Ausstellungs-Streit heute im TV
Der Streit um die Wanderausstellung »Geraubte Kinder« hat gestern ein dreiköpfiges Aufnahmeteam des Südwestfunks auf den Plan gerufen. Der in der Illenau entstandene Kurzbeitrag für die »Landesschau« ist heute zwischen 19.30 und 20 Uhr im SWR zu sehen.
Soviel sei vorab gesagt: Aus Acherner Sicht wird die Ausstrahlung des SWR-Beitrags wohl wenig Neues ergeben. Zwei Minuten Sendezeit stehen der verantwortlichen Redakteurin Elke Reinhard zur Verfügung, die für eine »ausgewogene Berichterstattung« sorgen will.
Ob sich die Ausgewogenheit darauf beschränkt, den Freiburger Ausstellungsmacher Christoph Schwarz ebenso knapp wie Oberbürgermeister Klaus Muttach zu Wort kommen zu lassen, wird sich heute Abend zeigen. Im Vorfeld hatte das Acherner Stadtoberhaupt erwartet, dass der Stadt Gelegenheit gegeben wird, die Sachlage ausführlicher darzustellen.
Provokant gefragt
Jürgen Franck vom Forum Illenau, Johannes Mühlan, Vorsitzender des Historischen Vereins, und Alexandra Fluck von der WDL als Vertreterin des gemeinnützigen »Arkaden Cafés Illenau« freuten sich, ihren Standpunkt innerhalb der Auseinandersetzung klar zu machen. Die auf der Internetseite des Vereins »Geraubte Kinder« geäußerten Vorwürfe richten sich schließlich nicht allein gegen das Stadtoberhaupt. So wird zum Beispiel die Ausrichtung des Illenau-Bistros als Integrationsbetrieb für Menschen mit Behinderung verschwiegen, um es als bloßes »Feinschmeckerlokal« zu bezeichnen und provokant zu fragen: »Passt Schlemmen und Sekt schlürfen mit einem Gedenk- und Erinnerungs-Museum für die Euthanasie-Opfer zusammen?«
Nach einem ähnlich diffamierenden Muster verfährt Schwarz auch beim Ausstellungsraum. Unter ein Bild des leeren Festsaals setzt Schwarz die Unterschrift: »So steht die Ausstellungsfläche des Museums in der Illenau seit Monaten leer.« Mit zwei Screenshots des »Acherner Adventszaubers« und einer Occhi-Ausstellung versucht er zu belegen, dass andere Aussteller durchaus zum Zuge kämen.
Dieser Vergleich hinkt allerdings gewaltig. Allein den vielfältig genutzten Festsaal als Ausstellungsfläche des Museums zu bezeichnen, entspricht nicht den Tatsachen.
Eine Minute Zeit
Wie OB Klaus Muttach in seinem im Festsaal der Illenau gegebenen SWR-Interview erklärte, steht der Saal für eine mehrwöchige Ausstellung grundsätzlich nicht zur Verfügung. Rund eine Minute hatte Muttach Zeit, die Gründe darzulegen, welche Veranstaltungen (zum Beispiel die Sitzung des Gemeinderats) im Festsaal stattfinden.
Die Ausstellung im Erdgeschoss des angrenzenden, nicht renovierten Flügels anzubieten, sei vom Gemeinderat einmütig abgelehnt worden. Die Gründe, die zu einer Ablehnung führten, wurden im Interview kaum hinterfragt. Da noch Material für den Moderationstext gedreht werden sollte, schlug der OB vor, sich vor Ort ein Bild von der künftigen Bürgerbegegnungsstätte zu machen. Dort zeigte sich Redakteurin Elke Reinhard durchaus beeindruckt und ließ sich von Jürgen Franck die Konzeption der Dauerausstellung erklären. Sogar das Scheinwerferlicht wurde am Ende noch einmal angeschaltet, um den anvisierten Eröffnungstermin im März 2015 öffentlich zu machen.
Johannes Mühlan äußerte sich nach dem Dreh enttäuscht, dass vom SWR allein die Raumfrage thematisiert wurde. »Die Äußerungen von Schwarz enthalten eine Reihe sachlicher Fehler und entbehren zum Teil jeder Grundlage, dazu hätte ich gerne Stellung genommen«, erklärte Mühlan gegenüber der ARZ.