Bilanz einer Ehe: sieben Kinder und Freunde in aller Welt
Gemeinsam mit ihren sieben Kindern und elf Enkeln haben Brunhilde und Arnold Schindler aus Oberkirch am Samstag goldene Hochzeit gefeiert. Das kirchlich und musikalisch engagierte Paar pflegt Freundschaften über Kontinente hinweg.
Dankbar darüber, dass sie ihr ganzes Eheleben in Zeiten des Friedens verbringen durften, zeigten sich bei ihrer goldenen Hochzeit Brunhilde und Arnold Schindler. Als Nachkriegskinder ist ihnen bewusst, dass politisch stabile Verhältnisse nicht selbstverständlich sind. Arnold wurde als Sohn von Mathilde und Alois Schindler am 30. August 1940 in Achern-Fautenbach, Brunhilde am 9. September 1944 als Tochter von Anna und Heinrich Hund in Achern-Mösbach geboren. Beide wuchsen in landwirtschaftlichen Betrieben auf. Obwohl eine Kriegsverletzung Brunhildes Vater zu schaffen machte und auf dem Hof Hilfe dringend benötigt wurde, durfte seine älteste Tochter nach dem Volksschulabschluss noch eine schulische Weiterbildung genießen. Arnold machte eine Ausbildung zum Elektriker, studierte anschließend an der Fachhochschule in Konstanz und wurde Elektroingenieur. Die Semesterferien verbrachte er zuhause und so lernte er seine spätere Ehefrau bei einer Tanzveranstaltung in Kappelrodeck kennen. Noch heute hören beide sehr gerne Musik und freuen sich, wenn die Kinder und Enkelkinder ihre Instrumente auspacken.
Am 6. Mai 1967 wurde das Paar von Bürgermeister Heinrich Hund in Achern-Mösbach standesamtlich und von Pfarrer Graß kirchlich getraut. Das gemeinsame Leben begann in einem putzigen Häuschen in Neuenhain im Taunus. Arnold hatte dort bei der Firma Olympia eine Anstellung gefunden. Brunhilde gab dafür ihre Arbeitsstelle in der Papierfabrik Wilhelmstal in Achern auf, die ihr viel bedeutet hatte. Die Söhne Bernd und Pius kamen im Taunus zur Welt.
Einige Jahre später zog die Familie zurück nach Achern-Mösbach. Bei der Firma Stolzer in Achern hatte Arnold eine neue Aufgabe gefunden. Aktiv wurde er im Gesangverein Mösbach, dessen Vorsitzender er vier Jahre war. Zehn Jahre vergingen im Nu. Drei Töchter, Gudrun, Lydia und Ruth erweiterten die Reihe der Geschwister. Beruf und nebenerwerbliche Landwirtschaft bestimmten das Familienleben. Aufgrund Arnolds beruflichen Wechsels zur Firma Linck sowie der Schulsituation entschloss sich die Familie, nach Oberkirch zu ziehen. Die Kinder fühlten sich bald in Jugendgruppen und in der Stadtkapelle beheimatet. Arnold schloss sich dem Kirchenchor an, in dem er wiederum drei Jahre den Vorsitz übernahm. Brunhilde arbeitete in der Frauengemeinschaft und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung mit, deren Vorsitzende sie 15 Jahre lang war.
In Oberkirch wurden die beiden jüngsten Kinder Josef und Birgit geboren. Gerade die Studien- und Ausbildungszeiten der Kinder waren eine große Herausforderung für die Familie. Umso mehr freut sich das Jubelpaar, dass alle ihr Studium abgeschlossen und ihren Weg gefunden haben.
Straßenkinder verköstigt
Gastfreundlichkeit und Offenheit war der Familie immer wichtig. Als die bolivianische Straßenkindergruppe von Frank Weber vor 30 Jahren erstmals die Gemeinde besuchte, wollte Brunhilde nicht zulassen, dass sie ohne Mittagessen abreisten. Kurzerhand lud sie die fremde Gruppe zum Essen ein. Es entstand eine langjährige Freundschaft, wie auch zur Familie Swales aus der Partnerstadt Haverfordwest oder zu Herrn Metena aus dem Kongo. Auch bei Familienfeiern der Schindlers sind verschiedene Sprachen zu hören, denn teilweise wachsen die Enkel zweisprachig auf.
Die Zeit mit den Kindern und Enkelkindern ist dem Jubelpaar besonders wichtig. Daneben bereitet ihnen die Arbeit im eigenen Garten Freude.