Backbone-Netz: Achern fährt bislang auf »Datenfeldweg«
Der Weg zum schnellen Internet für Firmen und Privatleute im ganzen Ortenaukreis wird lang und steinig. Das wurde dem Acherner Gemeinderat am Montagabend klar. Trotz vieler Millionen Euro an Kosten sind sich alle einig, dass er gegangen werden muss.
»Dieser Ausbau ist vergleichbar mit der Elektrifizierung unserer Städte«, sagte Stadtrat Karl Früh (CDU) nach dem Sachstandsbericht der Verwaltung. Ob der Fülle an Informationen und Herausforderungen sei man erst einmal sprachlos. »Finanziell klang es mehr nach Problemen als nach Lösungen«, war der Eindruck von Stadtrat Manfred Nock (ABL). Aber man müsse dranbleiben und Bürger und Firmen gut informieren. Der Erfolg sei alternativlos und das Backbone-Netz, das der Ortenaukreis aufbauen will, sei der wichtige erste Schritt.
Infoabend geplant
»Das Backbone-Netz ist die Autobahn«, erklärte Oberbürgermeister Klaus Muttach. Zwei Abfahrten, genannt Knoten, je Ortschaft seien das Ziel. Dazu gründe der Ortenaukreis eine Breitband Ortenau GmbH & Co. KG. Achern bringe je Einwohner einen Euro in die Gesellschaft ein und beteilige sich an den Betriebskosten von jährlich 432 000 Euro für vier Mitarbeiter und Sachaufwendungen. Genau erklärt wird das Modell allen Stadt- und Ortsräten der Region bei einer Informationsveranstaltung am 22. November um 18 Uhr im Bürgersaal.
In Achern plant eine Fachfirma seit Mitte 2015 im Auftrag der Stadt ein Glasfasernetz für die Gewerbegebiete. Die Planung lässt sich die Stadt knapp 14 000 Euro kosten. Am Montag erklärte Stephanie Greth von der Verwaltung, dass man nun Gewissheit über die Kosten für die Umsetzung dieser Verkabelung der Gewerbegebiete Heid, Mitte, Süd und West hat. 1,76 Millionen Euro bleiben trotz Förderung bei der Kommune. Die Planung für die mit Internet unterversorgten Ortsteile stehe 2017 an, so Greth. Sollte der Tiefbau nur einmal gefördert werden, müsse man gemeinsam mit dem Kreis, der das Backbone-Netz in jeden Ort führt, gleich die Verteilnetze mit verlegen. Die Kosten dafür könne man noch nicht beziffern. In ganz Achern werden dafür später etwa 12,5 Kilometer Rohrleitungen gemeinsam genutzt. Allein das, so rechnete Karl Früh vor, koste rund 80 Euro pro Meter und damit rund eine Million Euro.
Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit eines neuen Glasfasernetzes wird die Zahl der Kunden sein, die sich anschließen lassen. »Es ist spannend, wie viele Unternehmen sich vorher schon selbst anschließen lassen und wie viele noch warten«, sagte OB Muttach. Ein großer Unsicherheitsfaktor sei die Telekom. Der Konzern habe im Juli überraschend einen umfangreichen Ausbau seines Netzes angekündigt, von dem vorher nie die Rede gewesen sei. In Wagshurst läuft aktuell bereits eine Baustelle. Darauf wies Ortsvorsteher Ulrich Berger hin.
Extra Mitarbeiter nötig
Die Verteilebene in die Straßen und Häuser werde künftig nur dort bezuschusst, wo 30 MBit noch nicht erreicht sind. Man werde dies nur dort umsetzen, wo die Bürger das auch wollen, so der Rathauschef (siehe Stichwort). Generell sei das Thema nicht einfach und schüttle die Verwaltung auch personell. Erstmals wurde der Gemeinderat darauf hingewiesen, dass zusätzliche Mitarbeiter benötigt werden. Nicht ganz verständlich fand den Bericht der Verwaltung Thomas Kohler (Freie Wähler). Fest stehe, dass man bisher nur einen Datenfeldweg und keine Datenautobahn habe.
Hausanschluss
Auf die Bürger, die Glaserfaser bis zu ihrem Gebäude haben möchten, kommt eine Gebühr für diesen Anschluss zu. Er wird an die Stadt Achern zu entrichten sein. Das erklärte OB Klaus Muttach. Mit dem späteren Betreiber des Netzes – der erst noch gefunden werden muss – schließt jeder Haushalt dann einen Vertrag ab und bucht die gewünschten Leistungen wie Telefon, Internet und Fernsehen. Der Ausbau wird mehrere Jahre dauern. mg