Bürgermeister bilanziert 2016 und stellt neue Projekte vor
Dass die Stadt Rheinau erfolgreich auf der Suche nach alternativen Einnahmenquellen für die endliche Kiespacht ist, war am Mittwoch in der Einwohnerversammlung ein zentrales Thema. Klar, dass dabei auch die anstehende dreimonatige Sperrung der Rheinbrücke zur Sprache kam.
Mit geschätzt 500 Besuchern war die Stadthalle in Freistett am Mittwochabend bei der zentralen Einwohnerversammlung der Stadt Rheinau, die den Auftakt für die jährliche Bürgermeister-Tour durch die einzelnen Stadtteile gibt, wieder sehr gut besucht. Rathauschef Michael Welsche lenkte in seinem Rück- und Ausblick das Augenmerk auf die städtischen Einnahmequellen. Von den 24,4 Millionen Euro, wie im Haushalt 2017 vorgesehen, stammten allein 4,5 Millionen Euro aus dem Bereich Umsatzerlöse und Finanzerträge. »Damit liegen wir außergewöhnlich gut im Vergleich zu anderen Kommunen von der Größenordnung Rheinaus«, erklärte Welsche.
Größte Einnahmequelle sei dabei weiterhin die Kiespacht; sie werde 1,5 Millionen Euro in den laufenden Haushalt spülen. Allein mit dieser Einnahmequelle könne die 11 300-Einwohner-Stadt die wichtigsten freiwilligen Leistungen gegenfinanzieren: die beiden Hallenbäder mit ihrem jährlichen Defizit von 0,5 Millionen Euro, sämtliche Festhallen mit dem gleichen Defizit, das Gymnasium (0,3 Millionen Euro) und die Stadtbibliothek (0,2 Millionen Euro). Fazit des Rathauschefs: »Wenn wir diese Einnahmequelle nicht hätten, könnten wir uns das nicht unbedingt leisten!«
Alternativen gesucht
Da die Kiespacht endlich ist, würden alternative Einnahmequellen immer wichtiger. Mit dieser Feststellung verwies Welsche auf diverse städtische Beteiligungen, die zeigten, dass »die Stadt fast ein kleiner Konzern ist«. Dabei nannte er neben der 19-prozentigen Beteiligung am Energiewerk Ortenau (ewo) vor allem zwei weitere Eigenbetriebe: Der 2006 gegründete Bereich Fotovoltaik sei »ein Musterbeispiel für eine rentierliche Investition«. Komplett mit Fremdmitteln finanziert (insgesamt 1,680 Millionen Euro), werfe der Eigenbetrieb nach 20-jähriger Laufzeit 400000 Euro im Jahr 2026 ab. Die Gesamtleistung der installierten Anlagen liege bei rund 300 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr, was genug für rund 80 Haushalte sei.
Als »Aushängeschild für die Stadt« habe sich ferner der 2010 gegründete Friedwald Rheinau etabliert. Infolge der starken Nachfrage sei die aktuelle Kapazität wohl bis 2027 erschöpft, so dass weitere Bereiche für den bis ins Jahr 2109 vertraglich festgelegten Betrieb erschlossen werden sollen. Bis Ende 2016 habe die Stadt 250 000 Euro durch ihre Beteiligung am Friedwald erwirtschaftet. Unabhängig davon bleibe das Bestattungsangebot auf den anderen Friedhöfen erhalten.
Zu den weiteren Themen gehörte der geplante Bau der Fuß- und Radwegbrücke über den Rhein bei Freistett. In diesem Zug wolle das Département Bas-Rhin die Brücke auf französischer Seite »trotz massiver Intervention«, so Welsche, für drei Monate komplett schließen, um diese zu erneuern (wir berichteten). Dazu werde es am 10. April, 19 Uhr, eine Infoveranstaltung in der Ecrhin-Halle in Gambsheim geben.
Mit Blick auf die Erschließung des ehemaligen »Bosch-Areals« in Freistett – hier sollen Wohnungen für rund 700 Menschen entstehen – gehe es 2017/18 um die Bebauungsplanung, bevor 2018/19 die Erschließung und 2019/20 der Verkauf der Bauplätze beginnen könne, so die optimistische Prognose des Bürgermeisters.
Eine Daueraufgabe
Eine wichtige Daueraufgabe sei die laufende Kanalsanierung. Im Zuge der Eigenkontrollverordnung habe man von 2008 bis 2016 insgesamt 2,2 Millionen Euro in das 141 Kilometer lange Kanalsystem investiert. Weitere 2,8 Millionen Euro seien bis ins Jahr 2024 nötig – »bevor es ab 2025 dann wieder von vorne losgeht«, so Welsche. Schwerpunkt 2017 seien ein Teilbereich von Freistett und Hausgereut.
