»Auch der Bürger ist gefordert«
»Wir werden eine Bürgerbeteiligung durchführen«, kündigte OB Klaus Muttach am Montag im Gemeinderat beim Thema Hochwasserschutz (wir berichteten) an. Es soll auf jeden Fall eine Bürgerinformation geben.
»Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Hochwasserschutz«, betonte Klaus Kern (River Consult) im Gemeinderat. Zudem bedeute Hochwasserschutz nicht, »dass alles geschützt werden kann. Auch der Bürger ist gefordert.« Als Beispiel nannte Klaus Kern auf Anfrage von Stadträtin Rosa Karcher (CDU) die Gebäude direkt am Mühlbachwehr in Oberachern. »Die Häuser liegen im Überschwemmungsgebiet«, so Klaus Kern. Die Eigentümer seien hier auch gefordert, etwa indem sie die Öltanks befestigen, Kellerfenster schließen und Ähnliches mehr. Klaus Kern verwies zudem auf das »Altlastenproblem« am Sägewerk. Auch brachte er den Bau einer Schutzmauer ins Gespräch.
Um bei Hochwasserschutzmaßnahmen voranzukommen, bedarf es nicht nur guter Planung und finanzieller Mittel. Die Grundstücksproblematik steht oft einer Lösung im Weg. Bürgermeister Dietmar Stiefel erwähnte hier als positives Beispiel, dass im Bereich des Gewerbegebiets die Stadt viel Gelände erworben habe. Unterhalb der Bahnlinie bis zur Severinstraße soll die Acher um fünf Meter aufgeweitet werden. Auch an der Karl-Bold-Straße sind Veränderungen vorgesehen, erklärte Klaus Kern. Es sei wichtig, so Dietmar Stiefel, »dass das Land seine Maßnahme beginnt«, damit sich dies für den Stadtbereich Achern positiv auswirke.
Dort ist man im Bereich zwischen Bahnhof und Lammbrücke schon recht weit mit der Vorbereitung, so Ralf Volz von der Stadtverwaltung: »Zwei Grundstücke fehlen noch, dann können wir anfangen.«
»Geld in Hand nehmen«
Dass die Stadt »Geld in die Hand« wird nehmen müssen, betonten Sonja Schuchter (CDU) und Thomas Kohler (Freie Wähler). Sonja Schuchter sieht hier nicht nur Achern, sondern die Solidargemeinschaft mit den Gemeinden des Achertals gefordert. Hier solle man »im Konsens« miteinander vorgehen. »Wir wissen nicht, wie das Klima sich entwickelt«, meinte Thomas Kohler. Deshalb sei es wichtig, das Projekt anzugehen.
»Das Land kann nicht alles zahlen«, meinte Jutta Römer. Die Kommunen würden finanziell auch herangezogen. Sie verwies auch darauf, dass bei besonders gefährdeten Gebäuden auch eine private Objektsicherung zu beachten sei.
Einzelmaßnahmen
Aus heutiger Sicht gibt es folgende Überlegungen zum Hochwasserschutz im innerstädtischen Teilabschnitt der Acher:
▸ Erhöhung und Neubau der Brücke am Schwimmbad
▸ Ausbau der Acher von der Martinstraße bis zur Lammbrücke durch Bau oder Erhöhung der Ufermauern
▸ Ausbau der Acher von der Lammbrücke bis zum Bahnhof durch Aufweitung des Flussbettes
▸ Umgestaltung der Brücke an der Wilhelm-Schechter-Straße
▸ mehrere kleine punktuelle Erhöhungen oberhalb der Martinstraße
▸ Objektschutz bei einzelnen gefährdeten Gebäuden und Einrichtungen wie dem Freibad oder der der ENBW-Umschaltstation und bei privaten Gebäuden
▸ mobile Hochwasserschutzeinrichtungen, die sind aber nur punktuell möglich
▸ Rückstauverschlüsse bei einleitenden Regenwasserkanälen
▸ Sicherung der Hausanschlussleitungen, die in den Achersammler münden
▸ Umlegung und Tieferlegung von kreuzenden Ver- und Entsorgungsleitungen wie Gas, Wasser, Strom, Kanalisation, im Bereich mit geplanten Tieferlegungen
▸ Regelmäßige Gewässerunterhaltung und punktuelle Sohlräumungen
▸ Beseitigung von Wanderungshindernissen unter Berücksichtigung des Hochwasserschutzes
▸ Einrichtung einer automatischen Steuerung am Mühlbachwehr im Zusammenhang mit der Herstellung der Duchgängigkeit und der Mindestwasserregelung