, der dieses Projekt mit unterstützt hatte, konnte Lehrer Heidler damit zeigen, was er mit seiner Drummer-Gruppe der Sophie-von-Harder-Schule innerhalb von zehn Jahren vorangetrieben hat.
Gefragter Dozent
Der aus Renchen stammende und in Berlin lebende Holger Noll, der den Workshop leitete, ist ein weltweit gefragter Jazzschlagzeuger, der klassisches Schlagzeug in New-York studierte, mit vielen Jazzgrößen aufgetreten ist und regelmäßig in den Big Bands von SWR und HR spielt. Hakim Ludin aus Afghanistan, seit 1975 in Deutschland, gilt als der progressivste Percussionist, ist gefragter Dozent an Musikakademien und mit internationalen Preisen ausgezeichnet.
Im Gespräch mit der ARZ erklärten Heidler, Noll und Ludin einmütig, dass gerade Percussionsinstrumente einen schnelleren Zugang zur Musik erlaubten und rasch bei Schülern zu sichtbaren Anfangserfolgen führten. Das wiederum steigere die Freude am Spiel. Heidler unterstrich das Zusammengehörigkeitsgefühl, während Ludin die Fähigkeit zu Fleiß und Ausdauer hervorhebt. Noll holt seine Schüler in den Workshops stets dort ab, wo sie stehen, verlangt nicht unbedingt Ehrgeiz, sondern sieht die Freude vorrangig vor der persönlichen Leistung. Dass auch sie jedoch nicht von schlechten Eltern sein kann, davon konnten sich die zahlreichen Besucher überzeugen.
Die Vorstellung startete mit einer fast viertelstündigen Nummer der gesamten Drummer-Gruppe, naturgemäß lautstark, intensiv und rhythmisch präzise auf selbst produzierten großen Ledertrommeln. Dazu bot im Vordergrund eine junge Dame auf einem hohen Einrad, mit Keulen jonglierend, eine artistische Glanzleistung. Der begeisterte Applaus war anschließend fast so stark wie das Schlagen der Trommeln.
Geniale Schlagtechnik
Hakim Ludin, der Meister der leisen wie der lauten Töne, wie er von Peter Heidler, mit dem er schon seit dreißig Jahren zusammenarbeitet, angekündigt wurde, bewies dann sein Können. Mit Hilfe der kleinsten Trommel, früher mit Schlangen-, heute mit Ziegenhaut bespannt, erzeugte er mit exotischen Klangschalen und Schlagstöcken Urwaldlaute, um schließlich am Bongo mit großem Körpereinsatz und unglaublicher Intensität seine geniale Schlagtechnik zu demonstrieren.
Es folgte der Auftritt von Holger Noll – ein Genie am klassischen Schlagzeug. Wer ihn erlebte, mochte annähernd ahnen, was es heißt, mit seinem Taktgefüge die rhythmische Vorgabe für eine ganze Big Band zu liefern. Wie er zuvor sagte, sind da Führungsqualitäten vonnöten, Selbstsicherheit, Präzision und musikalische Vorstellungskraft. Das alles nimmt man ihm ab, wenn seine Schlagstöcke wie Hexenstäbe über die Kessel huschen.
Gemessen am Anklang, der das Projekt bei den Besuchern gefunden hat, darf man vermuten, dass weitere Projekte dieser Art folgen werden.