Veränderungen im Oberkircher Bäckergewerbe
Bewegung in der Backbranche Oberkirchs: die Bäckerei Beiser übernimmt die Zuckerbeck-Filiale im Oberdorft, der K & U-Backshop stellt auf SB-Betrieb um und die Bäckerei Dreher eröffnet in der Hauptstraße ein Bistro – alles innerhalb von rund vier Wochen.
Jeden Tag schließt ein Bäcker in Deutschland. Dies geht aus einer 2015 vorgelegten Studie der Raumentwicklungs-Initiative »Nahversorgt« hervor. Zwischen 2007 und 2013 ging die Zahl der Bäcker- und Fleischerfachbetriebe von rund 32 000 auf 27 000 zurück (im Durchschnitt 714 pro Jahr). Weil sich kein Nachfolger fand und der Handel mit Backwaren in Discountern oder Baumärkten immer mehr Kunden abschöpft.
Diesem bundesweiten Trend widersteht das Backgewerbe in Oberkirch: Am Montag, 12. Oktober, eröffnet die Bäckerei Beiser eine Filiale im Oberdorf. Dort hatte Ende September das Kaffeehaus Zuckerbeck geschlossen. Deren Oberkircher Filiale wurde im Zuge eines Insolvenzverfahrens nicht weiterbetrieben (siehe Stichwort). »Das ist für uns eine Investition in die Zukunft«, berichtet Volker Gmeiner, der die Beiser-Geschäfte gemeinsam mit seiner Frau Christine führt. »Wenn in der Hauptstraße die Fußgängerzone kommt, haben unsere Kunden im Oberdorf weiterhin eine direkte Anfahrmöglichkeit mit dem Auto.« Die bisherigen Umsätze am Standort seien gut gewesen. Da Beiser neue Backöfen angeschafft habe, gebe es auch ausreichend Kapazitäten, um damit beide Geschäfte zu beliefern. Der klassische Handwerksstil werde unverändert beibehalten.
Bistro eröffnet
Wie bereits berichtet, wird die Bäckerei Dreher Anfang November mit ihren Backwaren in der Hauptstraße 49 ein Bistro für Frühstück und Tagesgastronomie eröffnen.
In direkter Nachbarschaft wird die 100-prozentige Edeka-Tochter K & U ihren Backshop im Treff 3000-Markt umbauen. Die dafür notwendige Schließung ist am 31. Oktober geplant, am 4. November will K & U einen Selbstbedienungs-Shop eröffnen. Kunden können entscheiden, ob sie dort zu fertigen Produkten greifen oder Brot und Brötchen im Steinofen fertigbacken.
Convenience-Produkte wie belegte Brötchen werden vorläufig nicht angeboten. Eine Sprecherin des Unternehmens erläutert, das die Erweiterung mit einer Kühltruhe für dieses Angebot geplant sei. Die Ware werde wie bisher täglich in Neuenburg gebacken und von dort aus angeliefert. Die Umstellung erfolge aus Kostengründen.
Zuckerbeck
Bis Oktober 2012 führte Jürgen Polifka sechs Jahre lang das Café am Eck in Oppenau. Nach dem Umzug in eine neue Backstube in Renchen eröffnete er dort das Kaffeehaus Zuckerbeck. Weitere Geschäfte in Achern und Oberkirch folgten. Anfang 2015 musste der Betrieb Insolvenz anmelden. Die Investitionen in die neue Backstube und hohe Personalkosten nennt Polifka als ausschlaggebend für diesen Schritt. Er räumt auch einen Preiskampf im Brotbackgewerbe ein. Wer wie der Zuckerbeck handwerlich produziere, »für den bleibt fast nichts übrig.« Besser stelle sich die Situation für die Kuchenherstellung dar.
Inzwischen hat sich der Insolvenzverwalter wieder zurückgezogen. Die Geschäfte in Achern und Renchen werden von Polifkas Lebensgefährtin als Kaffeehaus Zuckerbeck weitergeführt. In Kooperation mit der Stadt Renchen und den Grimmelshausenfreunden wird der Zuckerbeck demnächst neben dem Simplicissimus-Haus in Renchen das Café Simplex eröffnen. Um den Betrieb dort und in Achern schultern zu können, hat das Kaffeehaus Zuckerbeck die Filiale in Oberkirch abgegeben. »Das ist eine Win-Win-Situation«, erklärt Polifka. Der hat zu den Filialen seit 1. Oktober einen neuen Lieferservice installiert: »Jeden Sonntag gibt es einen Kuchenliefer-Service ins Haus.«