Zum Schluss nannte Welsche Maßnahmen, die ab 2017 anstehen, und da in der Fragestunde niemand etwas wissen wollte, konnten die Besucher nach der Sportlerehrung (siehe rechts) umso schneller zum letzten und wohl angenehmsten Tagesordnungspunkt übergehen – den Stehempfang mit Sekt und Häppchen.
Sportlerehrung
Ausgezeichnete Sportler 2016
ls »Vorbilder für andere« ehrte Bürgermeister Michael Welsche – zum Teil in Abwesenheit – zahlreiche Einzel- und Mannschaftssportler für ihre herausragenden sportlichen Leistungen 2016. Diese sind zum Teil in auswärtigen Vereinen aktiv und haben »ein Dauerabonnement auf den Sportpreis«, wie der Rathauschef mit einem Augenzwinkern meinte, erhielten doch einige von ihnen bereits zum dritten Mal eine entsprechende Würdigung vonseiten der Stadt. Für die Sportler gab’s zudem ein »Arm-Safe« fürs Handy mit integriertem Blinklicht.
Einzelsportler
◼ Olivia Massa – Sportgymnastik, 1. Platz badische Meisterschaften Mannschaft
◼ Sunny Schmälzle – Sportgymnastik, 1. Platz Landesbestenkämpfe im Mannschaftswettbewerb
◼ Romy Gronau – Reitsport, Silbermedaille bei der Landessiegerwertung des Ponyreitens Dressur
◼ Lina Zimmer – Leichtathletik, 1. Platz badische Bestenliste
◼ Rebecca Lasch – Hammerwurf, 2. Platz baden-württembergische Meisterschaften
◼ Melissa Lasch – Hammerwurf, 1 Platz baden-württembergische Meisterschaften
◼ Elena Brazhnik – Kickboxen, Weltmeisterin Disziplin K-1
Mannschaften
◼ SV Freistett – Leichtathletik mit Lina Zimmer und Nele Hauß, badische Mannschaftsmeisterschaften mit dem Team der LG Ortenau Nord
◼ TuS Helmlingen – Handball C-Jugend, Vizemeister Südbadenliga Staffel Nord
◼ Schulmannschaft Realschule – Handball, Vize- Landesmeister »Jugend trainiert für Olympia«
◼ Tim Stein und Fabian Schrade, DLRG-Rettungsschwimmen Bezirksmeister/badischer Landesmeister
◼ Tus Helmlingen –Handball, Mannschaft Herren I, Meister der Landesliga Nord
◼ SV Freistett – Fußball, Seniorenmannschaft I, Bezirksmeister
◼ AG Unteres Hanauerland – Turnen, Mannschaft weiblich, 1. Platz Bezirksliga Süd bru
Wohnungsbau erfordert viel Geld
Viel Geld nehme die Stadt Rheinau derzeit für die Sanierung der in der städtischen Wohnungsbaugesellschaft befindlichen Objekte in die Hand, betonte Welsche. Die Liste umfasst 99 Wohnungen und 6 Gewerbeeinheiten; die meisten befinden sich in der Freistetter Neuländstraße und im Linxer Brahneckweg. 2015 und 2016 habe die Stadt gut 1,8 Millionen Euro für die Sanierung der sechs Häuser mit 24 Wohnungen in der Neuländstraße ausgegeben.
2017 und 2017 sollen die 1955 errichteten und mittlerweile rechts maroden 22 Reihenhäuser und zwei Mehfamilienhäuser (insgesamt 30 Wohnungen) folgen. Kostenpunkt: 2,5 Millionen Euro. Das Geld fließe unter anderem in die Bereiche Dämmung und Heizungserneuerung. bru
Am Rande/Doppelter musikalischer Genuss
Ein besonderer Hörgenuss war der Auftritt von Lea Balzar an der Violine, die von ihrem Großvater Andreas Dilles am Piano begleitet wurde. Für den eindrucksvollen Auftritt der gerade erst 14-Jährigen aus Memprechtshofen gab es schallenden Applaus. Das Duo präsentierte zunächst das Stück »Czardas« und legte wenig später mit »Schindlers Liste« nach.
In routinierter Leichtigkeit hatte zuvor bei der Eröffnung die Stadtkapelle Freistett unter der Leitung von Roland Wolf die Besucher auf den Abend eingestimmt. Zunächst mit dem Stück »The Olympic Spirit«, passend zur späteren Sportlerehrung, dann mit »Abel-Tasman« machten die Musiker Lust auf ihr am 22. April am gleichen Ort stattfindenden Konzert. bru